Misburgs Aufstieg von einem Bauerndorf zu einem Industriestandort

Der Chronist Juan Carlos Blanco Varela mit der Unterstützung des Publizisten Wolfgang Illmer werden in diesem Teil über eine große Epoche berichten, die Misburg nach der Kolonialzeit in rasanter Form verändert hat. Die Zeit der Industrialisierung, wobei die Eisenbahnstrecke Hannover-Lehrte sowie die Erfindung des Telefons als schnelle Kommunikation dieses enorm begünstigt hatte. Diese beiden wichtigen Entwicklungen, waren die Ursache, dass sich ein kleines Dorf Misburg, in kurzer Zeit zu einem pulsierenden Industriestandort in der Region Hannover mit 15.000 Einwohnern verwandelte. Viele Arbeitskräfte wurden benötigt und dank des neuen Freizügigkeitsgesetzes von 1867, wurde es ermöglicht, dass Arbeiter in ganz Deutschland sich frei bewegen konnten. Sie konnten auch in anderen Gebieten Deutschlands Arbeit suchen und ansässig werden, wo sich ihr Arbeitsplatz befand.

Das Handwerk in Misburg blühte auf, schaffte Arbeitsplätze und Wohlstand.

Zu Beginn der Industrialisierung, wurden in und um Misburg die Wege ausgebaut. Das kam der Entwicklung des Handwerks und seiner aufsteigenden Tendenz zugute. Zugleich erhielt das Handwerk auch leichte und günstige Kredite zum Ausbau der Geschäftstätigkeiten. In einer Aufzeichnung des Jahres 1879 wurden die Misburger aufgeführt, die damals ihre Tätigkeit mit Handels- und Baugeschäften ausübten: Friedrich Jöhrens und Friedrich Gerber hatten als Böttcher ihr Geschäft, Wilhelm Weber, Wilhelm Schüddekopf, Ernst Deichmann, Heinrich Oldekopf, Heinrich Schrader, Wilhelm Schrader und Wilhelm Hofer führten Maurergeschäfte, Georg Harmsund Wilhelm Weber hatten Tischlereitätigkeiten, Ludwig Engelhardt war der Schmied des Dorfes. Im Jahr 1860 gab es auch eine Schmiede, die befand sich in dem Croppschen Hof an der Hannoversche Straße. Dort war der Schmied „Köpfe", er war der Schwiegervater von Ludwig Engelhardt. In der Buchholzer Straße gab es zur gleichen Zeit eine Schmiede auf dem Jöhrenschen Hof. Sie wurde von einem Weyershausen betrieben, der sich aber nur kurze Zeit in Misburg aufhielt.

Es gab auch zwei Schneider in Misburg, die nicht in der Handwerksliste von 1879 erschienen sind. In Misburg war es damals bekannt, dass sie für das hannoversche Militär Uniformen schneiderten. Das wurde geheim gehalten. Etwa ab Mitte des 19. Jahrhunderts gab es im Dorf einen Zimmermeister mit dem Namen Bödecker, der in Alt-Misburg an vielen Häusern baute. Es wird auch über einen Seiler erzählt, der seine Werkstatt zwischen der Buchholzer Straße und der Hannoverschen Straße hatte, etwa in der Nähe wo später das Cafe Höfer war. Dort konnte er seine Strippen (Litzen) zwischen den Bäumen in Handarbeit schlagen und flechten.

Einen Seiler gab es in Misburg, aber wie wurden Seile zum Gebrauch hergestellt? Wie im Altertum das Rad, war die Erfindung des Schlagen und Flechten von Seilen eine große Hilfe für die Entwicklung der Menschheit.

Seiler und Reepschläger, waren die traditionellen Handwerksberufe in der Seilherstellung. Seiler wurden die Handwerker in Inneren des Landes genannt, in Hafengebieten nannte man sie Reepschläger. Sie konnten schwere Schiffstaue für die Schifffahrt an der Reeperbahn schlagen.

