Kristallines - für Paul KLEE Kunst- und Selbstsymbol: KRISTALL KLEE. GENESIS/KOSMOS & CHAOS - ORDNUNG (Symmetriephänomen)

„Kristalliner Organismus“(1986). Acryl auf Leinwand, 50 x 70 cm. Bild-Malerei werner hahn 10-3-12.
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  • „Kristalliner Organismus“(1986). Acryl auf Leinwand, 50 x 70 cm. Bild-Malerei werner hahn 10-3-12.
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„Heute ist der gestrig-heutige Übergang. In der großen Formgrube liegen Trümmer, an denen man teilweise noch hängt. Sie liefern den Stoff zur Abstraktion.“

(Paul Klee, Tagebücher S.323/Tagebuch 1915, Nr. 951)

„Kunst gibt nicht das Sichtbare wieder, sondern macht sichtbar.“

(Paul Klee: Beitrag für den Sammelband ‚Schöpferische Konfession’. In: P.K.: Schriften, Rezensionen und Aufsätze. Köln 1976, hg. von Christian Geelhaar, S.118)

Für Paul Klee stand es außer Zweifel, dass ER Gott und der Schöpfung näher stehen würde als andere Sterbliche.

Wenn Klee etwas „sichtbar“ machen wollte, dann nicht die Gegenwart des modernen Menschen, sondern den „KOSMOS“. Und Kunst war für Klee die Brücke zwischen Diesseitigem und Jenseitigem, die Suche nach dem „Urgrund“ und der Nachvollzug der „Genesis“, der Weg zur Transzendenz (1).

«STIL», so Klee, sei die menschliche Einstellung zum Diesseitigen und Jenseitigen. Die Parallelisierung von Kunst & Schöpfung ist freilich eine der ältesten ästhetischen Formeln überhaupt – so Manfred Clemenz in der NZZ - und sie war (siehe CEZANNE) insbesondere bei vielen Künstlern der Moderne en vogue.

Geometrisierende Chiffren - TRASMUTAZIONE DI FORME – KRISTALL Paul Klee

Geometrisierende Chiffren entwickelte ars evolutoria: ein Form(ungs)-Erleben wurde für die KUNST entdeckt, an dem das Erlebnis eines dynamischen EVOLUTIONÄR-evolutionisierenden Gestaltwandels erstmals einsichtig wird. Dem Kunstwissenschafter Werner HOFMANN bekannt, da er mein EST-Werk gefördert hat. (Siehe: http://community.zeit.de/user/wernerhahn/beitrag/2011/01/09/werner-hofmann-%E2%80%93-ein-%E2%80%9Ek%C3%BCnstler%E2%80%9C-%C3%BCber-das-kunstst%C3%BCck-phantasiest%C3%BCc )

Aus linearem Formplasma (Urform, Basalform, …), das auf noch keinen finalen Form- und Entwicklungszustand hinweist, entstehen Kunstgebilde mit Harmonie „parallel zur Natur“, wie CÉZANNE im Kunstwollen mit apriorischem Seinsverständnis sagen würde:

Die KUNST-„Die Landschaft spiegelt sich, vermenschlicht sich, denkt sich in mir. Ich objektiviere sie, übertrage sie, mache sie fest auf meiner Leinwand. [...] Erlauben Sie mir, Ihnen zu wiederholen, was ich Ihnen schon hier sagte: man behandle die Natur gemäß Zylinder, Kugel und Kegel und bringe das Ganze in die richtige Perspektive, so dass jede Seite eines Objektes, einer Fläche nach einem zentralen Punkt führt.“ (Paul Cézanne (1839 - 1906): Kunst - eine Harmonie parallel zur Natur (um 1900 ; vgl. (2) 11.8.1. und 11.8.2. – zum tragischen «Irrtum der Kunstphilosophie des Cézannismus-Kubismus»

Auf TRASMUTAZIONE DI FORME ging ich auch ein in www.giessener-zeit... - ebenda die Abb. mit der Bild-Legende: TRANSMUTION bei LEONARDO da Vinci (rechts) und DARWIN (links) Berühmt geworden ist die Skizze mit der Überschrift „I think" aus DARWINs Notebooks zur Transformation (1837). Mehr dazu Homepage www.art-and-science.de - "Link Vorstellung". Die Abb. mit „Entwicklungslinien“ auch im GZ-Essay: www.giessener-zeit... Auch im RUNGE-Artikel ist das Bild zu Darwin/Leonardo zu finden: www.giessener-zeit...

Paul KLEEs Lebenswerk sah Werner Hofmann „offensichtlich als den vorläufigen Höhepunkt, aber auch Abschluss der Phantastik an“, resümierte die FAZ. In KLEEs Entwurf eines „Generalbasses“, in dem der Künstler P.K. „ohne zu dogmatisieren, die gesamte formale Variationsbreite des vergangenen Jahrhunderts unterbrachte“, sei der Brückenschlag aus dem ‚CHAOS’, in dem der Zufall und das Lebendige beheimatet sind, also die Orientierungsmarken der Surrealisten, in die ‚Ordnung’, die von den Kräften des Verstandes herbeigeführt, aber nicht beherrscht wird“, erfolgt.

