Interview mit Thomas Heitele

Thomas Heitele ist seit acht Jahren der Leiter des mittelschwäbischen Heimatmuseums Krumbach. | Foto: Thomas Heitele
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Thomas Heitele ist seit acht Jahren Leiter des Mittelschwäbischen Heimatmuseums Krumbach. Im Interview spricht er über die Krippenschauen, die „Schule der Fantasie“, das Gedenkjahr 2009 und die Ausstellungshighlights des nächsten Jahres.

myheimat: Herr Heitele, Sie leiten bereits seit acht Jahren das Mittelschwäbische Heimatmuseum in Krumbach. Sie haben zahlreiche Programme auf die Beine gestellt. Welche Projekte waren besonders erfolgreich?
Thomas Heitele: Erfolgreich sind jedes Jahr beispielsweise die Krippenausstellungen, besonders im letzten Jahr hatten wir durch den Internationalen Krippenkongress viele Gäste. Unser Krippenschauen hat die Teilnehmergruppe aus Spanien so begeistert, dass sie in diesem Jahr in San Sebastian eine Krippenausstellung mit Krippen aus Mittelschwaben haben möchten. Das war für uns eine schöne Bestätigung der harmonischen und effektiven Zusammenarbeit zwischen Krumbacher Krippenfreunden und Museum. Ich erwarte auch in diesem Jahr durch die Beteiligung aller Krippenvereine aus dem Landkreis Günzburg eine gute Besucherzahl. Das ist nur ein Beispiel.

myheimat: Erzählen Sie doch kurz, was das Heimatmuseum 2008 zu bieten hatte. Welches Projekt hat Ihnen am besten gefallen?
Thomas Heitele: Im Lauf des Jahres 2008 gab es wieder ein umfangreiches und vielseitiges Programm. Besonders aufwändig war die Ausstellung zur Kleidungsgeschichte „Alte Zöpfe – Neue Hüte“. Ich meine, wir haben das Thema auch gestalterisch ansprechend präsentieren können. Überrascht hat uns die diesjährige Jugendkunstausstellung mit vielen eingereichten Arbeiten von erstaunlich guter Qualität. Inzwischen beteiligen sich Jugendliche aus der ganzen Region. Gut gefallen haben mir auch die Ausstellungen von Andreas Decke und Max P. Haering.

myheimat: Zwei Highlights des Museumsjahres waren die Ausstellung „crossroads“ des Stuttgarter Künstlers Max P. Häring und die Ausstellung „Licht“ des Landschaftsmalers Andreas Decke. Wie haben Sie diese Projekte erlebt und wie war die Resonanz der Besucher?
Thomas Heitele: Für mich waren diese beiden Ausstellungen ein Höhepunkt im Jahresprogramm. Die Zeichnungen Max P. Haerings sind sehr ideenreich und geprägt durch die technische Perfektion. Wir haben die einmalige Chance nutzen können, diese Zeichnungen erstmals in einem solchen Umfang präsentieren zu können. Die beste Ergänzung zu den feinen Zeichnungen waren die großzügig und locker gemalten Landschaften von Andreas Decke, der uns in der Ausstellung besonders mit seinen neuesten Werken überrascht hat, die einen neuen und nicht minder überzeugenden Andreas Decke ankündigen.

myheimat: Viele Museen klagen über mangelndes Interesse, besonders bei jungen Leuten. Waren Sie dieses Jahr mit den Besucherzahlen des Heimatmuseums zufrieden? Wie würden Sie die Hauptzielgruppe beschreiben?
Thomas Heitele: Grundsätzlich können wir nicht über mangelndes Interesse von Jugendlichen klagen. Der Erfolg der Jugendkunstausstellung bezeugt dies. Auch die Ausstellungen von Andreas Decke und Max P. Haering waren besonders bei der jüngeren Generation gefragt. Wenn es eine „Hauptzielgruppe“ gibt, dann ist das die gesamte Bevölkerung. Wir bemühen uns sehr darum, für möglichst viele verschiedene Altersgruppen und Interessenslagen passende Angebote in unseren Veranstaltungskalender aufzunehmen. Darin erkenne ich den entscheidenden Vorteil eines Heimatmuseums, das thematisch wenig Grenzen kennt. Diese Chance können und müssen wir nutzen, damit wir möglichst viele Gäste haben und das Museum eine breite Öffentlichkeit anspricht. Darin sehe ich eine persönliche Verantwortung als Museumsleiter, denn das Museum ist schließlich durch die Allgemeinheit finanziert.

myheimat: Der Jugendkurzfilmwettbewerb „Kammelflimmern“ konnte 2008 nicht stattfinden. Was war der Grund dafür?
Thomas Heitele: Die Absage hat mir selbst sehr leid getan, war aber angesichts der wenigen in den Wettbewerb eingereichten Filme notwendig geworden. Wir werden uns zusammensetzen und die Gründe dafür suchen und reagieren. Alle Veranstalter, das sind Jugendliche der KSJ und das Museum haben sich zunächst darauf geeinigt, das Kammelflimmern auch im nächsten Jahr anzubieten. Wir haben manchmal auch bei der Jugendkunstausstellung schon deutlich weniger Einreichungen gehabt, ohne daran zu denken, diese deshalb einzustellen.

