Siegertexte im Schreibwettbewerb: Long Haven Island (von Franziska Zoller)

Titelverteidigung! Wie schon im Vorjahr hat Franziska Zoller (15) aus Langenhagen in ihrer Altersklasse den Schreibwettbewerb des Kunstkreises Laatzen gewonnen. Hier ist Ihr Siegertext in der Kategorie "Klasse 9 bis 13":

Long Haven Island

von Franziska Zoller

Mein Leben lang habe ich auf Long Haven Island gelebt. Das sind 18 Jahre. Ich kenne nichts anderes als die sichelförmigen Berge, die sich über unserem kleinen Dorf erheben. Sie erstrecken sich von Westen nach Osten und bilden somit die südliche Grenze. Im Norden ist nichts als das weite Land, die Felder, von denen wir leben, und weit, ganz weit draußen, der Ozean. Hinter den Hügelkuppen im Norden liegen die Steilküste und die raue See, die uns von allen Seiten umgibt, denn schließlich ist unser Land eine Insel. Im Westen, hinter den Bergkuppen, liegt die Stadt Gellensky und im Osten die Stadt Levianth. In Gellensky regiert der Diktator, der über ganz Long Haven Island bestimmt. In Levianth lebt unser Präsident, der keinerlei Macht besitzt und uns nur berichtet, was der Diktator beschlossen hat. Das ist mein Leben. Das war mein Leben. 18 Jahre lang immer das gleiche. Die gleichen Leute, die in meiner Straße leben, die gleichen Feldarbeiter aus meinem Arbeiterkommando, die gleichen Felder, die gleichen Berge, der gleiche Zaun, der Long Haven Island umgibt. Vor gut dreißig Jahren brach eine Flut über alle Länder der damaligen Welt aus und vernichtete alles, bis auf Long Haven Island. Die kleine, geradezu winzige Insel in der ehemaligen Nordsee ist alles, was auf dieser Welt an Erde geblieben ist. Das hat man mir erzählt. Seit ich denken kann. Aber jetzt ist alles anders. 18 Jahre lang haben sie mich belogen.
Es begann am ersten Tag des fünften Monats. Präsident Tiproe hat uns im Namen unseres Diktators auf dem Versammlungsplatz zusammengerufen und hält, wie immer am Anfang eines Monats, seine immer gleichen, leiernden Reden. Reden über Arbeitsmoral, Durchhalte-vermögen und Loyalität, die beinahe jeder von uns schon auswendig mitsprechen kann. Ich versuche sie einfach größtenteils auszublenden. Glücklicherweise ist unser Dorf Sympetah eines der größeren und liegt nicht weit von der einzigen Straße entfernt, die Gellensky und Levianth verbindet. Die Felder, die das Arbeitskommando bearbeitet, zu dem ich gehöre, liegen im Nordwesten. Es sind riesige Weizenfelder, die durch kleine Flüsse, die zwischen ihnen verlaufen, bewässert werden. Doch jetzt beginnen die trockenen Monate und wir müssen das Wasser aus den Brunnen herschaffen, da die Flüsse bald versiegen werden. So ist das jedes Jahr und jedes Jahr haben wir es bisher geschafft, genug Weizen und anderes Korn zu ernten, um nicht zu verhungern. „Diese Reden werden auch immer langweiliger, findest du nicht auch?“ Ich schrecke aus meinen Gedanken hoch und drehe mich etwas zur Seite. Natürlich hatte ich die Stimme erkannt. „Das liegt nur daran, dass wir sie schon oft gehört haben, Aragorn. Weißt du noch, als wir gerade sieben geworden sind und die Erlaubnis bekamen, dass wir auf den Feldern arbeiten durften? Wie haben wir auf diese Reden am Monatsanfang hingefiebert. Aber es verliert irgendwann seinen Reiz, wenn man immer das Gleiche vorgetragen bekommt.“ Aragorn muss lächeln und auch ich kann mir ein Schmunzeln nicht verkneifen. Aragorn wohnt im Nebenhaus. Er ist nur wenige Tage älter als ich, sodass wir in der Kindheit viel miteinander unternommen haben. Und als wir schließlich im gleichen Monat sieben geworden sind, da teilte man uns dem gleichen Arbeitskommando zu und ein neuer Abschnitt in unserem Leben begann. Aber was anfangs spannend und aufregend gewesen war, wurde schon bald eine regelrechte Plage, da man mit zunehmendem Alter immer mehr Verantwortung für die Felder übernehmen musste. Momentan arbeiten Aragorn und ich noch zusammen, Hand in Hand, so wie wir es uns angewöhnt hatten. Viele aus unserem Dorf sind sich einer Hochzeit zwischen uns schon sicher, aber ich sehe ihn nicht als potenziellen Mann. Ich sehe ihn als Freund. Aber wenn man ihn so betrachtet, ist er alles andere als eine schlechte Wahl: Er ist hochgewachsen und schlank, aber sehr muskulös. Man kann seine kräftigen Arme sehen, die mit Muskeln durch-zogen sind. Er hat zudem sehr gepflegtes, nachtschwarzes Haar und Augen, die wie graue Monde funkeln. Ich hätte wetten können, dass, wenn ich ihn nicht schon im Alter von vier Jahren kennengelernt hätte, dass ich ihn dann hätte lieben können. Dass ich erfreut gewesen wäre, eine so gute Partie für mich beanspruchen zu können. Aber so... „Calleria? Hast du gehört, was ich gesagt habe?“ Ich schüttele leicht den Kopf. „Verzeih mir Aragorn, ich habe wohl geträumt.