Ein Frühlingsfeuerwerk - Viel Buntes im Calenberger Land

Jahr für Jahr ein Neuanfang in der Natur.
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Ist Grau eine schöne Farbe? Nein, Grau ist nicht schön, nun wirklich nicht. Grau ist trostlos, farblos, öde und langweilig. Grau ist eben grau. Und wie freut man sich deswegen, wenn es nach langen grauen Wintermonaten, die allerdings auch mal schön sein können, wenn es denn frostig und weiß ist und dazu vielleicht sogar noch ein blauer Himmel über einer Schneelandschaft steht, was viel zu selten vorkommt, wenn es auf das Frühjahr zugeht. Dann nämlich, dann kommt wieder Farbe in die Welt. Zunächst ganz zaghaft und dezent. Die Natur schickt ihre Vorboten. Ein vorsichtiges Grün an den Weiden, daran dann die flauschigen Kätzchen. Die gelben Winterlinge, die weißen Schneeglöckchen, und Mitte März die Scilla, die auch Blaustern genannt wird. Sie ist ein kleines, unscheinbares blaues Blümchen. Doch wenn es wie mancherorts in Massen auftritt, dann ergibt sich daraus ein Meer aus blauer Farbe. Staunen ist dann angesagt vor soviel Großartigkeit der Natur. In dieser Zeit konkurriert die Scilla mit den Märzenbechern und natürlich den Krokussen. Die bringen so richtig Farbe in die Welt, und diese sogar in unterschiedlichen Tönen. Und wie freut man sich darüber.
Im April haben in den Buchenwäldern, wenn sich das Blätterdach der Bäume noch nicht entfaltet hat, andere kleine Blumen ihren großen Auftritt. Das sind die Anemonen, die bei uns Buschwindröschen genannt werden. Dann ergeben sich dort im lichten Wald große weiße Flächen. Was für ein Anblick! An anderen Stellen, sozusagen in der Nachbarschaft, breitet sich der Lerchensporn großflächig aus. Er bietet ebenfalls die Farbe Weiß, dazu aber auch Lila. Eine passende Mischung, die unter dem noch lichten, sanften, hellen Grün des Walddaches miteinander harmoniert.
Etwa zur selben Zeit machen die Ostertage ihrem Namen alle Ehre. Sie schicken die Osterglocken ins Feld. Meistens in Gelb, aber auch in Weiß. Dazu die gelben Forsythien, die ebenfalls in diese Zeit gehören. Grün und Gelb, das sind die Farben, die zu diesem schönen Fest passen.
Und kaum ist Ostern vorbei, dann legt die Natur so richtig los. Die Kirschbäume, die Apfelbäume, die Zwetschenbäume, deren Blüten von Bienen und Hummeln umsummt werden. Überall blühen sie. In den Gärten, an den Chausseerändern, auf den Streuobstwiesen, auf denen Schafe mit ihren Lämmern unter ihren Zweigen am saftigen Gras zupfen. Es ist eine Freude.

Und dann knallt es in der Natur sogar. Nicht akustisch, aber optisch. Wer die hochtechnisierten Städte verlässt und sich vor die Tore seiner eigenen Stadt wagt, oder wer auf dem Lande lebt, der hat dieses Knallen ständig vor Augen. Denn es ist Rapszeit, und der Raps breitet sich in großen Flächen knallgelb aus. Besonders unter einem tiefblauen Himmel. Leuchtende Flickenteppiche überall, ein Patchwork der Landwirtschaft.
Gelbleuchtend ist auch der Löwenzahn, der an Wald- und Wegrändern für Farbe sorgt und manchmal ganze Wiesen bevölkert. Aber auch später als Pusteblume hat er, besonders im Gegenlicht der Sonne, seinen Reiz. Und natürlich pflückt man eine Pusteblume ab, bläst die Backen auf und lässt die Samen wie Fallschirme mit dem Wind fliegen.
Und dann gerät die Natur vollends in Fahrt. Kastanien in Weiß und Rot verbreiten auf so manchem Dorfplatz, vor so mancher Dorfkirche und in so manchem Biergarten eine Maikäferstimmung, und man sucht auf den gespreizten Blättern unweigerlich nach den großen Krabbeltieren, nach dem Maikäfer Sumsemann aus Peterchens Mondfahrt. Wer kennt sie nicht, diese schöne Geschichte von Herrn Sumsemann, der mit zwei Kindern zum Mond fliegt, um sein verlorengegangenes Beinchen wiederzuholen. Eine Etage tiefer leuchtet der Flieder, in Lila, in Weiß und in Violett. Man weiß gar nicht, was am schönsten ist.
Doch die Natur hat auch jetzt noch nicht alle Karten ausgespielt. Denn im Mai, wenn wir uns schon längst wieder an Farbe gewöhnt haben, dann wird es so richtig bunt, teilweise schon kitschig bunt, und die Natur, könnte man meinen, übertreibt dabei sogar nicht gerade wenig. In Parks, auf alten Friedhöfen oder sogar in unserem Garten blühen die Rhododendronsträucher. Sie schwelgen in allen Farben und zünden nun wirklich ein Feuerwerk ab, ein Frühlingsfeuerwerk. In Rot, in Weiß, in Pink, in Gelb, in Lila, in Orange. Welche Farbe ist nicht dabei? Manchmal in Gruppen alle Farben durcheinander. Und das ist schon fast zu viel des Guten.
Aber damit hat die Natur ihren absoluten Höhepunkt erreicht. Natürlich gibt es auch danach eine Unzahl von Blütenpflanzen, die so nach und nach ihre Auftritte haben. Den ganzen Sommer hindurch, und sogar bis in die Herbstzeit hinein. Doch das Frühjahr ist es eben, wo das Leben erwacht, neu beginnt, wo wir die aufkommenden Farben, die wir herbeigesehnt haben nach oft tristen Wintertagen besonders würdigen und genießen können. Und das überträgt sich auch auf uns, den Menschen. Die Farben, die ansteigenden Temperaturen, das Grün, der blaue Himmel, die Sonne, das Konzert der Vögel, die summenden Insekten. Alles das lässt uns ebenfalls aufleben nach dem langen Grau, das wir längst satt hatten. Wir müssen raus aus unseren vier Wänden, raus in die Freiheit, die Frische der Natur spüren, ihre Farben sehen. Und Schmetterlinge und Hummeln schwirren nicht nur in der Natur, sondern uns auch durch den Kopf. Und das dürfen wir Jahr für Jahr erneut erleben und uns daran erfreuen. Wie schön kann doch die Welt sein!

Bürgerreporter:in:

Kurt Wolter aus Hannover-Bemerode-Kirchrode-Wülferode

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