Grubenholz aus dem "Spechtswald"

Arbeitspause auf dem Holzlagerplatz im Hafen von Wiesbaden-Schierstein. Die Aufnahme stammt aus den 30iger Jahren des vergangenen Jahrhunderts und zeigt Männer aus den heutigen Ortsteilen Kassel und Lanzingen der Gemeinde Biebergemünd.
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  • Arbeitspause auf dem Holzlagerplatz im Hafen von Wiesbaden-Schierstein. Die Aufnahme stammt aus den 30iger Jahren des vergangenen Jahrhunderts und zeigt Männer aus den heutigen Ortsteilen Kassel und Lanzingen der Gemeinde Biebergemünd.
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Zwischen Vogelsberg, Rhön und Odenwald liegt in den Bundesländern Bayern und Hessen der SPESSART. Dieser Name leitet sich aus 'Specht' und 'Hardt' ab und steht so für "Spechtswald" (lt. Wikipedia).

Der Spessart ist ein dicht bewaldetes Mittelgebirge, das zum einen durch Jagd- und Räubergeschichten und zum anderen vor allem wegen seiner Eichen bis heute berühmt ist. Der größte Teil des Spessarts eignete sich nicht zum Ackerbau und aus diesem Grunde lebten die Menschen im Spessart schon immer mit und natürlich auch vom Wald.

Der Spessartwald diente den Menschen Jahrhunderte lang als Lieferant von Brenn- und Baumaterial. Mit dem Beginn der Industriealisierung entwickelte sich der Wald auch für die Bewohner des Spessarts zu einem Wirtschaftsfaktor. Im Bergbau des Ruhrgebiets stieg der Verbrauch von Grubenholz Jahr für Jahr an. Lag er Ende des 19. Jahrhunderts jährlich noch bei über 1.173.000 Festmeter, so stieg er bis zum Jahre 1907 auf 2.650.000 Festmeter.

In den Wäldern des Biebergrundes wurde bis Mitte der fünfziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts auch Holz für den Bergbau im Ruhrgebiet geschlagen. Mit Pferdefuhrwerken bzw. Traktoren beförderte man das Holz vom Wald zu den Bahnstationen der Spessartbahn, wo es zunächst gelagert wurde. Das Holz wurde mit der Bahn in den Hafen von Wiesbaden - Schierstein geliefert. Die Stämme wurden hier zwischengelagert, dann auf Schiffe verladen und so in das Ruhrgebiet transportiert.

Für die Kinder der Dörfer des Biebergrundes waren die Holzlagerplätze an den Bahnhöfen oft die reinsten "Abenteuerspielplätze". Die Arbeit im Wald und der Holztransport war zwar nicht ganz ungefährlich bedeutete für die Männer aber neben der kargen Landwirtschaft eine zusätzliche Einnahmequelle. Das im Biebergrund geschlagene und von den Männern dieser Gemeinden beförderte Holz wurde an die Firma "Westholz" aus Castrop-Rauxel geliefert.

Der Geschichtsverein von Castrop-Rauxel hat mir folgendes über die Firma mitgeteilt (Auszug aus dem Heft "Kultur und Heimat" des Jahres 1973):

"Westholz - Westfälische Holzgesellschaft m.b.H.

Die Entstehung der 'Westholz' ... geht auf die Zeit nach dem Ersten Weltkrieg zurück, als bei den Klöckner-Werken (damals Lothringer Hütten- und Bergwerksverein firmierend) ernste Schwierigkeiten in der Versorgung mit Holz auftraten. Um diese zu überwinden und auch in Zukunft eine möglichst gesicherte Holzversorgung zu gewährleisten, gründeten die Klöckner-Werke eine eigene Holzgesellschaft, die 'Westholz'. Ihre Aufgabe war und ist die Versorgung der Zechen sowie der Hüttenwerke und der weiterverarbeitenden Betriebe mit Holz und darüber hinaus die Belieferung der übrigen Industrie sowie des Schreiner- und Tischlerhandwerks im Ruhrgebiet. ..."

In meinem Geburtsort Lanzingen befand sich der Holzlagerplatz direkt am Bahnhof. Neben meinem Onkel waren auch noch weitere Männer der Gemeinde mit der Verladung des Holzes in Lanzingen und Schierstein für die Firma Westholz bis zur Einstellung Anfang der 50iger Jahren des 20. Jahrhunderts tätig. Da in den Jahren nach dem 2. Weltkrieg das Grubenholz immer mehr von Stahlelementen ersetzt wurde, die Spessartbahn 1951 ihren Dienst einstellte, endete auch der Einschlag und die Lieferung von Grubenholz im Biebergrund.

Bürgerreporter:in:

Hans-Christoph Nahrgang aus Kirchhain

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