Der Biber als aktiver Landschaftsgestalter

Herr Henle unterrichtet mit Hilfe von ausgestopftem Biber
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Biberexkursion mit der ARGE Schwäbisches Donaumoos und der VHS Günzburg und Gundelfingen

Am 28.04.2009 fand unter der fachkundigen Leitung von Herrn Thomas Henle, Mitarbeiter bei der ARGE Donaumoos und Biberberater, eine Exkursion in das Land der Biber statt.
Ich war schon gespannt auf diesen Nachmittag, da ich durch meine Wanderungen an den Seen der Donauregion das Wirken des Bibers lange Jahre beobachtet hatte. Meine anfängliche Abneigung gegen den „Baumtöter“ hatte sich im Laufe der Zeit zur Hochachtung für den fleißigen Schaffer gewandelt und somit das Interesse an diesem Naturbewohner geweckt. Trotz Nieselregen stellte ich mich deswegen voller Erwartung mit wenigen anderen Teilnehmern am Mooswaldweiher ein und wurde überrascht von der Fülle an Information, die der Nachmittag und Herr Henle bereithielt.
Unser Führer holte einen ausgestopften Biber aus seinem Fahrzeug und erklärte uns mit Hilfe eines Kopfskeletts die erstaunliche Funktion des Kiefers. Unsere allererste Frage über den Grund des Tiertodes wurde zufrieden stellend mit ‚Unter die Räder gekommen’ beantwortet.
Der Biber ist ein Säugetier und gehört zur Gattung Nagetiere. Biber leben immer in Gewässernähe, der günstigste Lebensraum sind Flüsse und Seen mit ausgedehnten Weichholzauen. Aus abgenagten Ästen und Zweigen sowie Schlamm bauen sie am Ufer ihre Burg. Als Nagetier hat der Biber Eisenablagerungen im Zahnschmelz, während der hintere Dentalbereich weicher ist. Dadurch nutzen sich die Zähne durch das Nagen so ab, dass eine Meißelform entsteht, die sich ständig nachschärft und
ihn zu außerordentlichen Nageleistungen befähigt. Der Biber kann bis zu 1,30 – 1,35 m lang und 35 kg schwer werden. In freier Wildbahn erreicht er ein durchschnittliches Alter zwischen 8 und 12 Jahren, ein in Gefangenschaft lebender Biber wurde aber auch schon knapp 30 Jahre alt. Die Weibchen sind meist etwas schwerer als ihre männlichen Artgenossen.

Durch die spindelförmige Körperform ist der Biber gut an das Wasser angepasst. 5 Minuten und länger (bis zu 20 Min.) vermag er unter Wasser zu bleiben. Beim Tauchen verschließt er Ohren, Nase und Augen und kann unter Wasser nagen. Für den Wasserantrieb besitzt er erstens an den Hinterfüßen Schwimmhäute, zweitens hinten die berühmte Kelle. Diese Kelle nutzt er auch zum Abstützen und klatscht damit als Warnsignal auf das Wasser. Sie dient auch als Fettspeicher. Eine weitere Fettschicht befindet sich im Bauchbereich, die zusammen mit dem dicken Harrkleid als Isolation dient. Sein Fell zählt mit 23.000 Haaren pro cm² zu den dicksten Haarfellen in der Tierwelt. Über das dichte Wollfell schmiegen sich die Grannenhaare.
Der monogame Biber ist auch im Winter aktiv, er hält keinen Winterschlaf. Als Wintervorrat legt er sich ein „Nahrungsfloß“ an: Er sammelt Äste und Stämme, die er in der Nähe des Baus unter Wasser verankert. Dadurch kommt er auch unter einer Eisdecke an seine Nahrung. Die Paarungszeit ist zwischen Januar und März, die Tragezeit beträgt 106-107 Tage. Die Paarung findet im Wasser „Face to Face“ statt. Die 2jährigen Jungtiere leben zusammen mit dem neuen Wurf (meist 2-3 Junge) und den Eltern in einem Bau.
Biber sind Vegetarier, im Sommer leben sie von Pflanzen, Wurzeln und Feldfrüchten. Flurschäden entstehen aber hauptsächlich durch die 5-7 m langen Röhren. In der kalten Jahreszeit ernähren sie sich im Winter von der Rinde der Bäume UND dem Kronenmaterial der Bäume, die sie fällen. Diese zellulosereiche Nahrung muss auf spezielle Art- und Weise zersetzt werden.
Dazu hat er einen Blindarm (Zaekum, ist 2mal so groß wie der Magen), in diesem sind Bakterien, die das zellulose Material zersetzen, der ausgeschiedene Blindarmkot wird wieder aufgenommen
Einen vom Biber gefällten Baum zu zersägen und abzutransportieren bewirkt nur, dass dem Biber die Nahrung und Arbeitsmittel genommen werden und er sich einen neuen Baum fällen muss.
Das Biberrevier kann je nach Nahrungsangebot über eine Strecke von 500 m bis 5 km reichen. Er markiert sein Revier mit dem berühmten Bibergeil, an dem sich auch seine Jungen orientieren. Er ist dämmerungs- und nachtaktiv und nutzt das Wasser als Transportweg für Nahrung und Baumaterial für die Burg und als Fluchtweg. Die ganze Familie liegt tagsüber im Bau. Außerhalb des Baus begrüßen sich die Familienmitglieder mit Nasenstübern. Normalerweise nagt nur ein Biber an einem Baum, aber gemeinsam bauen die Familien an den Dämmen. Die Fällrichtung kann der Biber nicht bestimmen, so kann es schon manchmal vorkommen, dass er einen riesigen Baum direkt auf seinen Bau wirft. Bevorzugt nagt und frisst er Weichhölzer wie Weiden und Pappeln, nimmt sich aber Mangels Angebot auch Eichen und Obstbäume vor.
Es gibt drei verschiedene Bauarten: Den Hochbau, den Erdbau und den Mittelbau. Beim Hochbau schichtet er Material auf seinen Wohnkessel: Äste, Stämme, Wurzelteller, Erde. Beim Hochbau liegt der Wohnkessel im Materialhaufen, und nicht wie bei den beiden anderen Bauformen im Erdreich
Eine Biberburg kann stattliche 12 m² Durchmesser erreichen. Dämme werden aufgestaut, um den Baueingang unter Wasser zu halten.
Rechtlich ist es ohne behördliche Genehmigung nicht gestattet, Dämme, Röhren oder Burgen des Bibers zu zerstören. In Kanada wurde ein 650m langer Biberdamm entdeckt, da der Biber dort seit Jahrhunderten lebt.
Er schafft seinen eigenen Lebensraum und ist ein genialer Landschaftsgestalter.
Mit seiner Arbeit trägt der Biber zur Naturverjüngung und Bereicherung der Artenvielfalt bei.
Neben den vielen Informationen über den Biber lernen wir auf der Exkursion, die durch das fantastische und abenteuerliche Reich des Nagetieres führt, viel über die umgebende Natur, über rechtliche Bestimmungen und die Arbeit der ARGE und des Naturschutzes. Treten Flurschäden durch den Biber auf, gibt es Biberbeauftragte im Landkreis, an die sich Betroffene wenden können.
Der 2 ½ stündige Ausflug ins Biberland endete mit einem großen Lob an unseren Führer, der mit seinen fachkundigen Informationen großen Respekt vor dem Tier Biber und seinem Wirken erzeugte.

Bürgerreporter:in:

Karola Wood aus Günzburg

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