Seiler gibt es seit der Zeit der schweren Bauten (bereits in dem Mesolithikum/Mittelsteinzeit), wie später die Pyramiden in Ägypten. Das Seil war ein sehr wichtiges Utensil zum Binden, Ziehen und Heben von Lasten, auch Netze für den Tierfang wurden aus Seilen geflochten. Das Seilflechten war seit langer Zeit sehr wichtig für die Landwirtschaft und der Agrartechnik. Seit dem Mittelalter ist der Bedarf hochwärtiger Seile gestiegen, sie wurden immer wichtiger. Im 12. Jahrhundert gibt es viele Hinweise auf Seilerwerkstätten die die Berufsbezeichnung „Seilerei" hatten.

Seit immer mehr Kriegsschiffe gebaut wurden und die Handelsflotten grösser wurden, gibt es in fast allen Hafenstädten den „Reepschläger". Zwischen Seiler und Reepschläger gibt es einen Unterschied. Der Reepschläger fertigt schweres Seilwerk für die Schifffahrt, der Seiler drehte meistens nur dünnes Seilwerk für den Normalverbraucher. Er hatte es auch im Leben etwas schwerer, da auch viele Bauern Seile für den Eigenbedarf, wie Landwirtschaft aber auch für den privaten Verbrauch, wie Bindfäden, Wäscheleine etc., selbst fertigen konnten. Der Reepschläger verdrillte oder verflechtete Reepe (Litzen) zu dickeren Trossen (Tauen).

Die Reeperbahnen (heute ist noch die Reeperbahn in Hamburg ganz bekannt) waren etwa 4oo m lange Seilbahnen (Reifbahnen auf hochdeutsch). In den Hafenstädten wie Hamburg, Bremen, Lübeck, Rostock usw., wurden Seile (Taue) hergestellt. Die Reeper fertigten Takelaschen für die Seeflotte. Es gab damals Kontore in den Häfen, die mit den Seilen zusätzliche Ware für den Bedarf der Schiffe lieferten wie Schäkel, Rollen, Haken, Ringe, Segel, Ketten, Seilblöcke, Flaschenzüge so wie andere Art von Geflechte usw. Es gab wenig Gegenstände auf der Welt, die so vielfältig einsetzbar waren wie die Seile.

Die Seefahrt brauchte sie für die Seeflotte, z. B. für die Vermessung (als Lot), auch der Bau, das Transportwesen, für den Tierfang, um Glocken zum Läuten zu bringen, sogar für die „Lynch Justiz". Seile, Schnüre, Kordelle waren sehr wichtig für unseren Lebensbedarf, wie zum Heben von Eimern und Krüge mit Wasser aus dem Brunnen, aber sie waren auch Bestandteile von komplexem Maschinenwerk wie Krane, Katapulte, Lastenzüge, Flaschenzüge etc. Heute noch sind ganz dünne Seile in der Medizin und in der Autoindustrie nicht weg zu denken.

Seile werden aus verschiedenen Materialen hergestellt:
Aus Nutzfaser, wie etwa Baumwolle, aus Metall wie Drahtseile, aus Kunstfasern wie Polyester, Polyamid, Nylon.

Ab Mitte des 19. Jahrhunderts wurde Stahldraht für die Herstellung von tragfähigen Seilkonstruktionen verwendet. Mit einen Marlspieker, auch Spleißnadel genannt, wurden die Seile (Taue) geflochten. Damit wurden die fertigen Litzen (Strängen) des Seiles gehoben um die zum Spleiß benötigen Litzen unten durchzuziehen, um sie zu einem Spleiß zu flechten. So wurden entsprechende Ösen oder Haken an den Enden verspleißt. Die Seile wurden meist in Trommeln oder Holzhaspeln aufgewickelt, um sie zu lagern oder in die gewünschten Längen zu teilen zu transportieren.

