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Misburg feiert 1000 Jahre Mudzborgh

Von 1013 bis 1525 stand die Mudzborgh imposant und wuchtig mitten in dem Moorgebiet im Nordwald. Obwohl die Mudzborgh verschwiegen und geheim gehalten wurde, gibt es doch zweifellos Geschichtsspuren über ihr Dasein und Mitwirken in der Geschichte Niedersachsens seit der Zeit der Ottonen.
1013 war ein Schicksalsjahr, die Burg musste unbedingt fertig werden, weil der Bischof Bernward einen massiven Angriff des Dänenkönigs Sven Gabelbarth erwartete.
Doch wie kam es zum Bau der Mudzborgh?
Die Lage im Norddeutschen Reich war im 10. Jahrhundert chaotisch. Plünderungsaktionen der Wikinger mit Zerstörungswut, Tod und Verschleppung. Die Siedler der Orte an den Flüssen Aller, Weser und Elbe lebten in Angst.
Die Städte Verden und Uelzen wurden geplündert und in Brand gesteckt. Es gab keine richtige Gegenwehr gegen die Nordmänner. Dazu kam noch dass die slawischen Stämme die Lage ausgenutzt haben und gegen das Reich revoltierten. Wirtschaftlich war das norddeutsche Gebiet isoliert, alle Handelswege gefährdet. Eine organisierte Verteidigung des Landes war schlecht möglich, da sich die Bistümer über die Bistumsgrenzen stritten.
Aus diesem Grund trafen sich im Jahr 983, kurz nach dem Tod Otto II. die Kaiserin Theophanu mit ihrem Berater Bernward und dem Bischof Erpo von Verden im Kloster Corvey, um über ein Verteidigungskonzept und der Grenzregulierung zu beraten.
Die Grenzregulierung hat 10 Jahre gedauert, die Bischöfe befanden sich im Dauerstreit um die Grenzen ihrer Bistümer. Erst durch den Druck der Kaiserin wurden die Grenzen schließlich reguliert. Leider hat die Kaiserin Theophano die Vollendung nicht mehr miterleben können, sie starb im Jahr 991, doch ihr Sohn Otto III. brachte die Grenzregulierung 993 mit Hilfe seines Lehrers und Beraters Bernward zu Ende.
Bestandteil des Schlussdokuments war die von Bischof Erpo eingebrachte Maßnahme, den Bau einer Befestigungsanlage, in dem damals sichersten Gebiet, zwischen Aller und Weser, mitten zweier Brüchen (Seckbruch und Roderbruch) in einem ausgedehnten Moorgebiet, am Rande des Nordwaldes zu errichten.
Dort lag die Siedlung Mudisa - heute Misburg - auf einer Landzunge. Übrigens, die Bezeichnung Mudisa, dokumentiert von Uwe Ohainski und Jürgen Udolph, aus „Die Ortsnamen des Landkreises Hannover“ darf als Bezeichnung eines Morastgebietes ein hohes Alter beanspruchen.
Um den Angriff der Wikinger und Slawen standzuhalten musste die Burg mit einer Steinmauer umgeben sein. Erfahrungen hatte man bereits im 9. Jahrhundert, als Paris von den Wikingern angegriffen wurde und sie die Stadtmauer vorerst nicht bezwingen konnten. Das wusste Bischof Erpo, der bittere Erfahrungen mit den Überfällen gemacht hatte. Denn sein Verden hatte keine Stadtmauer und ist sofort von den Wikingern eingenommen, geplündert und in Brand gesteckt worden.
Etwa im Juni 993, Bernward wurde zum Bischof ernannt, konnte mit dem Bau der Mudzborgh begonnen werden.
Ab 993 wurde auch mit der Befestigung des Hildesheimer Doms begonnen. Riesige Steinquader aus dem Steinbruch am Deister wurden dafür verwendet. Aus dem gleichen Steinbruch kamen dann auch die Steinquader zur Errichtung der Mudzborgh. Selbst der Heimatforscher Anton Scholand hat bestätigt, dass es sich um weiße Sandsteinquader aus dem Deister handelt.
Der Transport war natürlich eine sehr schwierige Angelegenheit, die Quader wurden auf Ochsenkarren transportiert und die Wege konnten nur in der trockenen Jahreszeit benutzt werden. Darum hat der Bau auch über 10 Jahre gedauert.
Bischof Bernward beauftragte die gleichen Handwerker, die die Dombefestigung durchführten, zur Mudzborgh. Es war nicht billig eine solche gewaltige Burganlage zu bauen, selbst für einen Bischof von Hildesheim wäre es fast unmöglich gewesen, wenn nicht von Bischof Erpo und die Reichsgelder der Ottonen geflossen wären.
Die Mudzborgh spielte eine große Rolle für die Sicherheit von Reich, Kirche und Menschen. Deshalb wurde sie auch als Verteidigungs- und Fluchtburg nach dem Muster von römischen Verteidigungsfestungen gebaut. Ein großes Burggelände mit Platz für eine ganze Legion innerhalb der Mauern. Eine Legion umfasste etwa 6000 Legionäre.
Wie schon erwähnt, der Bau dieser wichtigen Verteidigungs- und Fluchtburg wurde durch die Kaiserin Theophano und Bischof Erpo von Verden vorangetrieben und von Bischof Bernward von Hildesheim zwischen 993 bis 1013, im Zeitalter der Ottonen, fertiggestellt.
Der erste Kastelan der Mudzborgh war der jüngere Bruder von Bernward, Graf Tammo.
Die Burg war innerhalb des Bistums Hildesheim eine Schutzbastion in einem strategischen Rückzugsgebiet für die Menschen, zur Verteidigung der territorialen und wirtschaftlichen Interessen bei Gefahrdrohungen. Die umliegenden Bauern fanden hier mit ihrem ganzen Hab und Vieh Schutz.
Die Zeit, in der unser Land durch die Gefahr von den Wikingern und Slawenangriffen bedroht war, führte dazu, das in ganz Europa die Burgen wie „Pilze“ wuchsen.
Etwa um 1200 wurde die Mudzborgh auf den neuesten Stand der damaligen Bautechnik gebracht. Die am Kreuzzug beteiligten Ritter brachten Erfahrungen aus dem Morgenland mit.
In der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts war Dietrich I. von Alethen der Kastelan der Mudzborgh. Im Jahr 1182 ermöglichte Dietrich die gefährliche Reise von Heinrich der Löwe, der zu Ostern ins Exil nach England musste.
Im 13. Jahrhundert wurde die Mudzborgh an Otto das Kind (ein Enkel von Heinrich den Löwen) übertragen. Somit kam sie 1241 in den Besitz der Welfen.
1373 kam die Mudzborgh wieder in den Besitz des Bischofs von Hildesheim, Bischof Gerhard. Er ließ die Landwehren und die Mauern der Burg wesentlich verstärken.
Während der Hildesheimer Stiftsfehde (1519-1523) gehörte die Burg dem Bischof von Hildesheim, Johan IV., ein Bruder des Herzog Erich von Sachsen-Lüneburg. Dank der Mudzborgh war es in unserem Gebiet relativ ruhig.
Der Bischof verlor den Krieg und die Burg kam dadurch in den Besitz von Erich I. von Calenberg und unter die Aufsicht des Junkers von Misburg.
Die Burg hatte ausgedient, denn gegen die neuen Kriegswaffen konnte sie keinen Schutz mehr bieten. Die Steinquader wurden teilweise als Fundament für den Bau der Höfe und dem Forsthaus genutzt.
Bedeutende Persönlichkeiten waren zu Gast in der Burg.
Bischof Ekkehard von Schleswig, ein Freund von Bischof Bernward, wohnte 1017 im Exil in der Mudzborgh weil er von den Wikingern vertrieben wurde.
Im Jahr 1115 bat Graf Wedekind von Schwalenberg den Hauptmann der Burg um sicheres Geleit nach Linden, dort wollte er Gericht halten.
Als sich Heinrich der Löwe im Jahr 1182 für kurze Zeit in der Mudzborgh versteckt hielt gründete sein Diener Dietrich die Bruderschaft der Mudzborgh. Die Aufgabe der Bruderschaft war es den Weg von Heinrich den Löwen und seiner Familie in die Verbannung zu sichern, da ihn Kaiser Barbarossa zum Freiwild erklärt hatte.
Später stellte sich die Bruderschaft in den Dienst der Christenheit und wachte über die Pilgerwege, auch über den damaligen wichtigen Jakobsweg, der durch Kirchrode verlief.
Als die Mudzborgh 1523 ausgedient hatte, löste sich auch die Bruderschaft auf.
2009 wurde die Bruderschaft neu gegründet. Es ist kein Geheimbund mehr, sondern sie steht für die Erforschung und Erhaltung der Geschichte und des Kulturerbes von Misburg.