“ Er sieht mich leicht tadelnd an, doch ich kann den Schalk hinter seiner Maske sehen. „Ich habe dich gefragt, ob du heute Abend nach der Feldarbeit mit mir etwas trinken gehen möchtest. Ich weiß, wie knapp das Geld ist, aber... das Sympetath Holograph hat heute Abend alles etwas günstiger und... ich hatte gehofft du würdest mich vielleicht begleiten.“ Ich schaue ihn mit großen Augen an, mache meinen Mund auf, schließe ihn dann aber wieder. „Ja... eine Auszeit wäre vielleicht nicht schlecht. Ich würde mich freuen, wenn ich dich begleiten dürfte.“ Er schenkt mir ein triumphales, glückliches Lächeln und wendet sich dann von mir ab, um nicht den Eindruck zu erwecken, dass wir den Reden Tiproes nicht zuhören würden. Denn um die versammelte Gruppe aller Feldarbeiter stehen die Soldaten aus Levianth und mustern unsere Bewegungen mit kritischem Blick. Jeder von ihnen hat eine Zaratgun in einem Halfter um seine Hüfte. Eine Zaratgun, das ist eine Art Pistole, aber ohne Kugeln. Sie wird an deinen Kopf gehalten und wenn man abdrückt, bist du von solchem Lärm erfüllt, dass du es nicht aushältst und zu Boden gehst. Du stirbst nicht, du bist nur bewusstlos, das ist ein Vorteil. Dennoch habe ich nicht vor jemals auszuprobieren, was eine Zaratgun tatsächlich mit einem anstellt. Ich versuche deshalb, ebenso wie Aragorn, wenigstens so auszusehen als würde ich zuhören, denn bei aller Technik, die die Hauptstädte, die wir Kapitole nennen sollen, auch haben, in unseren Köpfen sind wir sicher. Niemand kann in sie eindringen und uns rauben, was wir denken. „Und so komme ich zum Ende, der monatlichen Rede, die euch stärken soll, unserem Diktator zu dienen.“ Tiproes Stimme hallt über den Platz. Jetzt erst höre ich zu, denn nach den langweiligen Reden verliest er die Neuigkeiten, die Ereignisse die geschehen werden oder geschehen sind. Manchmal sind es gute Dinge – wie den einen Monat, als man uns verkündete, dass Argonal, die Stadt auf der anderen Seite der Straße, einen Überschuss an Getreide zu melden hatte und wir nicht mehr so hart arbeiten mussten. Aber manchmal sind es auch schlimme Dinge wie die Verschärfung der Gesetze oder die Wasserknappheit im Norden. Doch diesmal scheint es nicht wirklich Neues zu geben und Tiproe entlässt uns, nachdem wir alle zusammen den Eid der vereinigten Städte gesprochen haben. Als ich am Abend das Sympetath Holograph betrete, sitzt Aragorn bereits an der Bar und unterhält sich mit Kreporius. Kreporius ist für sein Alter ziemlich groß und er hat langes, beinahe weißes Haar, das er sich im Nacken zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden hat. Er arbeitet mit Aragorn und mir in einer Einheit und zu dritt bilden wir den Kopf. Wir helfen den Jüngeren, Kleineren und sorgen dafür, dass die Arbeit sorgfältig ausgeführt wird. „Wir haben dich bereits erwartet Calleria. Schön, dass du auch noch gekommen bist.“ Ich nicke nur freundlich und lasse mich auf einen Hocker neben Aragorn sinken. Zu meiner Überraschung stelle ich fest, dass er mir bereits ein Getränk bestellt hat. Der dampfende, heiße Tee versprüht einen ungeheuerlich süßen Duft. „Dankeschön“, flüstere ich, als Aragorn sich zu mir herumdreht. „Immer wieder gern.“ „Erwartest du irgendeine Gegenleistung?“, frage ich lächelnd. Er legt seinen Kopf schief und überlegt eine Weile. „Nur die deiner puren Gesellschaft. Das ist alles.“ Ich muss lachen. „Meiner Gesellschaft kannst du dir gewiss sein.“ Es tut gut, sich mit Aragorn zu unterhalten.
Er lässt mich für einen Moment all meine Sorgen vergessen und zeigt mir, dass das Leben doch auch gute Seiten hat. Wir unterhalten uns den gesamten Abend, bis der Himmel sich draußen dunkel färbt. Als ich nach Hause gehen möchte, nimmt Aragorn mich bei der Hand und führt mich hinaus in die Dunkelheit. „Was hast du vor?“, frage ich ihn, als er mich in die Richtung der Weizenfelder führt. Es ist nicht wirklich verboten, aber auch nicht gerne gesehen, wenn sich die Bewohner der Stadt nach Einbruch der Dunkelheit noch großartig draußen aufhalten. Es ist nicht so, dass ich mich fürchte, aber mir ist nicht wohl bei dem Gedanken, von irgendwelchen angetrunkenen Soldaten aufgegriffen zu werden, nicht einmal mit Aragorn an meiner Seite. Auch er könnte nichts gegen ihre Waffen ausrichten. „Du wirst schon sehen, was ich vorhabe“, ist alles, was er dazu sagt. Es dauert eine Weile, bis er anhält und sich auf das feuchte Gras fallen lässt. Ich bemerke erst jetzt, dass wir auf einem Hügel sitzen und das Meer sehen können. Wir müssen die Verbindungsstraße überquert haben, doch ich habe es nicht bemerkt. Der Anblick kann einem den Atem rauben. Der dunkelviolette Himmel bricht sich in unzähligen Facetten im Wasser, auf dem Ölfäden glitzern, die sich wie ein Spinnennetz durch die Fluten spannen. Es sieht unbegreiflich schön aus. „Ich frage mich von Zeit zu Zeit, wie es früher wohl gewesen ist. Als unsere Eltern noch jung waren. Man liest darüber ... aber kannst du es dir vorstellen? Den klaren Nachthimmel?

