Fototipps: Naturfotografie im Kleinen

Nicht nur nah ran, auch runter: Naturfotografen, die sich Blumen und Pflanzen fotografisch widmen, müssen sich auf "Augenhöhe" mit ihren Motiven begeben.
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  • Nicht nur nah ran, auch runter: Naturfotografen, die sich Blumen und Pflanzen fotografisch widmen, müssen sich auf "Augenhöhe" mit ihren Motiven begeben.
  • hochgeladen von Jens Schade

Fotografen können spielend leicht ihre anderen Hobbies mit der Lichtbildnerei verbinden. Etwa die Liebhaber von Blumen und Pflanzen. Wer sich dafür interessiert, kann sein Fotohobby mit einbinden und sich schnell eine wertvolle Bildersammlung heimischer oder auch exotischer Gewächse zulegen. Im Februar 1979 gab es dazu einen Tipp im Maschseeboten, der hier jetzt in einer weiteren Folge der „Fototipps“ in abgewandelter und ergänzter Form auch den myheimatlern vorgestellt werden soll.

Weil die Fotoszene nach meinem Geschmack bei myheimat etwas zu kurz kommt, will ich ab und zu mit Beiträgen zu Fotothemen den Fokus auch mal auf dieses schöne Hobby richten. Bei der Frage "über was könnte man denn dann nun stattdessen schreiben", stieß ich auf Berichte der Fotogruppe Döhren, die diese Anfang der 80iger Jahre in einem örtlichen Anzeigenblatt, den Maschseeboten, veröffentlichte. Mitbürger wollte man für die Fotografie begeistern und natürlich sollte daneben etwas Eigenwerbung für die Gruppe betrieben werden. Auch ich verfasste in diesem Rahmen ab und zu einige Artikel zu fotografischen Themen. Der Döhrener Fotoclub ist zwar längst Geschichte, doch die alten Fototipps halte ich nach wie vor für interessant. Außer Hinweisen zu konkreten Themen stellten sich im Rahmen dieser Serie ab und zu Mitglieder der Fotogruppe mit einzelnen Bildern vor. Zwar war der Maschseebote „nur“ ein Anzeigenblatt im Stadtbezirk, doch immerhin konnte man sein Foto einmal gedruckt erleben. Mal ehrlich - und ich nehme mich da nicht aus -: das ist für einen Fotoamateur schon was.

Ein Mitglied der Fotogruppe hatte sich seinerzeit der Pilzfotografie zugewendet, streifte durch die Wälder und konnte eine beindruckende Palette von Bildern unterschiedlicher Arten dieser kleinen Lebewesen vorweisen. Leider habe ich das damals im Maschseeboten abgedruckte Foto nicht mehr und mir würden ja auch die Nutzungsrechte für eine Veröffentlichung im Internet fehlen. Aber die Naturfotografie im Nahbereich, das heißt, bei geringer Aufnahmeentfernung, beschränkt sich zum Glück nicht nur auf Pilze. Die Tipps, die es damals gab, gelten ebenso für Blumen, Blüten und andere Pflanzen. Deshalb habe ich zur Illustration als Beispielsfoto den Löwenzahn gewählt, der jetzt überall vom Frühling kündet. Für manche nur „Unkraut“, mag ich diese Pflanze gern und finde sie schön.

Aber zurück zu Fotografie mit Motiven dicht vor der Linse. Als Nah- oder Makrofotografie wird übrigens die Aufnahme in einem Bereich bezeichnet, bei dem Objekte bis zu einem Abbildungsmaßstab von ca. 1 : 1 fotografisch abgebildet werden. Näher ran geht es bei der Lupen-und Mikrofotografie, aber das ist ein anderes Thema.

Damals hieß es in dem Fototipp, eine Spiegelreflexkamera mit Normalobjekt und ein paar Zwischenringen würden als Grundausstattung schon reichen, dazu ein kleines Stativ und ein Drahtauslöser, damit das Foto nicht verwackelt.

Zwischenringe? Vor über 30 Jahre gab es vier gängige Verfahren, um Nah- oder Makroaufnahmen anzufertigen. Mit Zwischenringen, die, wie der Name schon sagt, zwischen Kamerabody und Objektiv gesetzt wurden, konnte der Auszug verlängert und damit Objekte noch unterhalb seiner eigentlichen Nah-Einstellgrenze scharf gestellt werden. Zwischenringe waren preisgünstig, hatten aber den Nachteil, dass man nur in festen Schritten näher an sein Motiv herankam. Balgengeräte waren da schon etwas komfortabler, erlaubten sie doch eine kontinuierliche Auszugsverlängerung. Dann gab es Adapter, mit denen das Objektiv umgekehrt, in Retrostellung, an die Kamera gesetzt werden konnte. Auch diese Technik war für Nah- und Makroaufnahmen gut geeignet. Heute haben viele Kameras bereits von Haus aus eine „Makroeinstellung“, für Spiegelreflexkameras gibt es zudem speziell gerechnete Makroobjektive. Das vereinfacht natürlich die Sache ganz erheblich.

Wofür für diesen Motivbereich das Stativ gebraucht wird, liegt auf der Hand. Wegen der im Nahbereich geringen Schärfe müssen wir meistens weit abblenden (das heißt große Blendenzahlen wie 11 oder 16 anwählen). Genau diese Einstellung bringt indes wenig Licht auf den Film bzw. Sensor und verlängert die Belichtungszeit. Die Verwacklungsgefahr steigt deshalb erheblich. Und: wegen der geringe Schärfentiefe kann eine nur leichte Kamerabewegung bereits den Schärfepunkt ungewollt verlagern. Ein Stativ sorgt in beiden Fällen für Abhilfe. Da wir uns zumeist dicht am Erdboden bewegen, muss das Stativ auch solch tiefen Aufnahmestandorte ermöglichen. Drahtauslöser sind sinnvoll, lassen sich heute aber kaum noch an moderne Kameras anschließen. Weil aber bereits das Drücken des Auslöserknopfes die Kamera in Schwingungen versetzen kann, sollte man sich nun andere Lösungen überlegen, etwa das Auslösen der Kamera mit Zeitverzögerung über den Selbstauslöser oder mittels Fernauslösung. Die billigste, optisch aber auch die schlechteste Lösung für die Nahfotografie war der Einsatz einer Nahlinse, die wie ein Filter in das Filtergewinde des Objektivs geschraubt wurde. In ihrer Funktion entsprach sie in etwa der Lesebrille bei uns Menschen.

Die damals im Mascheeboten abgedruckte Aufnahme zeigte zwei Pilze, einen scharf, dahinter einen zweiten schon etwas in Unschärfe versinkend. Die Kamera war so gehalten, dass die Stiele nicht gerade, sondern etwas schräg nach oben ragten, das gab Dynamik durch zwei diagonal verlaufene Linien. Ein Buchenblatt im Hintergrund erzählt vom Lebensraum des Pilzes. Wir sehen, schon Kleinigkeiten wie etwa das unscharfe Blatt können gerade in der Naturfotografie wichtige Informationen liefern und etwas über das Motiv erzählen.

Bürgerreporter:in:

Jens Schade aus Hannover-Döhren-Wülfel-Mittelfeld

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