Der Seiler aus Misburg hatte einen ganz wichtigen Beruf, er war in Misburg ein wichtiger Handwerker. Heute wissen wir, ohne „das Seil" wäre der Bau der Mudzborgh wahrscheinlich unmöglich gewesen. Die Menschheit hat mit der Erfindung des Seiles einen wichtigen Schritt für bessere Lebensbedingungen in der Zukunft geschaffen.

Das Pferd frisst keinen Gurkensalat.

Das war der erste Satz, den der deutsche Erfinder Philipp Reis, durch ein Verbindungskabel zwischen zwei Hörgeräten, gesprochen hat. Über die Erfinder des Telefons, gibt es mittlerweile einige Widersprüche. Es wird erzählt, dass es G. Bell war, der es 1876 erfunden haben soll, ein Jahr später, 1877, war es Thomas Alba Edison, der das Kohlenmikrophon erfunden hat, seitdem erlebte das Telefon einen rasanten Aufschwung, die Telekomunikation wurde viel schneller und hat das Leben der Menschen grundlegend verändert. Aber es war der deutsche Johann Philipp Reis, der tatsächliche Erfinder des Telefons, er war der erste, der es geschafft hatte, Worte in elektrische Impulse durch einen Draht zu übermitteln. Ein Draht zwischen zwei Hör- und Sprachgeräte, die voneinander weit entfernt waren. Die ersten übertragenden elektrischen Impulse in Wörter war der Satz: „Das Pferd frisst keinen Gurkensalat". Das war ein mit Rarität gesprochener Satz, aber das der weitentfernte Hörer dies verstanden hatte, war der Beweis für Reis, dass er endlich die langerforschte Telekommunikation im Jahr 1863, erfunden hatte.

Bereits 1883 wurde in dem immer grösser werdenden Dorf Misburg, ein neues Postgebäude in der Bahnhofstrasse gebaut. Dort wurde die neue Postagentur mit der neuen Telekommunikationstechnik „Telefon" eingerichtet, um die Anforderung der neuen Technik zu erfüllen. Die Erfindung setzte sich rasant durch. In Hannover hatte man 1882 mit dem Fernsprechdienst in der Hauptpost mit 46 Teilnehmern begonnen. Vier bis fünf Jahre vor den Erfindungen von G. Bell und Thomas Alba Edison. Ein Jahr später, 1883 erhöhte sich die Zahl auf 1200 Teilnehmer, bis 1910 gab es bereits 7200 Telefonteilnehmer in Hannover.

Wer war Johann Philipp Reis (1834-1874)?

Johann Philipp Reis war ein deutscher Physiker und Erfinder. Im Jahr 1860 gelang Reis der Durchbruch, er war der erste der das Telefonieren (der Telegraph war seine Inspiration) ermöglicht hatte. Von 1860 bis 1863 war die Telekommunikation ein Hauptziel in seinen Forschungen. Er arbeitete mit viel Eifer an seiner Erfindung weiter, so das es im Jahr 1863 endlich so weit war, dass er es schaffte, die Übertragung aus weiterer Entfernung durch die Verwandlung von Töne in elektrischen Impulse (galvanischer Strom) zu übermitteln. Die Zeitschrift „Die Garten Laube", publizierte im Jahr 1863 Zeichnungen des damals genannten „Musiktelegraphen" von Philipp Reis. Seine Erfindung wurde durch den physikalischen Verein in Frankfurt/Main groß gefeiert. Dieser physikalische Verein wurde durch den größten deutschen Dichter, Goethe, ins Leben gerufen. Im Jahr 1883 erschien die erste englischsprachige Biographie von Philipp Reis, mit dem Titel „Philipp Reis Inventor of the Telephone", mit vielen Originaldokumenten und Übersetzungen. Der Verfasser war der britische Physiker Silvanus Phillips Thompson, er war von Reis überzeugt und nannte ihn der Erfinder des Telefons.

Die Kalkbrennerei von Friedrich Kuhlemann machte große Fortschritte in der Entwicklung und Produktion von Portlandzement.