All das? Ich versuche es manchmal ... aber es klingt zu unglaublich“, flüstert Aragorn, um die Stille nicht vollends zu zerstören. „Du hast recht. Als meine Eltern noch lebten, haben sie mir davon berichtet, dass sie als Kinder an einem Ort gelebt haben, der ganz anders war als diese Insel hier, bis zu jenem Tag, an dem die Flut kam. Es gab dort unendliche Wälder und Städte mit Häusern so hoch wie Bäume. Das klingt wie in einem Märchen...“. Ich hätte auch noch weitergesprochen, aber etwas anderes hat meine Aufmerksamkeit erregt. Dort draußen auf dem Meer treibt etwas ... ich kann es nicht zuordnen. Es hat eine ungewöhnliche Form und etwas Weißes, Dreieckiges flattert an ihm festgebunden im rauen Wind. Es siehst aus wie ... „Ein Schiff? Ist das ein Schiff?“ Aragorn hat es ebenfalls entdeckt und tatsächlich sieht es aus wie die Zeichnungen von Schiffen in unseren Schulbüchern. Bevor ich etwas erwidern kann, ist er auch schon losgelaufen. Ich beeile mich ihm zu folgen. Meine Füße berühren kaum den Boden, so schnell muss ich rennen, um mit ihm Schritt halten zu können, aber es tut gut. Ich bin schon lange nicht mehr gerannt. Ich kann mein Herz in meiner Brust wild schlagen hören und das Blut fühlen, wie es durch meinen Körper rauscht.„Aragorn!“, rufe ich, vollkommen außer Atem, als er endlich stehen bleibt. Wie angewurzelt steht er an der Kante zum Wasser.
Dort, mittlerweile keine fünf Meter vom Ufer entfernt, schwimmt ein Schiff. Es sieht alt aus und das Tuch, das schlaff an ihm baumelt, ist zerrissen. Aragorn sieht ihn zuerst, den Menschen, der scheinbar bewusstlos in dem Boot liegt. Als ich ihn erblicke, muss ich mir die Hand vor den Mund schlagen, um nicht zu schreien. Es ist lange her, zu lange, als dass ich mich daran erinnern möchte, dass ich einen verletzten, blutenden Menschen gesehen habe. Tränen steigen mir in die Augen, als ich mich trotzdem erinnere, an meine Eltern, wie sie auf dem Boden unseres Hauses lagen, und an all das Blut, das scheinbar aus dem Boden zu kommen schien. Ich erinnere mich daran, wie ich neben ihnen gelegen und geweint habe, stundenlang und daran, wie die Soldaten es später als „Unfall“ quittierten und die Suche nach den Verantwortlichen nach ein, zwei Jahren einstellten. Der Schock dauert ein paar Minuten an und als ich langsam wieder erwache, sehe ich, dass Aragorn den jungen Mann gerade aus dem Boot an Land zieht. Er steht hüfttief im Wasser und ist sichtlich am arbeiten. Ohne weiter nachzudenken bahne ich mir einen Weg durch die Fluten zu ihm hin und bin verwundert, wie kalt das Wasser doch ist. Wie Nadelstiche. Gemeinsam mit Aragorn geht es einfacher, die Person an Land zu ziehen, doch kaum haben wir einigermaßen festen Boden unter den Füßen, stolpere ich und reiße uns drei zu Boden. Mit dem, was dann passiert, habe ich nicht gerechnet: Der Mann schreckt mit einem panischen Schrei hoch und reißt die Augen auf. Als ich mich wieder aufgerappelt habe, sehe ich, wie sich der Fremde mit panischem Blick umsieht. „Wo bin ich?“, fragt er mit bebender Stimme, als er Aragorn und mich mustert. Aragorn zögert einen Moment, aber auch nur einen kurzen Moment, der mir sagt, dass er ebenso überfordert mit der Situation ist wie ich. „Sie sind auf Long Haven Island Sir.