Eine Reise ins Heilige Land

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30 Mitglieder der Arbeitsgruppe 60Plus der Landsberger SPD trafen sich in der Kletterei in Kaufering zu einem Lichtbildervortrag von Dr. Hans-Jürgen Tzschaschel. Keine Pilgerreise nach Israel war das Ziel, sondern das Land unter politischem Blickwinkel zu betrachten. Mit bestechenden Bildern von Land und Leuten faszinierte er die Besucher.

Vor 70 Jahren wurde der Staat Israel gegründet. Nach 2.000 Jahren der Verfolgung und des Exils gelang Ende des 19. Jahrhunderts die Gründung der Zionistischen Weltorganisation. Theodor Herzl verkündete seine Vision von der Besiedlung Palästinas mit jüdischen Ackerbauern, Handwerkern und Gewerbetreibenden. Zwei Weltkriege und gut 50 Jahre sollte es dauern, bis dieser Wunsch Wahrheit wurde. Der jüdische Bevölkerungsanteil Palästinas stieg von etwa fünf Prozent Ende des 19. Jahrhunderts auf fast ein Drittel nach Ende des Zweiten Weltkriegs. Die Einwanderer schufen politische Organisationen, kommunale Verwaltung und gründeten landwirtschaftliche Kollektivsiedlungen - was zu Unmut bei den Arabern Palästinas führte. Nach dem Ersten Weltkrieg kam das Gebiet unter britische Verwaltung. 1947 beschloss die UN-Vollversammlung die Beendigung des britischen Mandats und danach die Teilung Palästinas in einen jüdischen und einen arabischen Staat. Die Staaten der Arabischen Liga, allen voran Syrien, Ägypten, der Irak und Jordanien, lehnten den Teilungsplan als inakzeptabel ab. Nach der Entscheidung begannen arabische Angriffe auf jüdische Siedlungen in ganz Palästina. Am 14. Mai 1948 rief David Ben Gurion den Staat Israel aus. Dies veranlasste Ägypten, Transjordanien, Syrien, Irak und den Libanon in Palästina einzumarschieren, um die Proklamation des jüdischen Staates rückgängig zu machen. Dies war der Beginn des ersten Nahostkrieges. Im Verlauf des Krieges dehnte Israel das Territorium weit über das von den UN zugestandene Gebiet hinaus. Konsequenz waren Flucht und Vertreibung Hunderttausender Palästinenser. In den 70 Jahren seit Israels Staatsgründung kommt es bis heute immer wieder zu kriegerischen Auseinandersetzungen mit den Nachbarstaaten. Dr. Tzschaschel ließ sich während seiner Reise von den kursierenden Gefahrenmeldungen über den Palästinenserkonflikt nicht beeindrucken. Er hatte auch keinerlei angsteinflößende Erlebnisse während der Reise.

In Israel befinden sich alle biblischen Orte des Ursprungs jüdischen und christlichen Glaubens. Tel Aviv, eine Stadt die kaum kontrastreicher sein kann. Jahrtausende alte Steinbauten in der Altstadt Jaffa, die schicken Häuser der Weißen Stadt, moderne Wolkenkratzer und Hotels am Strandufer. Tel Aviv, die Stadt der Bauhaus Häuser wurde von der Unesco in die Liste des Weltkulturerbes aufgenommen. Die touristischen Sehenswürdigkeiten stehen aber im 60 Kilometer entfernten Jerusalem. Die Klagemauer zieht jährlich Millionen von Menschen aus aller Welt an. Der Tempelberg mit dem Felsendom und die Al-Aqsa-Moschee sind Monumente, die von Millionen Touristen besucht werden. Israel ist etwa so groß wie Hessen. Über die Hälfte Israels erstreckt sich die Wüste Negev, die in Regenzeiten sogar grüne Flecken zeigt. Eine dünnbesiedelte Region, doch eine der beeindruckendsten Landschaften Israels. Ein Blick von den Golanhöhen, die einen militärisch strategisch wichtigen Überblick auf den Südwesten Syriens und den Norden Israels bieten. Das Gebiet ist aber keine rein militärische Zone. Israel besiedelte es über die Jahre hinweg. Heute ist der See Genezareth eine wichtige Trinkwasserquelle für das Land. Weiter ging es mit Bildern von sonnenüberfluteten Stränden am Mittelmeer. Bilder vom Landesinneren, mit Taufriten am Jordan entlang, bis hin zum Toten Meer, das am Austrocknen ist, brachten für die Besucher interessante Einblicke. Die Ortschaften Nazareth, Haifa, Jericho, Hebron und Bethlehem mit der Grabeskirche, die von Polizisten geschützt wird, standen natürlich auf dem Tourenplan.

Masada: einst kämpften hier die Juden verzweifelt und letztlich erfolglos gegen den Ansturm der römischen Besatzer. Nachdem die Römer Jerusalem im Jahr 70 erobert hatten, begann schließlich die Belagerung Masadas. Ringsum das Bergmassiv zieht sich der von den Römern gebaute Erdwall, der als Umzingelung aufgeschüttet wurde. Über die zu einer Rampe aufgehäuften Erdschichten wurde die Festung schließlich gestürmt. Um nicht in römische Gefangenschaft zu geraten, verübten die über 1000 Eingeschlossenen kollektiv Selbstmord. Laut einer Überlieferung überlebten zwei Frauen und fünf Kinder, die sich in einer der vielen Zisternen versteckt hatten, den Massenselbstmord. Masada gilt heute als israelischer "Erinnerungsort". Die Bergfestung wurde im Jahr 2001 von der Unesco in die Liste des Weltkulturerbes aufgenommen.

Im Verlauf der Reise kam es selbstverständlich auch zu Begegnungen mit Menschen. Menschen, die nichts anderes im Sinn hatten, als Mitbürger zusammenzuführen, die in Frieden und Freiheit leben wollen, egal welcher Religion, Volksgruppe oder Partei sie angehören. Dazu zählte ein Druse in Nordgalilea, der zwei Söhne im Krieg verlor und trotzdem versucht im kleinen Kreis Drusen, Christen und Juden an einen Tisch zu bringen. Ein gleiches Ziel verfolgt die Talitha Kumi Schule in Beit Jala bei Bethlehem. Die Deutsche Evangelisch-Lutherische Schule, unterrichtet etwa 700 Schüler. Je zur Hälfte Christen und Muslime, sowie Jungen und Mädchen besuchen in dieser Einrichtung den Kindergarten, die Grundschule, das Gymnasium oder die Berufsschule.

Obwohl Dr. Tzschaschel seine geplante Redezeit weit überzog, musste er noch in einer heftigen Diskussion Rede und Antwort stehen. Warum die Palästinenser in Israel nicht die gleichen Freiheiten haben wie Israelis. Zum Beispiel gibt es sehr viele Check Points und Kontrollen, war eine Frage. Sicher hängt das damit zusammen, dass Nadelstiche der Nachbarn Israels mit Raketen oder Feuerluftballonen, Land und Leute auf israelischem Gebiet attackieren. Israel steckt in einem langen historischen Prozess, der noch nicht gelungen und noch nicht gescheitert ist. Doch wohin er führt, ist ungewiss. Allein der enormen historischen Kultstätten wegen ist das Land eine Reise wert

Bürgerreporter:in:

Hans Bucsek aus Landsberg am Lech

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