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2 Kommentare

So eine umfangreiche geschichtliche Beschreibung unseres Stadtteils Misburg ist nicht mal in Wikipedia enthalten. Die, gegenüber Hannover relativ kleine Misburg, habe ich dieser Form noch nicht gesichtet.
Danke Wolfgang I.

Herr Illmer,
vielen Dank für diesen tollen Bericht. Er ist es wert , das viele Misburger ihn lesen und auch verstehen. Doch die Misburger sind leider etwas träge und nicht so geschichtsinteressiert, wie es einfach sein sollte.
Ich als alter Misburger, bzw Jerusalemmer finde es nachwievor sehr schade, das der Heimatbund mit dem Tode von Wolfgang Jacob aufgehört hat zu bestehen. So ist viel von dem historischen und kulturellem Erbe Misburgs verloren gegangen.
Es ist sehr begrüßenswert , wenn die Bruderschaft solche Aspekte wieder aufgreift.Leider habe ich erst heute von Ihrer Existenz gehört.
Was sind denn genau Ihre Anliegen? Ich würde gerne in die Bruderschaft eintreten, ist das möglich ? Was muß ich dafür tun ?
Ich wohne zwar seit 25 Jahren im schönen Alt-Laatzen, bin aber meiner Heimat noch immer sehr verbunden.In erster Linie natürlich Jerusalem, wo auch Herr Selke herstammt, aber nach wievor auch mit Misburg , wo heute noch meine Eltern wohnen.
Über Ihre Antwort würde ich mich sehr freuen..
Herzliche Grüße
Michael Wald

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