Mit der Gründung einer Kalkbrennerei durch Friedrich Kuhlemann, begann in Misburg die Zeit der Industrialisierung. So wurde die erste Zementfabrik, die „Hannoversche Portland Cementfabrik" 1877 in Misburg gebaut. Anfang Oktober 1878 verließ das erste mit Portlandzement gefüllte Holzfass die Fabrik. Das Freizügigkeits-Gesetz von 1867 verursachte sofort eine Abwanderung von Arbeitern. Dies verursachte eine rasante Bevölkerungsveränderung, nicht nur in Misburg sondern in ganz Deutschland. Im Jahr 1888, als die zweite Zementfabrik, die „Germania" gebaut wurde, erhielt Misburg ein neues Ortsstatut da die politischen Kräfte durch die Ansiedlung der Zementindustrie, sich verändert hatte.

Der Wandel der traditionellen Misburger Gesellschaft stand im Fadenkreuz von Sozialspannungen. Das war ohne Frage der Prozess der Integration von Zuwanderern. Dieses wurde von den polnischen Einwanderern als Assimilierung verstanden!

Im Jahr 1888 begann in dem Industrieort Misburg die polnische Einwanderung. Ein Jahr später 1889 wird die „Bismarck-Sozialgesetzgebung" verabschiedet. Damit wurde Deutschland weltweit Vorreiter in der Alters- und Invaliditätsversicherung. Es war das Jahr als mit Dr. Kirchner gleich der erste Arzt nach Misburg kam. Damit begann die medizinische Versorgung in Misburg. Bis 1891 blieb Dr. Kirchner in Misburg. Bereits 1890 sind die ersten 600 Arbeiter aus Posen, Ostpreußen und Schlesien in das Dorf Misburg gekommen, sie wurden in der wachsenden Zementindustrie dringend benötigt. Da das Dorf Misburg kaum über Unterkünfte für die Aufnahme von dieser massiven polnischen Einwanderung hatte, mussten die Zementfabriken Gebäude bauen und einrichten, die damaligen genannten „Kantinen".

Misburg das damals noch einen bäuerlichen Charakter hatte, wurde durch den Beginn der polnischen Einwanderung total überrollt. Misburg war noch nicht für die Aufnahme von fremden Arbeitern vorbereitet, aber der dringende Bedarf von Fremdarbeitern in der Zementindustrie ließ keine Zeit dazu. Die Gemeinde war damit völlig überlastet, sie war kaum in der Lage, die mit sich bringenden Integrationsprobleme zu gewährleisten.

(Siehe Chronik Misburg 2012 ab Seite 330, wird ausführlich über die Polnische Einwanderung ab 1888 und die damit verursachten Sozialprobleme berichtet)

Mit der Genehmigung des neuen Ortstatuts 1888, wurde auch das Dreiklassenwahlrecht eingeführt. Nicht die Bauern hatten, wie bisher in Misburg, die Mehrheit der Stimmen in der Gemeinde, sondern die Zementindustrie. Damit wurden neue politische Stimmvergaben verteilt weil die Misburger Zementindustrie die meisten Steuern in die Gemeindekasse zahlte. Am 22. September 1888 war Wahltag. Nur die Portlandzementfabrik wurde in die erste Wahlklasse gewählt, da sie etwa 30 % der Steuern in Misburg zahlte. Zur zweiten Wahlklasse kamen die Forstfiskusse. Es wurden Vollmeier Knauer, Vollmeier Kreis, Direktor Kuhlemann und Kötner Warmboldt gewählt. Die dritte Wahlklasse bildeten die übrigen Gemeindeglieder.

Durch die Zementindustrie waren viele Arbeitsplätze vorhanden, dagegen war in Misburg kaum Wohnraum zu Verfügung.

Im Jahr 1877 wurde in Deutschland der Verband „Portland-Cement-Fabrikanten" gegründet. Sie regelten die Zusammensetzung des Produkts Portlandzement, um eine gleiche Qualität zu erreichen und auch zu bieten. Bereits 1878 wurde das Produkt Portlandzement „die Marke mit dem Pferd", das erste genannte „deutsche Erzeugnis". 1889 produzierte die Hannoversche Portland Cementfabrik in Misburg, 1.000.000 Fass Zement im Jahr (1 Fass = 170 kg).

