Jacky auf großer Tour in den Allgäuer Bergen

Rast an der Brücke beim Aufstieg
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Ich fürchte mich immer so sehr davor, zurück gelassen zu werden. Und als Frauchen ihren Rucksack packte und den samt Schuhe und Stöcke im Auto verstaute, folgte ich ihr auf Schritt und Tritt, wich nicht mehr von ihrer Seite und bekam dafür auch noch Schelte, weil sie mehrer Male über mich stolperte. Sie redete etwas von Oberstdorf und Kemptner Hütte, vom Heilbronner Weg und Waltenberger Haus, vom schönen Wetter und einer „Abschiedstour". Als sie dann rief: „Komm, auf geht`s!“, hüpfte ich so schnell ins Auto wie ich nur konnte und lehnte mich während der langen Fahrt zufrieden auf meinem Teppich zurück.
Als wir anhielten, schnupperte ich die frische Bergluft und nichts konnte mich davon abhalten, sofort mit dem Schnüffeln loszulegen. Frauchen holte an einer Säule einen weißen Zettel, den sie ins Auto legte und schulterte ihren Rucksack. Ich musste erst mal an die Leine, da wir bergauf für längere Zeit auf einer Teerstrasse mit vorbeifahrenden Autos wanderten. Frauchen tröstete mich und meinte, dass ich ab der Spielmannsau frei laufen dürfe, vorher wäre es zu gefährlich für mich, "weil ich ja nie folge". Ich weiß gar nicht was sie damit meinte.
Die Sonne wanderte mit uns und endlich durfte ich rennen, wie ich wollte. Auf einer Alm trank Frauchen sogar noch einen Kaffee und ich wurde in einen tiefen Trog eingetaucht, in dem ich mich abkühlen konnte. Jetzt ging es richtig los, bergauf über Felsen und Bäche, durch Kraut und Gebüsch. Der Tobel rauschte in verschiedenen Tonlagen, je nachdem wo wir uns befanden.
Mich zog es immer wieder zum Wasser und ich durfte schlabbern, so viel ich wollte. An einer Brücke holte Frauchen sogar lecker riechende Brote raus und legte eine Pause ein, die ich nutzte, um ausgiebig in einem tiefen Gumpen nach Steinen zu suchen, die Frauchen dort hinein warf. Gestärkt wanderten wir weiter und ich merkte, dass sich Frauchen sehr anstrengen musste, um die steilen Hänge zu bezwingen. Deswegen blieb ich ganz nah bei ihr. Mir kam der Weg bekannt vor, wir waren ihn oft mit Herrchen gegangen. Frauchen schien das auch zu bemerken und sie wurde langsam, still und nass im Gesicht. Ich musste sie ablenken, deswegen raste ich davon, als das erste Murmel in den Wiesen pfiff. Sie rief nach mir und wurde richtig wütend. Gut so. Jetzt kam ich an die Leine und konnte sie bis zur Kemptner Hütte hoch ziehen, denn ich bin ein starker Hund, auch wenn ich klein bin.

Endlich ausruhen, viel fressen und in der Sonne sitzen. Eine Bedienung stolperte noch über meine Leine und alle Leute schauten auf uns. Die Nacht auf der Hütte war wunderbar: Ich durfte mit Frauchen im Notlager im Stall schlafen und wir beide blieben ganz alleine mit den Sternen und absoluter Ruhe. Natürlich hörte ich die Mäuse rascheln und knuspern, aber ich blieb ganz brav im Bett bei Frauchen und drückte meinen Rücken an ihren, so war uns beiden schön warm.

Am nächsten Morgen bekam ich ein riesiges Frühstück und wir wanderten bald los. Heute halfen mir die Wolken beim Abkühlen, mir war es viel leichter zu hüpfen und zu springen. Ich hatte mir auch vorgenommen, ganz brav zu sein und schaute nur, als die Murmel pfiffen. Zugegeben, ein paar mal rannte ich einige Meter weg, aber ich hielt sofort an, als Frauchen rief. Heute war sie schnell unterwegs, bis wir eine riesige Herde Gämsen entdeckten, an der wir uns leise vorbei schlichen. Sie machte viele Bilder und als wir um den nächsten Hügel herum waren, entdeckten wir eine Herde mit sieben Steinböcken und nun fing Frauchen an vor Freude leise zu singen und fotografierte wie wild.
Danach kamen wir zu einem Eisfeld, auf dem Frauchen vorsichtig herum stocherte und für meinen Geschmack viel zu lange brauchte, um es zu überqueren. Mir kühlte das Eis die schmerzenden Pfoten, aber ich wartete geduldig auf sie und blieb immer in ihrer Nähe. Wir begegneten immer wieder anderen Wanderern, die mich streichelten und nette Worte sagten wie: „Oh mein Gott, so ein süßer Hund. Und so klein. Schafft der denn den weiten Weg?“ Frauchen brummelte immer nur: „Besser als ich.“

Dann ging es Berg ab und es wurde sehr steil. Aber als eingespieltes, altes Team schafften Frauchen und ich den Abstieg. Sie nahm mich unter einen Arm, mit dem anderen hielt sie sich am Seil oder am Felsen; wenn wir die Richtung wechselten, hüpfte ich wie von selbst unter den schützenden anderen Arm. Also, keine Aufregung, kluge Jack Russell Hündinnen schaffen auch in hohem Alter noch die schwierigsten Strecken.

Auf dem Waltenberger Haus gönnten wir uns eine Kaffeepause, dann trieb mich Frauchen an, obwohl ich noch gerne eine Weile herum geschnüffelt hätte. Jetzt konnte ich wieder ohne Hilfe weiter klettern, denn es war nicht mehr so steil und nach langer Zeit erreichten wir Einödsbach, eine Erlösung für meine Pfoten, denn nun ging’s auf einem Fahrweg weiter bis Birgsau. Es wurde ja auch endlich Zeit, denn weiter hätte ich nach 5 ½ Stunden anstrengender Tour nicht mehr trappeln können. Wir stiegen in den Bus und ich schlief sofort ein, schlief weiter, als wir ins Auto umstiegen.

Mir hat diese Bergtour sehr gut gefallen und ich war stolz auf mich und Frauchen, dass wir ohne Blessuren und fit und gesund wieder zu Hause ankamen.

Ich glaube, dass Frauchen die Bergtour genauso gefallen hat wie mir, denn am zweiten Tag und auf der Heimfahrt war sie ständig am Singen.

Bürgerreporter:in:

Karola Wood aus Günzburg

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