Alte Bäume, stille Weiher – Natur in Hannovers Südosten unter Denkmalschutz

Naturdenkmal Brinkssot bei Wülferode
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Knorrige alte Bäume, stille Weiher, wuchtige Findlinge. Hannover hat viele Naturschönheiten. Vor fast 29 Jahren verfasste ich einen Text zu den Naturdenkmalen im Stadtgebiet. Diesen Text stelle ich jetzt hier auf myHeimat vor. Ob noch alle damaligen Naturdenkmale vorhanden sind, habe ich nicht kontrolliert. Ebenso wenig bin ich der Frage nachgegangen, ob eventuell das eine oder andere Naturwunder zwischenzeitlich die Liste ergänzt hat. Vielmehr soll der Beitrag unverändert im alten Originaltext erscheinen. Schön wäre es indes, wenn MyHeimatler aus Hannover vielleicht einmal vor ihrer Haustür nachschauten und aktuelle Informationen und Ergänzungen dann als Kommentar zu diesem Bericht veröffentlichen würden.

Mitte 1990 standen in der ganzen Landeshauptstadt 43 Naturdenkmale unter den besonderen Schutz des Gesetzes. Wegen ihrer Seltenheit, Eigenheit oder Schönheit oder wegen ihrer Bedeutung für Wissenschaft, Natur- und Heimatkunde darf niemand diese „Naturschöpfungen“, wie sie das Niedersächsische Naturschutzgesetz im Juristendeutsch nennt, beschädigen oder gar zerstören. Saftige Geldbußen drohen jedem, der sich nicht daran hält. Zehn Naturdenkmale sind im Südosten der Stadt (worauf dieser erste Teil zu den Naturdenkmalen sich beschränkt) zu finden.

Bereits im Jahr 1934 wurde eine Stieleiche am Eingang zum Tiergarten an der Tiergartenstraße zum Naturdenkmal erklärt. Der Baum ist rund 25 Meter hoch und zwischen 600 und 800 Jahre alt. Dagegen ist die Märcheneiche geradezu noch jung. Erst seit 300 Jahren streckt der 18 Meter hohe Baum seine Wurzeln in den Untergrund des Grundstücks Tiergartenstraße 113B und entwickelte sich zu einem besonders schönen Exemplar seiner Gattung. Hoch hinaus wollte auch ein Feldahorn am Kirchröder Turm. „Die Erklärung zum Naturdenkmal, um den wegen seiner Größe seltenen Feldahorn zu erhalten“, heißt es in der städtischen Verordnung vom 5. Februar 1987 über den etwa 100 Jahre alten Baum.

Kein Grün, sondern hartes Granit hielten die Naturschutzbehörden 1938 für denkmalswert. Damals erklärten sie die Findlinge in der Eilenriede und im Hermann-Löns-Park zu „bedeutenden Naturschöpfungen“. Der eine Stein liegt am Radweg zwischen dem Kirchröder- und dem Pferdeturm in der Nähe des Heiligerbrunnens. Er besteht aus Rapakiwi-Granit und stammt von den Alandinseln südwestlich Finnlands. Gletscher der Saale-Eiszeit transportierten ihn vor etwa 200.000 Jahren über 1100 Kilometer weit hierher. Der Stein weist Windschliffnarben und –politur auf, die durch Sandtreiben im arktischen Wüstenklima entstanden.

Der Felsen am Kiebitzweg nahe dem Annateich hat hingegen nur eine Reise von 800 Kilometer über das Eis zurückgelegt. Er stammt aus Smaland in Südschweden und dürfte 500 Millionen Jahre alt sein. Gewichtig ist daneben ein weiterer Findling auf dem Grundstück Tessenowweg 11 in Kirchrode. Seine Windschliff-Fläche entstand vor 20.000 Jahren im eiszeitlichen Sandtreiben. Rund 10 Tonnen bringt der Granitbrocken auf die Waage. Damit zählt er zu den besonders seltenen Findlinge.

Während andere Stadtteile sich nur mit einem Baum oder einem schmücken, kann Wülferode mit einem etwas außergewöhnlicheren Objekt aufwarten. Ein ganzer Teich wurde 1974 „im Schafanger“ rund 700 Meter östlich der Autobahn zum Naturdenkmal. Der „Brinksoot“, so der Name des Tümpels, ist als Laichplatz für Amphibien von Bedeutung. Unter anderem leben hier Grasfrösche und Erdkröten. Entstanden ist das wertvolle Biotop aus einer Tonkuhle. Im Nachbarort Bemerode wächst dagegen wieder ein seltener Baum. Eine prächtige Stileiche im Gutspark an der Brabeckstraße 169 schaffte es in 400 Jahren, sich etwas es in 400 Jahren, sich etwa 25 Meter in den Himmel zu recken. Ihr Stamm misst 1,6 Meter, ihre Kronenbreite 20 Meter.

Eine weite Reise hat auch ein weiterer Wanderer aus Südschweden hinter sich. Vor 200.000 Jahren strandete ein Findling aus Växjo-Granit auf dem heutigen Messegelände. Er ist einer der größten Findlinge am Südrand des ehemaligen Vergletscherungsgebietes und macht damit der Hannover-Messe alle Ehre: Der Felsen ist 3,8 Meter lang, wiegt stolze 42 Tonnen und hat in Volumen von 17 Kubikmetern. Bis 1976 hielt sich der Koloss in der Erde versteckt; dann wurde er beim Bau der Messehalle 13 ans Tageslicht gebracht.

Seit Ende 1983 genießt daneben im Stadtbezirk Döhren-Wülfel eine Eiche auf dem Grundstück Wiehbergstraße 10 die Vorrechte eines Naturdenkmals Als frei stehender Baum hat sie sich unbehindert entwickeln können und zeichnet sich durch ihre besondere Größe aus. Immerhin beträgt der Stammumfang des 150 Jahre alten Baumes 2,7 Meter.

Einen anderen historischen Baum in Döhren wird allerdings der Titel „Naturdenkmal“ verweigert. Dabei könnte diese Eiche vielleicht der älteste Baum des Stadtteils sein. Bereits zur Zeit einer gewissen Familie Türk soll die Eiche ein „prächtiger Baum“ gewesen sein, wie alte Quellen verraten. Die Türks siedelten sich wohl 1658 in Döhren an, ihr Geschlecht starb 1770 mit Gustav Türk aus. Irgendwann später ließ ein geldgieriger Besitzer zwar den Stamm fällen, doch aus dem Stumpf sprossen wieder drei Eichenstämme hervor. Der Bezirksrat Döhren-Wülfel forderte shcon einmal den seltsamen Baum zum Naturdenkmal zu erklären. Die Stadtverwaltung verwarf jedoch das Ansinnen der Bürgervertreter. „Nicht notwendig“, beschieden sie dem Bezirksrat. Weil der Baum auf städtischem Grund stehe, bedürfe er keines besonderen Schutzes. Die Politiker gaben sich mit dieser Auskunft zufrieden.

Soweit der Bericht von Juli 1990.

Mehr lesen?

Auch im Osten von Hannover gibt es einige Naturdenkmale.

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Und hier geht es zum Bericht über Naturdenkmale im Norden von Hannover

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Infos über die Naturdenkmale im Westen von Hannover?

Zum Bericht bitte hier klicken

Bürgerreporter:in:

Jens Schade aus Hannover-Döhren-Wülfel-Mittelfeld

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