Der Misburger Zement erhielt auf der Weltausstellung in den USA, eine Auszeichnung.

Ein ehemaliger Beschäftigter der Portland-Cement-Fabrik, Hermann Manske, gründete die „Germania". Der Zement der „Germania" erreichte eine weltberühmte Qualität und erhielt in der Weltausstellung des Jahres 1893 in Chikago/USA für das ernannte deutsche Erzeugnis den 1. und 2. Preis, die deutsche Marke mit dem Pferd, wurde damit weltweit bekannt für die außergewöhnliche Qualität .

Die polnische Einwanderung dauerte von 1888 bis 1930.

In der Chronik Misburg ab Seite 335, wird ausführlich über die Integrationsprobleme der Zuwanderer in dem damaligen, noch Dorf Misburg berichtet.

Durch die Ansiedlung der Zementindustrie im 19. Jahrhundert, wurde Misburg der wichtigste Industriestandort im Landkreis. Mit Beginn der Industrialisierung wurde die Gemeinde Misburg, eine Gemeinde aus wenigen Bauernfamilien, zu einer der größten Gemeinde im Raum Hannover. Die Misburger Bevölkerung konnte die große „Flut" der Einwanderer nicht begreifen, nicht verstehen. Sie hatten „Angst", dass sie überfremdet werden und waren der Auffassung, die Zuwanderer müssten sie sich rasch integrieren. Anders dachten die polnischen Einwanderer, sie waren der Meinung man versuche sie zu germanisieren.

Der Wandel der traditionellen Misburger Gesellschaft, war damit im Fadenkreuz von Sozialspannungen. Es war ein großes Problem, der Prozesses der Integration oder wie die Zuwanderer es nannten, der Assimilierung?. Die aus der Heimat mitgebrachte Religion der Zuwanderer, war ungebrochen. Der katholische Glaube war der dominierende Teil der Lebenswelt der polnischen Einwanderer in einem von lutheranischen Protestanten bewohnten Gebiet.

Zwischen Integration und Rückzug, in dem Sozialmilieu einer nationalen Minderheit, entwickelte sich in Misburg die polnische Zuwanderung in den Jahren 1888 bis 1930. Damit begann in Misburg ein neues Kapitel der Geschichte, die die Struktur der Gemeinde Misburg bis zur Gegenwart veränderte, Misburg wurde durch die Zuwanderung stark geprägt. Heute können wir sagen, das ist alles alte Geschichte. Ich bin aber der Meinung, ohne die polnische Einwanderung hätte Misburg nicht seinen heutigen Charakter und seine Geschichte wäre viel Ärmer gewesen. In Sachen Integration machte Misburg die einmalige Erfahrung, dass die strukturellen Probleme einer Gesellschaft nur durch gemeinsame Ziele zu lösen sind und nicht durch die Ausgrenzung von unbequemen Minderheiten.

Meine eigene Meinung:
„In der Gegenwart ist es heute nicht anders, nur dass die heutige massive Zuwanderung von Flüchtlingen aus Krisengebiete oder Kriegsschauplätzen von Menschen aus dem Orient mit islamischer Kultur besteht. Das bringt viel mehr Probleme in einer europäischen christlichen Kultur. Das macht eine Integrationspolitik viel schwerer, da die Mentalität dieser Menschen total anders ist. Die islamische Kultur ist seit dem Mittelalter stehen geblieben, sie bedarf eine Modernisierung, damit sie auf die Herausforderungen des 21. Jahunderts vorbereitet ist und damit ihr gerechter Platz als Weltreligion weiter bestehen kann. Nur so kann eine Integrationspolitik in dem christlichen Europa Erfolg haben, sonst wird ein Zusammenleben beider Kulturen unmöglich werden, da es die Flüchtlinge sind, die sich integrieren müssen und nicht der ganze europäische Kontinent, sie wollen zu uns kommen, sie brauchen unsere Hilfe, entweder lassen sie sich integrieren oder sie müssen leider dort wieder zurückgehen wo sie hergekommen sind. Wir wollen, dass sie weiter Muslime bleiben, aber sie dürfen nicht vergessen das sie in einem abendländischen christlichen Kontinent, um Exil gebeten haben."

