Ein Brinker Bauer erwirbt Zollgerechtigkeit

Der Krug um 1905
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Laut einem Erbzinsbrief vom 1. Mai 1753 war der Landwirt Hans-Heinrich Eicke aus Brink vor Hannover (heute: Langenhagen) im Besitz der Zollgerechtigkeit, die ihm das Recht gab, einen Wegezoll von durchgehenden Gütern, oder Personen zu fordern. Maßgebend für das pro Fuhre erhobene Entgelt war die Zahl der Wagenräder und der Zugtiere. Die Zöllner durften in der Regel einen festgesetzten Anteil der von ihnen erzielten Einnahmen behalten. Den Überschuss bekam der jeweilige Landesherr. Diese Form der Zollerhebung wurde um 1830 außer Kraft gesetzt.
Es darf vermutet werden, dass die Familie Eicke dieses Privileg schon vor 1753 hatte, leider fehlen entsprechende Nachweise. Im Amt Langenhagen gab es zu jener Zeit Zollerhebungsstellen in Brink, Bothfeld (um 1800 übernahm Eicke für kurze Zeit auch diesen Zoll) und Groß-Buchholz (Pinkenburg).
Häufig erwarb ein Zöllner auch die Kruggerechtsame. Hans-Heinrich Eicke war im Jahr 1753 im Besitz dieser Schankerlaubnis. Seinen Krug nennt er „Zollkrug“, der übrigens auch heute noch so heißt, doch dazu später mehr. Gleichzeitig war der Krug auch eine Ausspannstation. Pferde bekamen auf nahen Wiesen oder in Stallungen eine kurze Verschnaufpause inklusive Stärkung. Auch die Postkutsche hielt hier, um Post aufzunehmen bzw. abzugeben. Außer den genannten Tätigkeiten betrieb die Familie Eicke auf ihrer Hofstelle Brink Nr. 33, neben den landwirtschaftlichen Aufgaben, einen schwunghaften Pferdehandel, der sogar Abnehmer außerhalb des Calenberger Landes fand.
Ausgang des 19./Anfang des 20. Jahrhunderts ist Eduard Eicke Inhaber des Gasthofs (die Bezeichnung „Krug“ war unmodern geworden) „Zollkrug“ und gleichzeitig auch Landwirt.
Das blieb so bis Mitte der 1930-er Jahre. Dann wurde das alte Fachwerkgebäude durch einen verputzten Steinbau ersetzt. Neuer Inhaber (Pächter) des Gasthofs wurde Heinrich Sender aus Stöcken. Nach der Zusammenlegung von Langenhagen, Brink und Langenforth zu einer Landgemeinde (1938) änderte sich die Erreichbarkeits-Adresse: Aus Brink Nr. 33 wurde Stader Landstraße 140.
Im Krieg erlitt der „Zollkug“ große Zerstörungen. Doch schon bald ging es weiter. Das Gebäude wurde wieder errichtet. Nach mehreren Umbauten und Modernisierungen schwingt heute Thomas Gosewisch-Eicke im „Zollkrug“, nach einer erneuten Straßen- Änderung jetzt Walsroder Straße 36, das Zepter. Gosewisch-Eicke, was für ein Traditions-Name! Die Familie Gosewisch ist seit Jahrhunderten in Langenhagen heimisch, zunächst in Wagenzelle Nr. 1 (Eichenhof) später Kaltenweide, Eichenhof, Wagenzeller Straße, heute: Eichenhof Kaltenweide, Wagenzeller Straße 16, 30855 Langenhagen.
Auch in der Nachbargemeinde Bothfeld sind Gosewisch‘s zu finden. Durch die Heirat von August Gosewisch (1908-1972), Kaltenweide 1, mit der Bothfelderin Dorothea Homeyer (1912-1992) fiel ihnen der Kleinkötnerhof Nr. 30 in der Gernsstraße zu. Ein weiterer Erbfall ermöglichte den Besitz des ehemaligen Vollmeierhofs Nr. 5 in der Sutelstraße.
Zum Schluss noch eine Anmerkung: Die Fotostrecke könnte für den Betrachter verwirrend sein.
Auf der Lithografie „Gruß aus Brink“, um 1905, ist ein verputzten Bau zu sehen. Das Foto, kaum 10 Jahre später aufgenommen, zeigt einen unverputzten Fachwerkbau. Die Erklärung ist einfach:
Der Steinzeichner aus dem Hause O. B. Schulze, Döhren (Gemeinde bei Hannover, 1907 nach Hannover eingemeindet), nahm es mitunter bei der bildlichen Wiedergabe nicht so genau. Als Beweis ist eine Darstellung der Gastwirtschaft Stöckmann, Bothfeld, beigefügt. Man erkennt auf dem Foto eine Raseneisenstein-Ausfachung, die lithografische Ansicht lässt dieses Merkmal vermissen. Also, liebe Einwohnerinnen und Einwohner aus Langenhagen, die Historie des „Zollkrug“ braucht in eurer Stadt nicht umgeschrieben werden.

Bürgerreporter:in:

Bernd Sperlich aus Hannover-Bothfeld

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