Weihnachtskonzert des Dossenberger-Gymnasiums

Das Harfen-Ensemble

Mit der Einladung zum Inne-Halten begrüßte Dr. Christoph Henzler die Gäste, die den Kirchenraum bis auf den letzten Platz gefüllt hatten. Nur wer innehalte, könne auch Ausschau halten nach dem „Stern über Bethlehem“. Und nur wer bereit sei, sich zu den Armen zu stellen, der dürfe sich auch zur Krippe stellen.

Geschickt hatten die Organisatoren die unterschiedlichen Möglichkeiten des Raumklangs einbezogen und so stieg zur Eröffnung aus der Tiefe der Apsis ein ganz von der Gregorianik inspirierter Adventshymnus auf: „Komm, Emmanuel“ von Zoltán Kodály. Unter Leitung von Peter Neuburger hatte sich ein zehnköpfiges Vokalensemble formiert, das Klarheit in der Stimmführung und fein schattierte Dynamik schon erstaunlich kultiviert. Auch bei J.S. Bachs filigranem Choralsatz „Wachet auf, ruft uns die Stimme“ bestach die Durchsichtigkeit des Chorklangs.

Der alte Geizhals Scrooge (in dem Roman „A Christmas Carol“ von Charles Dickens) ändert am Heiligen Abend sein Leben, weil er einen Blick in seine Vergangenheit und in seine Zukunft tun kann - Dies ist die Grundlage einer Weihnachtskantate von Steve Pogson, die der erfreulich große Unterstufenchor zu Gehör brachte. Die Jüngsten der Schule gestalteten mit frischen Stimmen und hoher Konzentration die durch einen Sprecher verbundenen Sätze. Wegen seiner Länge, der rhythmischen Differenziertheit und des großen Tonumfangs stellte das Stück keine geringe Herausforderung für die Kinder dar, die es aber unter Leitung von Peter Neuburger vorzüglich meisterten.

Welches Potenzial allein an sängerischen Begabungen sich in einer großen Schule findet, wurde den Zuhörern bewusst, als sich mit dem „Grundkurs Chor“ noch eine weitere Chorformation zu Gehör brachte. Das dargebotene Spiritual „Elijah Rock“ steigerte sich - aus dem Piano entwickelt - zu klangvoller Größe und chorischem Glanz.

Leise und für viele Zuhörer besonders bewegend war der Auftritt des Harfenensembles, das sich vor dem Volksaltar ganz nahe am Publikum postiert hatte. Das Besondere: Die Instrumente, die da erklangen, hatten die Schülerinnen und Schüler auch selbst gebaut. Sie sind das klangvolle (und formschöne!) Ergebnis eines Harfenbaukurses unter der Leitung des Kunsterziehers Nikolaus Kugelmann, der mit im Ensemble saß. Mit dem weihnachtlichen Wiegenlied „Away in a Manger“ und einer irischen Ballade (Hannah Ries und Katharina Schnell) gewannen sie die Herzen der Zuhörer.

Dass das Konzert eines Gymnasiums freilich auch die lauteren Töne hat und haben darf, wurde mit dem Auftritt der Bigband hörbar. Die Bigband des Dossenberger-Gymnasiums hat sich zu einem erstaunlich präzisen, fast möchte man sagen: professionell musizierenden Klangkörper entwickelt. Erich Broy hatte für seine Bigband vier (aus der amerikanischen Weihnachtstradition stammende) Nummern ausgesucht, die nicht nur zeigen konnten, wie viel solistische Qualität in seinen Musikern steckt, sondern auch wie homogen selbst rhythmisch Vertracktes in einem gut aufeinander abgestimmten Musikerteam gelingen kann. Die Freude der jungen Musiker und ihre konzentrierte Begeisterung wurde auch hier zum Erlebnis für die Zuhörer.

Mit einem „Rondospiel für Percussion und Chor“ über das Weihnachtslied „Stern über Bethlehem“ stand als nächstes ein Werk auf dem Programm, das für das Percussion-Ensemble, den Chor und den Lehrerchor zu einer anspruchsvollen Herausforderung wurde: Aus der Improvisation der Schlaginstrumente wuchs - unter solistischer Beteiligung der einzelnen Klangfarben - das swingende rhythmische Gerüst, der „Ground“, der den Boden bereitete für einen aus der Einstimmigkeit entwickelten, schließlich fünfstimmigen Chorsatz, der aus dem Wechsel der Taktarten seinen spannenden Puls bezog. Erich Broy brachte mit spürbarem Vergnügen sein Werk zur (Ur-)Aufführung und motivierte die vielen Mitwirkenden zu anspruchsvoller neuer Musik.

Der festliche Schlusspunkt, für viele Zuhörer sicher der Höhepunkt, war das „Halleluja“ aus dem „Messias“ von Georg Friedrich Händel. Das glänzend disponierte Orchester, das zuvor schon mit dem „Herbst“ aus den „Vier Jahreszeiten“ von Vivaldi seine Musizierfreude und an historischer Aufführungspraxis orientierte Spielkultur gezeigt hatte, war durch zwei Pauken ergänzt. Thomas Engel, Dirigent des Orchesters und des Gesamtchors, leitete die jungen Musiker in einer präzisen und wunderbar atmenden Aufführung. Sie wurde zum Geschenk sicher auch für viele der Schülerinnen und Schüler, die diese Musik zum ersten Mal musizierten. Mit Händels „Halleluja“ war nun - über Krippe und Kreuz - der Blick auf das Ostergeheimnis erweitert und damit die Geburt Jesu in den christlichen Heilszusammenhang gebracht.

Die Zuhörer dankten mit lang anhaltendem Beifall für ein bewegendes Konzert. Der Erlös des Abends geht an die Kartei der Not.

Text: Karl Stephan Janosch

Bürgerreporter:in:

Karl Stephan Janosch aus Günzburg

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