Die massive Einwanderung von polnischen Arbeitern, veränderte die Misburger Gesellschaft. Misburg vervierfachte in kurzer Zeit ihre Bevölkerung, eine effektive medizinische Versorgung war notwendig.

Wir drehen die Zeit etwas zurück und gehen auf das Jahr 1835:

Das Coldinger Amt wurde 1835 in zwei Landphysikaten aufgeteilt (damals gehörte Misburg zum Amt Coldingen), Misburg das etwa 18 Höfe (Hofstellen) besaß wurde in das Landphysikat Hannover eingegliedert. Damals war im Jahr 1778 Johann Friedrich Wilhelm Richter der „Doctor medicinae", er war damals der „Land-Physiko" und mit ihn begann die Entwicklung der medizinischen Versorgung in Misburg.

Deutschland schaffte die Sozialgesetze, die teilweise noch heute gültig sind. Deutschland wurde der sozialste Staat weltweit.

Ausgerechnet Bismarck war der Vater der Sozialgesetze in Deutschland, er hat es nicht als Liebe für das deutsche Arbeitervolk gesetzlich gemacht, er hat es auf Druck der Straße getan. Bismarck wollte der sozialistischen Partei zuvorkommen. Dafür musste er gegen seine Natur, sozialistischer, als die Sozialpartei Deutschland erscheinen. Nur so konnte er den Status Quo als Kanzler seiner preußischen Regierung retten, in dem er den Sozialisten den Nährboden weggezogen hat. Wie gesagt, auf Druck der Arbeiterklasse brachte Kanzler Bismarck die großen Sozialgesetze, für die damalige Zeit eine Sozialrevolution. Die Regierung des Preußischen Kanzlers setzte in die Tat um: Die Krankenversicherung wurde im Jahr 1883 als erstes Sozialgesetz verabschiedet, ein Jahr später 1884 die Unfallversicherung und im Jahr 1885 die Invalidität und Altersversicherung.

Es war kaum zu glauben, aber es war der „Eiserne Kanzler", der diese Gesetze, die heute noch die Säulen der Sozialpolitik in Deutschland bedeuten, verabschiedet hat, damit wurde Deutschland weltweit Vorreiter in der Sozialversorgung der Menschen und das ist bis heute immer noch so geblieben, dafür sind die Deutschen stolz.

Die Hannoversche Portland Cementfabrik brauchte für die Gründung der Betriebskrankenkasse einen Arzt. Es war eine der ersten Betriebskrankenkasse in Deutschland.

Als erster Betriebsarzt im Dorf Misburg das bereits auf etwa 1680 Einwohner angewachsen war, ließ sich Dr. Kirchner nieder, er blieb nur ein paar Jahre in Misburg, sein Nachfolger wurde Dr. med. Gottlieb Ernst, der bis 1902 blieb, danach kam Dr. Faber, er kam als Vertragsarzt und übernahm die ärztliche Betreuung für die ganze Misburger Bevölkerung. Seine Praxis war in der Hartmannstrasse (auf Jerusalem), das Haus hatte er von der Witwe Fricke käuflich erworben. Mit Dr. Hacke ließ sich noch ein Arzt in Misburg nieder, sein Haus ist immer noch in der Anderter Strasse (gegenüber dem ehemaligen Jugendzentrum, heute ein Fitness-Center). Dieses alte Haus ist an der Frontseite mit einem Eisenzaun begrenzt, an der Zauntür steht heute immer noch ein Schild mit den Namen Dr. Hacke.