Der Hamburger Ex-Kunsthallenchef HOFMANN: „Derlei hatte um 1500 Leonardo im Kopf. Auch ihm ging es um den Sprung aus dem Chaos in die Ordnung, um die Läuterung der vorläufigen feuchten Mauerflecken zu guten und vollkommenen Formen“.

Hier spielt Werner Hofmann darauf an, dass es zunächst LEONARDO war, der das Hineinsehen von Formen und Gestalten in das Linien- und Fleckengewirr eines noch feuchten Mauerstücks als nützliche Übung für den Künstler beschrieb. Bei dem Vermögen, gegenständliche Bilder in ganz zufälligen Strukturen entdecken zu können – also zu phantasieren –, „scheint es sich (bei aller Vorsicht) um so etwas wie eine zeitunabhängige anthropologische Konstante zu handeln“ (FAZ – vgl. (2) mit mehr dazu.)

Bei seiner Hinwendung zum „Jenseitigen“, verstand sich KLEE sich nicht mehr organisch, sondern anorganisch - als «KRISTALl». Diese Transformation deutete sich schon früher an: KLEE 1905:

„Wenn ich ein ganz wahres Selbstporträt malen sollte, so sähe man eine merkwürdige Schale. Und drinnen, müsste man jedem klar machen, sitze ich wie der Kern in einer Nuss. Allegorie der Überkrustung könnte man dieses Werk nennen.“ Bei Klee lasse sich diese Metaphorik als zunehmende «Überkrustung», als „Transformation seiner Selbstwahrnehmung ins Anorganische, Kristalline, als ‚Panzerung’, verstehen“ – so die NZZ.

Selbstverständlich sei das KKRISTALLINE ein zu Beginn des vergangenen Jahrhunderts gängiges „Kunstsymbol“ – so Autor Clemenz ebenda (vor allem der Expressionismus bediente sich seiner). In der einflussreichen Schrift Wilhelm WORRINGERs, „Abstraktion und Einfühlung“ (1908), in der Abstraktion und Einfühlung als diametral entgegengesetzte STIL-Prinzipien behandelt wurden, wurde das KRISTALLINE zur ästhetischen Ausdrucksform der Abstraktion. Zugleich ist für Worringer die „Abstraktion“ eine Art magischer Beschwörungsformel dargestellt gewesen: gegen die Abhängigkeit des Menschen von der Außenwelt, Erlösung von seiner «Lebensabhängigkeit» (Worringer).

NZZ: ABSTRAKTION ist die «absolute Form» und repräsentiert als solche das «Absolute».

Und Paul KLEE argumentierte ähnlich wie Worringer (der, wie Klee, u. a. in Bern lebte, dort 1907 promovierte und Klee persönlich kannte). Explizit habe Künstler Klee seine Vorstellung des Kristallinen allerdings erst unter dem Eindruck des Ersten Weltkrieges formuliert; wobei er betont habe, dass der Krieg ihn „innerlich“ nichts angehe.

Anders als bei Worringer ist das KRISTALLINE für Klee jedoch „Kunst- und Selbstsymbol zugleich“ (NZZ). Klee fragte rhetorisch, ob er zum «kristallinischen Typ» gehöre, um dies sogleich zu bejahen:

„Man verlässt die diesseitige Gegend und baut dafür hinüber in eine jenseitige, die ganz ja sein darf. / Abstraction / Je schreckensvoller diese Welt (wie gerade heute) desto abstrakter die Kunst / Ich meinte zu sterben. Krieg und Tod. Kann ich denn sterben, ich Kristall? / ich Kristall.“ (Zitat ebenda.)

Fazit Manfred Clemenz:
Als «Kristall», gleichsam als Selbst-Abstraktion, hofft KLEE gegen die Widrigkeiten des Lebens gefeit und „unsterblich“ zu sein. Den Krieg zumindest konnte er – anders als etwa Macke und Franz Marc (3) – auf diese Weise von sich fernhalten.

Zum Thema auch:
Das Kristalline als Kunstsymbol, Bruno Taut und Paul Klee [Sondereinband] - Regine Prange (Autor) - 1991.
Siehe: http://publikationen.ub.uni-frankfurt.de/frontdoor/index/index/docId/78

BILDER zu Paul KLEE:
http://www.google.de/search?q=paul+klee&hl=de&client=firefox-a&hs=Tqg&rls=org.mozilla:de:official&prmd=imvnso&tbm=isch&tbo=u&source=univ&sa=X&ei=nUNbT8TBPOej4gTCifmbDA&ved=0CFoQsAQ&biw=1280&bih=637

Zum Thema KRISTALL & KRISTALLINES auch aktuell:

HAHN, Werner:
Nach Spott: Chemie-Nobelpreis für Daniel Shechtman. Schönes Chaos - QUASIKRISTALLE mit 5-Eck-SCHÖNHEITen, HARMONIE & SYMMETRIE
IN GZ: www.giessener-zeitung.de/giessen/beitrag/57200/nach-spott-chemie-nobelpreis-fuer-daniel-shechtman-schoenes-chaos-quasikristalle-mit-5-eck-schoenheiten-harmonie-and-symmetrie/

HAHN, Werner: Evolutionäre Theory of Everything (ETOE): GEOMETRIE evolutionär – BIFURKATIONEN & neue Sehtheorie (2. Teil)
von Werner Hahn aus Gladenbach | am 12.04.2010 | 899 mal gelesen / 35 Bilder

IN
http://www.myheimat.de/gladenbach/natur/evolutionaere-theory-of-everything-etoe-geometrie-evolutionaer-bifurkationen-and-neue-sehtheorie-2-teil-d454729.html

Und:
HAHN, Werner: http://community.zeit.de/user/wernerhahn/beitrag/2010/04/14/evolution%C3%A4re-geometrie-supersymmetrie-amp-bifurkationen-amp-symme

HAHN, Werner: Symmetrie in Wissenschaft und Kunst I - Wechselwirkungsprinzip Asymmetrisation/Symmetrisation IN timms.uni-tuebingen.de/List/List01.aspx?rpattern=UT_200[12][01][012]___00[12]_symmetrie_000_ (VORLESUNG werner hahn, VIDEO)

LITERATUR / Links

(1) Manfred Clemenz ist Professor für Soziologie und Sozialpsychologie, Psychotherapeut und Gruppenanalytiker. IN: NZZ: 10. März 2012, Neue Zürcher Zeitung
„Ich Kristall - Kunstsymbol und Körpermetaphorik bei Paul Klee“
http://www.nzz.ch/nachrichten/kultur/kunst_architektur/ich_kristall_1.15629624.html

(2) HAHN, Werner (1989): Symmetrie als Entwicklungsprinzip in Natur und Kunst. Königstein. Gladenbach: Art & Science, 1995.
(HAHN, Werner (1998): Symmetry as a developmental principle in nature and art. Singapore. (Übersetzung des Originalwerkes von 1989, ergänzt durch ein 13. Kapitel – mit erweitertem Sach- und Personenregister sowie Literatur- und Abbildungsverzeichnis.)) – Seit 2011auch als eBook bei: http://ebooks.worldscinet.com/ISBN/9789812817440/toc.shtml - ausführlich INHALT(content) ebenda.

HAHN, Werner / WEIBEL, Peter (Hrsg.) (1996): Evolutionäre Symmetrietheorie: Selbstorganisation und dynamische Systeme. Stuttgart. (Anthologie mit Beiträgen von 19 Autoren.) (Kurz: EST.) Darin: HAHN, Werner: Evolutionäre Symmetrietheorie und Universale Evolutionstheorie. Evolution durch Symmetrie und Asymmetrie. (S. 255 bis 284 mit 11 mehrteiligen Abbildungen.) – Siehe als LINK – PDF-EST – meiner HP: www.art-and-scienc... ....

(3) http://community.zeit.de/user/wernerhahn/beitrag/2009/04/13/malerei-evolution%C3%A4r-weiterentwickelt-sch%C3%B6nheit-einer-zerbrechende - wernerhahn-Blog auf ZEIT ONLINE:
Malerei EVOLUTIONÄR weiterentwickelt: SCHÖNHEIT in einer zerbrechenden Welt - MARC & MACKE und ihr Impulsgeber DELAUNAY
Von WernerHahn 13.04.2009

Zu Franz MARC weiterführend auch:

http://www.myheimat.de/gladenbach/kultur/franz-marc-ein-ganz-grosser-des-20-jahrhunderts-ueber-animalisierung-and-evolutionisierung-der-kunst-d79904.html

http://community.zeit.de/user/wernerhahn/beitrag/2009/03/05/animalisierung-amp-evolutionisierung-der-kunst-franz-marc-%E2%80%93-ein-g

http://www.myheimat.de/gladenbach/kultur/geburtstags-hype-100-jahre-abstrakte-kunst-and-blauer-reiter-wege-inaus-der-abstraktion-teil-ii-d1286646.html

http://www.myheimat.de/gladenbach/kultur/wie-man-den-prozess-der-evolution-bildkuenstlerisch-darstellen-kann-darwin-and-kunst-1-teil-d90830.html

Auch zu
EVOLUTIONÄRE neue ROMANTIK (ENR)

HAHN, Werner: Neues ROMANTIK-Wollen heute: Paul KLEE, Romantic Conceptualism und EVOLUTIONÄRE neue ROMANTIK (ENR). Art-and-science-Texte zur KUNST. 6.1.2011 IN GZ:
www.giessener-zeitung.de/giessen/beitrag/43737/neues-romantik-wollen-heute-paul-klee-romantic-conceptualism-und-evolutionaere-neue-romantik-enr-art-and-science-texte-zur-kunst/ - mit 32 a&s-p-Bildern.

Bürgerreporter:in:

W. H. aus Gladenbach

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