“ Seine Augen werden, soweit das möglich ist, noch etwas größer und werfen uns geradezu mitleidige Blicke zu. Er scheint seine Verletzungen nicht so sehr zu spüren, vielleicht sieht es auch schlimmer aus, als es eigentlich ist. Mir fällt es schwer, die rote Verfärbung seiner Kleidung zu ignorieren. „Ihr zwei“, er deutet auf uns, etwas hektisch und schaut sich abermals um, als hätte er Angst, man hätte ihn verfolgt. „Ihr wohnt hier, ja? Ihr lebt auf dieser Insel ... ihr seid keine ... Soldaten oder Regierungsmitglieder oder...“ „Nein“, unterbricht Aragorn ihn. „Wir leben hier ... aber, warum fragen sie das bitte? Wer sind sie überhaupt? Was wollen sie hier? Und ... wie sind sie hierher gekommen?“ Der Mann zittert, erst jetzt betrachte ich ihn eingehender. Er ist jung, vielleicht Mitte zwanzig. Sein Haar ist hell und kurz und schimmert im Mondlicht. Er hat einen stoppeligen Bart, wahrscheinlich hat er sich die letzten Tage nicht rasiert. Er hat etwas Freundliches, geradezu Fürsorgliches in seinem Gesicht, aber die Narben zeugen eindeutig von einem starken Willen. Es braucht nicht viel Überredung und er erzählt uns bereitwillig alles, was wir wissen wollen, wobei er diese Angst verströmt, diese Furcht, als täte er etwas Verbotenes und hätte Angst erwischt zu werden. Und tatsächlich hat er allen Grund dazu. Er erzählt uns, dass sein Name Walter sei. Er erzählt uns, dass er ein Flüchtling sei, der vor der Regierung davonläuft. Er war verfolgt worden und er sei nur knapp entkommen. Er erzählt uns, dass er von einem Ort namens Hamburg kommt. Aus Deutschland. Deutschland. Ein Ort der, so behaupteten es zumindest all die Lehrer und Minister, verschwunden sein müsste. Aber es wird noch besser. Walter sagt, Long Haven Island war ein Plan der Regierung. Ich will ihm nicht glauben, ich kann ihm nicht glauben. Ich werfe Aragorn einen flüchtigen Blick zu. Er ist bleich geworden. Das kenne ich nicht von ihm. Walter erzählt weiter. Er erzählt uns davon, dass die Regierung in Deutschland vor einigen Jahren ziemlich kompliziert geworden war. Die Regierung setzte Gesetze durch, die angezweifelt wurden. Die Demokratie wurde von der Regierung unterdrückt und bei einigen in der Bevölkerung herrschte die Angst, dass es so enden würde wie früher. Sie hatten Angst vor einem weiteren Weltkrieg. Die Regierung merkte, dass längst nicht alle das neue System anzweifelten. An sich waren es gar nicht viele. Aber diejenigen, die es taten, legten eine unglaubliche Willensstärke an den Tag. Die Regierung konnte sie nicht einfach alle töten lassen, es hätte zu Aufständen und im schlimmsten Fall zur Revolution geführt. Deshalb machten sie einen Plan. Wissenschaftler arbeiteten gerade an einer Methodem, das Wetter kontrollieren zu können, hatten jedoch bisher keine Erlaubnis bekommen, dass sie es öffentlich austesten durften. Jetzt erhielten sie eine Erlaubnis. Und damit nicht genug. Das Gebiet, in dem sie es ausprobieren sollten, wurde an die See verlagert. Und dort fand gleichzeitig ein Kompromisstreffen statt. Alle Menschen, die der Regierung auffällig vorkamen, natürlich durch Bespitzlung und Spionage ermittelt, hatten eine Vorladung erhalten und waren mit Polizeischutz zum vereinbarten Ort gebracht worden.