Diesen Ärzten haben wir zu verdanken das zur damaligen Zeit, die erste Apotheke „du Mesnil" sich in unserer Gemeinde niedergelassen hat. Mit den Zahnarzt Knauer und dem Dentisten Istas, verfügte Misburg gleich über zwei Zahnpraxen. Zu der Zeit gab es in Misburg eine bekannte Hebamme mit den Namen Poggenfuß. Damit war unsere Gemeinde für die neue Zuwanderungswelle des 20. Jahrhunderts bestens vorbereitet.

In der Chronik Misburg 2012, wird hierüber alles berichtet. Nicht nur Wolfgang Illmer oder Juan Carlos Blanco Varela, haben diese chronologischen Berichte geschrieben und verfasst, viele Misburger haben dazu beigetragen diese historischen Momente zu rekonstruieren, sie haben mit berichtet, sie haben entscheidend geholfen die Chronik Misburg zu schreiben, wir zitieren sie und sie werden auch dankend erwähnt. Über die Geschichte und Entwicklung der Medizin und der Pharmazie in Misburg haben in der Chronik berichtet:

- Dres. Udo und Ricarda Niedergerke, Ärzte
- Dr. der Pharmazie Wofgang Ulbrich (Burg Apotheke)
- Chronist Juan Carlos Blanco Varela

Dres. Udo und Ricarda Niedergerke.

Dres. Udo und Ricarda Niedergerke, hatten großen Anteil an der modernen medizinischen Entwicklung in Misburg, man könnte sagen das Ehepaar Niedergerke praktizierten zwischen 1976 und 2007, einen excellenten Dienst in der medizinischen Versorgung Misburgs. Im Jahr 1973 war Dr. Udo Niedegerke ein Jahr lang stellvertretender Landesvorsitzender des Marburger Bundes.
Dr. Niedergerke kam im Jahr 1976 nach Misburg und übernahm die Praxis von Dr. Hadjan in der Waldstraße. Er war nicht nur ein Hausarzt, sondern auch spezialisiert in der Rheumatologie und in der Diabetologie. In den gleichen Praxisnebenräumen war seine Frau Ricarda als Gynäkologin tätig, viele Babys haben in Misburg dank Dr. Ricarda Niedergerke das Licht der Welt gesehen.

Im Jahr 2007, nach 31 Jahren, gingen sie in den verdienten Ruhestand, sie gaben die Praxis an die Nachfolger Dr. Sabuhi und Dr. Jordan sowie Dr. Ricarda an Dr. Claudia Hübner weiter, so konnten sie endlich an ihrer Stiftung konzentrierter arbeiten, aber zuvor hatten sie mit Dr. Thomas Buck „MIM" gegründet, das war eine gute Maßnahme, um die Zusammenarbeit der Ärzte in Misburg zu fördern. Für den sozialen Bereich in Misburg haben Dres. Udo und Ricarda Niedergerke viel geleistet, sie haben sich immer wieder wie kaum ein anderer, für das Sozialzentrum Misburg eingesetzt.

Viele Preise und Auszeichnungen, erhielt das Ehepaar Dres. Udo und Ricarda Niedergerke für ihr Lebenswerk, aber am 7. Februer 2015, erhielten sie die einzigartige Auszeichnung deutschlandweit, den Ritter-Orden „Mudzborgher Löwe" durch die Bruderschaft der Mudzborgh, eine der wichtigsten Auszeichnungen die jährlich an weltweiten Persönlichkeiten, die durch ihr Verhalten die Lebensbedingungen von Mitmenschen zu verbessern und für Kultur, Geschichte, Naturschutz sowie für die Verteidigung der Menschenrechte sind, vergeben wird. Als Träger des Ritter-Orden „Mudzborgher Löwe" sind Dres. Udo und Ricarda Niedergerke für immer als Ehrenritter der Mudzborgh und des Heiligen Apostel Jakobus ernannt.

Dr. rer. nat. Wolfgang Ulbrich.

