Der Frosch vom Hachenbach - oder.... (von Hermann Maier, Lohra)

...Was haben japanische Goldfische in einem hessischen Tümpel zu suchen?

Bei Fröschen ist es alter Brauch,
dass sie im Frühjahr wandern.
Wenn's kribblig wird in Brust und Bauch,
den einen zieht's zur andern.

Da ist kein Weg zu weit, zu lang,
kein Gras zu dicht und Hecke.
Kein Berg zu hoch und steil der Hang
beim Frühjahrsliebeszwecke.

Da wird die Straße überquert,
nicht rechts noch links zu schauen.
Die Ökos finden's unerhört,
deshalb sie Tunnels bauen.

Ein Froscherich im Hachenbach
spürt auch dies tiefe Sehnen.
Wo sind sie denn, so denkt er nach,
die kleinen grünen Schönen.

Und wie er sinnt und wie er lauscht,
ereilt ihn die Depesche:
"Am Hainbuchsberg ein Tümpel ist,
da gibt es goldne Frösche".

Auch Fröschinnen sind in dem Teich,
in güldenem Gewande.
Sie sind so lieb, sie sind so weich,
zu allem sie imstande.

Da will ich hin, die muß ich seh'n,
vielleicht auch mal berühren.
Und wenn's im Tümpel dunkel wird
die Süßeste verführen.

Die Straße, die nach Kehna führt,
muss er noch überqueren.
Ein Riesensprung, er hat's geschafft,
ein Auto kann er hören.

Er ist am Ziel und sieht's genau
im grünen Wasser funkeln.
Die Fröschinnen mit goldner Haut
im Biotop sich schunkeln.

Er zieht sich aus und springt hinein
ins goldene Getümmel.
"Was willst du hier, du nackter Frosch,
du hast wohl einen Fimmel".

Scher dich hinweg, du Ekelplatsch
mit deinen krummen Beinen.
Du bist hier in 'nem Goldfischteich,
hau ab und hüpf zu deinen.

Dem Froscherich wird angst und bang,
man sieht ihn fast erbleichen.
Denn in der Tat, erkennt er schnell,
die sind nicht meinesgleichen.

Ein letztes Mal versucht er es
ein Goldfischlein zu küssen.
Ein Flossenschlag, ein Schwänzchenschnick,
es will von ihm nichts wissen.

Voll Traurigkeit und auch voll Wut
kriecht er ins Ufergras.
Die Liebesglut klingt langsam ab,
was übrig bleibt ist das:

Wie steh ich nun zu Hause da,
vor Hachenbachgenossen:
"Wo bleibt sie denn, die goldne Braut,
die dich ins Herz geschlossen?"

Da sitzt er nun, der kleine Frosch
im Kehnastraßengraben.
Auf Wiedersehn, du schnöde Welt,
es will mich keiner haben.

Die Träne rinnt, sein Herzchen klopft,
er sitzt am Mittelstreifen.
Da kommt ein roter Opel an,
erwischt ihn mit den Reifen.

Pritsch-pratsch, so geht's dahin
bei dem Gewicht kein Wunder.
Der Froscherich, der ist nun platt,
noch platter als 'ne Flunder.

Gebrochen ist's Froschäugelein,
doch sieht man noch im Dunkel
genau geseh'n im Mondenschein
Goldpünktchen drinnen funkeln.

Und die Moral von der Geschicht:
"Goldne Frösche gibt es nicht,
schon gar nicht auf der Hainbuchshöh,
wenn du's nicht glaubst, geh' hin und seh'!

myheimat-Team:

Sandra Weilacher aus Rauschenberg

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