Fototipps: Faszination Schwarzweiß

Bei Graustufen-Fotos kommt es besonders auf Linien und Formen an.
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„Du hast den Farbfilm vergessen, mein Michael, nun glaubt uns kein Mensch, wie schön's hier war, ha ha“, beklagte sich Nina Hagen 1974 in einem Lied. Doch wären Aufnahmen ohne Farben wirklich so schlimm? „Alles blau und weiß und grün und später nicht mehr wahr?“ Nee, das würde ich nicht so sagen. Die Sängerin tat ihrem Micha seinerzeit wohl etwas unrecht. Fotos müssen nicht immer in Color sein. Schwarzweiß-Bilder üben eine besondere Faszination aus, machen aus den Aufnahmen etwas Besonderes. Deshalb mein Tipp: einmal bewusst auf Farbe verzichten.

Dabei ist nicht wirklich die Rede von Schwarzweiß-Fotos, korrekter wäre wohl der Begriff Graustufenbilder, Reines Schwarzweiß kommt selten vor (wird von Reproduktionen auf Fotokopieren der ersten Generation einmal abgesehen, da blieb wirklich nicht mehr als  Schwarz und reines Weiß),

Gerade weil Bilder in Graustufen von unserem normalen Sehen abweichen, wirken sie besonders. Die Wirklichkeit wird noch ein Stückchen mehr abstrahiert, es kommt vor allem auf Formen und Linien des Bildes an. Eine gute Gelegenheit, die Elemente der Bildgestaltung zu üben. Das lässt sich später dann auch gewinnbringend bei farbigen Fotos nutzen. Nicht zu vergessen: In der Sicht vieler Mitbürger sind schwarzweiße Bilder einfach künstlerischer. Da werden sogar Aktaufnahmen von jenen gelobt, die bei entsprechenden Farbfotomotiven schon die Stirn in Falten legen.

Heute im digitalen Zeitalter der Fotografie ist es auch wieder einfacher, einfach mal einen fotografischen Ausflug in die Graustufenwelt zu machen. Das war früher  schon mal so. Ich habe noch Farbnegativfilme aus meiner Kindheit, von denen ließen sich ganz einfach im eigenen Schwarzweiß-Fotolabor Abzüge machen. Doch dann wurde (um eine bessere Farbwiedergabe zu erreichen) die orangefarbene Maske bei den Farbnegativfilmen eingeführt und damit war’s für den einfachen Dunkelkammer-Amateur erst einmal vorbei. Mit der Wahl des in die Kamera eingelegten Filmes hatte man sich unwiderruflich festgelegt (die theoretische Möglichkeit einer nachträglichen Colorierung schwarzweißer Bilder und Spezial-SW-Fotopapiere für Farbnegativefilme einmal ausgenommen).

Demgegenüber lässt sich von einem modernen farbigen Digitalfoto ganz einfach auch ein Graustufenbild erstellen. Da sollte jedoch ein Bildbearbeitungsprogramm mit einigen Finessen gewählt werden. Einfach den Farbsättigungsregler herunterziehen führt in vielen Fällen nicht zu den optimalsten Ergebnissen. Gute Programme bieten da mehr Möglichkeiten, um die einzelnen Farbkanäle in Grauwerte umzuwandeln. Doch es macht auch Spaß, gleich mit der Fotoapparat auf die Pirsch nach schönen Motiven ohne Farbe zu gehen, ohne erst hinterher am Computer herumexperimentieren zu müssen.

Ein Problem: Nicht jedes tolle farbige Motiv wirkt auch in schwarzweiß und manche Aufnahmen, die in Farbe langweilig wären, können in reinen Graustufen der Knaller sein. Früher hatten analoge Fotografen, die  auf SW spezialisiert waren, für entsprechende Motive ein gutes Auge entwickelt. Aber das ist eine Fähigkeit, die mit dem Aufkommen der digitalen Bilderwelt etwas verloren gegangen ist.

Deshalb mein Tipp: Die Kamera in den Schwarzweiß-Modus schalten. Dann ist das Bild auf dem Display nur in Graustufen zu sehen und es lässt sich leichter abschätzen, ob die Aufnahme ohne Farbe wirkt oder ob lieber nach etwas anderem Ausschau gehalten werden sollte. Aber:  Jedenfalls ich bin ein Mensch, der sich gerne ein Hintertürchen offenhält. Das gilt auch für den Verzicht auf Farbigkeit. Wer mit der Schwarzweiß-Einstellung seiner Kamera nur im Format JPEG fotografiert, hat hinterher wirklich nur Graustufenbilder. Also lieber die Bilder im RAW-Format aufnehmen, obwohl das Speicherplatz frisst. Dann werden trotz des SW-Modus auch die Farbinformationen abgespeichert und im Fall der Fälle lässt sich zusätzlich ein Farbfoto ausgeben.

Bürgerreporter:in:

Jens Schade aus Hannover-Döhren-Wülfel-Mittelfeld

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