Als das Unwetter losbrach, war es nicht mehr aufzuhalten. Viele Menschen starben und die Regierung gab die Schuld den Wissenschaftlern und ihrem Experiment, damit die anderen nicht das System oder die Regierung anzweifelten. Die wenigen, die überlebten retteten sich auf eine Insel, beziehungsweise das, was noch davon übrig war. Natürlich war auch das geplant gewesen. Auf die Insel waren zuvor sorgfältig ausgesuchte Minister gebracht worden, natürlich noch unbekannte Gesichter für die Bevölkerung, welche das Neue System aufbauten. Und die Menschen hatten sich zu beugen. Natürlich kam es immer wieder zu Zwischenfällen, aber die Menschen, die sich weiterhin wehrten, wurden eliminiert. Sie waren von der Masse separiert worden, um Aufstände zu vermeiden. Es war alles eine Lüge gewesen. Die Welt existiert noch. Es existiert alles noch. Ich starre Walter verständnislos an. Ich will es mir nicht eingestehen, aber es ergibt einen Sinn. Ich erinnere mich an meine Eltern und wie verbittert sie immer gegen das System gewesen waren. An meine Eltern, die eines Tages einfach ermordet worden waren. Daran, dass es keine Nachforschungen gab. An den Diktator. An Präsident Tiproe. An die Zäune, die uns abgrenzen. An die Technik in den Kapitolen. Woher kommt sie? Wenn doch alles kaputt und zerstört war, woher kommen all die Waffen?„Und jetzt?“, flüsterte ich und traue mich kaum zu atmen. Zu denken. Ich habe Angst vor dem, was passieren wird. Bevor Walter oder Aragorn etwas sagen können, höre ich sie. Die Soldaten. Und als ich mich umdrehe, kann ich sie auch sehen. Zielstrebig laufen sie den Hügel herunter, die Waffen im Anschlag. Ein Schock fährt mir durch die Glieder. War vor einer Stunde nicht noch alles perfekt gewesen? Bevor wir das Boot gefunden hatten? Ich sehe zu Aragorn hinüber. Ich lege meine Hand auf seine zwei Hände, übersät mit feinen, weißen Narben, zwei schmutzige Hände der Feldarbeiter und bevor ich irgendetwas sagen kann oder Aragorn etwas sagen, da werden wir übertönt von Schüssen mehrerer Zaratguns, die auf uns abfeuern und uns in die Schwärze ziehen.

Bürgerreporter:in:

Robin Jantos aus Hannover-Mitte

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