myheimat: Im myheimat Interview vom letzten Jahr erzählten Sie von dem Projekt der „Schule der Phantasie“, das als Ergänzung zum Kunstunterricht in der Schule gedacht ist. Warum ist aktive Kunsterziehung für Kinder und Jugendliche so wichtig? Bietet die „Schule der Phantasie“ auch Kurse für Erwachsene an?
Thomas Heitele: Die Kurse der Schule der Phantasie sind anders als Kunstunterricht, die Themen sind freier, offener, die Kinder haben mehr Möglichkeiten ihre Phantasie auszuleben. Ein entscheidender Unterschied liegt auch darin, dass die Ergebnisse nicht benotet oder bewertet werden. In der Schule der Phantasie geht es darum, durch die freie Entfaltungsmöglichkeit der Phantasie die Entwicklung des Selbstbewusstseins der Kinder zu fördern, in Teamarbeiten auch Respekt vor der kreativen Leistung anderer zu entwickeln. Das Konzept der Schule der Phantasie von Prof. Rudi Seitz ist zunächst auf Kinder ausgerichtet.

myheimat: In acht Jahren als Amtsleiter haben Sie sicher schon viele Ausstellungen erlebt. Welchen Künstler würden Sie noch gerne für eine Ausstellung gewinnen?
Thomas Heitele: Bisher war es glücklicherweise so, das ich die Künstlerinnen und Künstler, die ich gerne ausstellen wollte, auch gewinnen konnte, wobei die Auswahl auf die erweiterte Region in etwa zwischen Augsburg und Ulm beschränkt blieb. 2010 werden wir beispielsweise einer Ausstellung mit Arbeiten der Künstlerin Doris Graf zeigen. Sie lebt zwar in Stuttgart, hat aber einen direkten Bezug zur Region, weil sie in Krumbach geboren wurde. Ebenfalls für 2010 haben wir mit Dorothee Herrmann eine bekannte Künstlerin gewinnen können, die in Ulm lebt. Ein Wunsch wäre eine Ausstellung mit Terence Carr, ich habe ihm vor einiger Zeit eine Ausstellung in Krumbach angeboten und keine Ablehnung erhalten.

myheimat: Nächstes Jahr jährt sich der Beginn des zweiten Weltkriegs zum 70. Mal, der Fall der Mauer zum 20. Mal. Sind im Heimatmuseum spezielle Projekte zum „Gedenkjahr 2009“ geplant?
Thomas Heitele: Ein Museum ist abhängig von Objekten, die aussagekräftig inszeniert eine Geschichte erzählen können. Leider haben wir zum Beginn des Zweiten Weltkrieges keine Objekte, das wird überhaupt schwer, wenn eine Ausstellung nicht allein aus „Flachware“ bestehen soll. Dieser Problematik bewusst wird es eine Kooperation mit den Mittelschwäbischen Nachrichten geben, wie wir das bereits in der Vergangenheit erfolgreich durchgeführt haben. Das Museum wird sicherlich im Programm der Erzählcafés für die Ältere Generation auf diese besonderen Ereignisse der Geschichte eingehen. Möglich wäre es, ein öffentliches Erzählcafé dazu in den Literaturherbst aufzunehmen. Der Fall der Mauer wird Gegenstand eines besonderen Vortrages sein. Die Leiterin des Institutes für Volkskunde an der Universität Augsburg, Frau Prof. Dr. Doering-Manteuffel, hat zugesagt nach Krumbach zu kommen. In ihrer Habilitationsschrift beschäftigte sie sich eingehend mit „Grenzgeschichten“ zunächst diesseits der früheren innerdeutschen Grenze und konnte die Gelegenheit nach dem Mauerfall nutzen, ihre Forschung auch auf den Grenzbereich in der ehemaligen DDR auszudehnen. Dieser Vortrag wird ein Höhepunkt im Jahresprogramm sein.

myheimat: Welche Highlights erwarten die Museumsbesucher 2009?
Thomas Heitele: Viele! Zunächst haben wir die alljährlich wiederkehrenden Veranstaltungen wie die Jahres-Kunstausstellung mit Verleihung des Krumbacher Kunstpreises oder der Jugendkunstausstellung in enger Kooperation mit dem nicht wegzudenkenden Kulturverein KULT e.V. Mit den engagierten Krippenfreunden des Heimatvereins wird es wieder ein Krippenschauen zum Jahresende geben. Im Zentrum steht eine Ausstellung mit und für das bekannte Moussong-Theater mit Figuren aus Thannhausen. Dazu wird es ein Begleitprogramm geben, das besonders Kindergärten und Schulen ansprechen wird. Auch die Schule der Phantasie wird eine wichtige Rolle spielen. Thematisch dazu passend sind zwei weitere Ausstellungen mit Gemälden der in Günzburg geborenen Künstlerin Anne Mayr und satirischen Zeichnungen von Florian Arnold. Beide Künstler inszenieren in ihren Werken menschliche Eigenheiten und Unarten. Im Programm des Literaturherbstes bieten wir eine Ausstellung mit Bildern der bekannten Buchillustratorin Gisela Dürr, die in Krumbach lebt und arbeitet. Selbstverständlich wird sich das Museum wieder an den landkreisweiten Kinderkulturtagen oder an der Krumbacher Kunst- und Kulturnacht beteiligen, zwei Kunsthandwerkermärkte anbieten, es gibt Konzerte mit dem Archiv für Volksmusik des Landesvereines für Heimatpflege und vieles mehr. Das vollständige Programm kann der Presse entnommen werden, oder ab Jahresende auf unserer Homepage www.museum.krumbach.de eingesehen werden.

Thomas Heitele ist seit acht Jahren der Leiter des mittelschwäbischen Heimatmuseums Krumbach. | Foto: Thomas Heitele
Im nächsten Jahr hat das Heimatmuseum einige Ausstellungshighlights zu bieten | Foto: Thomas Heitele
Bürgerreporter:in:

Anna Riemann aus Augsburg

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