Den Dr. der Pharmazie, Wolfgang Ulbrich (Burgapotheke), kenne ich, Juan Carlos Blano Varela persönlich von Anfang an, ich kann nur sagen er war und ist ein sehr korrekter Mann, er musste auch viel um die Existenz seiner Apotheke kämpfen. Monika und Wolfgang Ulbrich haben mir eine Wohnung in der 6. Etage im Gebäude Waldstrasse 1, 1970 vermittelt, dort habe ich mit meiner Familie bis 1981 gelebt, bin ihnen dafür sehr dankbar.

Dr. Ulbrich promovierte im Jahr 1956 an der Universität Mainz. Als er im Jahr 1966 zusammen mit seiner Gattin, Apothekerin Monika Ulbrich, die Burg-Apotheke eröffnet haben, war Misburg noch eine eigenständige Stadt mit etwa 20.000 Einwohner. Damals gab es nur fünf praktische Ärzte und zwei Spezialisten in der Stadt Misburg. Dr. Ulbrich setzte sich in seiner Position als Apotheker, stark dafür ein, das sich weitere Fachärzte in Misburg ansiedelten. Durch seine Vermittlung, ließ sich Dr. Vesic als Internist im Hochhaus der Waldstrasse 1, nieder.

Im Jahr 1970, wurde das Ehepaar sehr glücklich, Tochter Bettina war geboren. Bettina führte die Burg-Apotheke ab den 1. Januar 2002 weiter, als ihr Vater (Mutter Monica war leider bereits vorher gestorben) sich mit 75 Jahren aus dem Geschäftsleben zurückzog und in seinen verdienten Ruhestand ging.

Dr. Wolfgang Ulbrich war einer von den wenigen Menschen in Misburg, die über die wichtige historische Bedeutung der im Jahr 1013 gebauten Festung Mudzborgh, wusste, deshalb nannte er seine Apotheke im Jahr 1966 „Burg-Apotheke", in Erinnerung an die Mudzborgh. Bei der Verfassung der Chronik Misburg 2012, habe ich Dr. Ulbrich gefragt: „wieso ist er auf den Namen „Burg-Apotheke" gekommen?, er sagte sofort „ich habe gelesen, hier hat es vor Jahren eine Verteidigungs- und Fluchtburg gegeben, das macht stolz und deshalb habe ich meine Apotheke im Jahr 1966, so genannt, in Erinnerung an der von Kaiserin Theophanu geplante und durch Bischof Bernward im Jahr 1013 gebaute Mudzborgh".

Die Integrationsprobleme der Einwanderer am Ende des 19., anfang des 20. Jahrhunderts in der Gemeinde Misburg, wurde zu einer großen Aufgabe der Sicherheit für die Polizei.

Durch die Masseneinwanderung gab es viele soziale Probleme. Damals wurde die Polizei zur vielleicht wichtigsten Institution in Misburg. Mit der Zuwanderung kamen auch die großen Integrationsprobleme. Misburg wurde rasant eine größere Gemeinde aber mit einer Dorfmentalität, die verschiedenen Kulturen prallten aufeinander, damit war die Gemeinde Misburg mental gespalten und total überfordert, nicht nur den Misburgern auch den Fremdarbeitern war diese Situation oftmals unerträglich. Immer wenn die Arbeiter ihren Lohn bekamen, gab es durch übermäßigen Alkoholgenuss Schlägereien. Misburg hatte damals den Ruf einer „Wildwest-Gemeinde", so dass der Einsatz der Misburger Polizei eine undankbare aber sehr hilfreiche Aufgabe war. Der Wachtmeister R. Gerber, „Papa Gerber" liebevoll genannt und den sehr kräftigen Nachtschutzwachmann Höfer, mussten damals in Schlägereien auch hart eingreifen, damit in Misburg Frieden herrschte.

(Fortsetzung folgt)

Bürgerreporter:in:

Wolfgang Illmer aus Hannover-Misburg-Anderten

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