850 JAHRE FRONHAUSEN & 800-Jahr-Feier Fronhausen/Lahn: Dichtkunst, Burgen & Parkanlagen, Handwerkskunst (Kratzputz, Hessenmann)

Festschrift 850 JAHRE FRONHAUSEN
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Ein Bilderbuchwetter zu OSTERN 2009 – im Jahr der 850-Jahr-Feier (1159-2009): „Vom Eise befreit sind Strom und Bäche durch des Frühlings holden belebenden Blick, im Tale grünet Hoffnungsglück; der alte Winter, in seiner Schwäche, zog sich in rauhe Berge zurück. Von dort her sendet er, fliehend, nur ohnmächtige Schauer körnigen Eises in Streifen über die grünende Flur. Aber die Sonne duldet kein Weißes, überall regt sich Bildung und Streben, alles will sie mit Farben beleben (…)“.

An dieses berühmte Gedicht „OSTERSPAZIERGANG“ des GOETHE (Johann Wolfgang von - Faust - Interpretation Vorspiel auf dem Theater, Prolog im Himmel, Nacht) dachte ich bei meinem Osterspaziergang durch das mit Fahnen geschmückte FRONHAUSEN. Kein „buntes Gewimmel“ dringt aus einem „hohlen, finstern Tor“ in FRONHAUSEN hervor. Aber „jeder sonnt sich heute so gern“ – im Garten auf dem Balkon. In der KIRCHE „feiern die Auferstehung des Herrn“ heute nur wenige: „denn sie sind selber auferstanden: aus niedriger Häuser dumpfen Gemächern, aus Handwerks- und Gewerbesbanden, aus dem Druck von Giebeln und Dächern (…)“.

“Selbst von des Berges fernen Pfaden blinken uns farbige Kleider an. Ich höre schon des Dorfs Getümmel, hier ist des Volkes wahrer Himmel, zufrieden jauchzet groß und klein: Hier bin ich Mensch, hier darf ich's sein!“ – Worte des großen DICHTERs von GOETHE, an den ich denke im Dorf mit dem „kleinen“ DICHTER: Heinrich BASTIAN, unseren HEIMAT-DICHTER (3) & (4):

Heinrich BASTIAN wurde 1875 in FRONHAUSEN geboren. Bereits drei Jahre später verlor er seinen Vater und musste seiner Mutter schon früh zur Seite stehen. Gänse hütete er und half den Bauern bei der Ernte. Beim Gänsehüten dachte er sich seine ersten Gedichte aus. Er lernte Klempner und arbeitete unter Anderem in Braunschweig, Bremen und Gießen. 1902 (als meine Mutter geboren wurde) heiratete er Helene BECKER aus Odenhausen. Dort lebte er bis zu seinem Tode in 1967 im Alter von 92 Jahren. Mein Vater (Tierarzt in Fronhausen/Lahn) kannte ihn gut; ein Gedicht schrieb der Heimatdichter über den TIERARZT.

In der 33-seitigen Broschüre „800 JAHRE“ zu „FRONHAUSEN AN DER LAHN 1159-1959 (29., 3. und 31. August 1959)“ – siehe die COVER-Abbildung des gelben DIN-A5-Heftchens (4) – sind drei Gedichte abgedruckt, die ich in Bildern in meinem Artikel zitieren darf: „800 Jahre Fronhausen“ (nicht in PLATT; von Seite 3) und „Fronhausen“ (S. 6) sowie „Meine Heimat“ (S. 30), die ich im Originaldruck im Bild wiedergebe. Dass in der „FESTSCHRIFT“ zur 850-JAHR-FEIER der Gemeinde FRONHAUSEN, über die ich schon in meinem MYHEIMAT-Artikel (im WEB heute schon über 400 mal gelesen (1)) berichtet habe, ein weiteres GEDICHT Heinrich BASTIANs zu lesen ist („Die Heimatkirche“), möchte ich hinweisen; S. 71 ebenda mit einem FOTO des Mundartdichters, das ich in meinem Artikel in (4) für myheimat zitieren durfte.

Zu meinem myheimat.de-„ZEITGEMÄLDE“ (1) gesellte sich um die Oster-Feiertage ein weiteres Riesen-Bilderbogen-„Gemälde“: Gut besucht und sehr erfolgreich abgeschlossen wurde die Ausstellung „FRONHÄUSER BILDERBOGEN“. Die Schau enthielt vorwiegend historisches Bildmaterial, das der Verkehrs- und Verschönerungsverein (Arbeitskreis Dorfgeschichte) zusammengetragen hat. In der Grundschule Fronhausen wurde im Rahmen der 850 Jahrfeier der Gemeinde Fronhausen eine große Auswahl von Bildern aus den Bereichen Kirche, Kindergarten, Schule, Ortsansichten, Burgen, Ortspläne (18. Jahrhundert), bäuerlicher Alltag, Trachten, Vereine, 800-Jahrfeier und Fronhäuser Postkarten gezeigt; ca. 750 Bilder, wie ich in einem der Kommentare zu (1) in myheimat.de berichtet habe. Ein besonderer ausführlicher Teil war dem jüdischen Gemeindeleben, der Vertreibung und dem Neubeginn der Heimatvertriebenen 1946/47 gewidmet.

In der Osterferien-Ausstellung in der Grundschule war eine Stellwand-Seite zu sehen, auf der in vielen Bildern die Zeit im Dritten Reich (NATIONALSOZIALISMUS und Fronhausen) beleuchtet wurde: Hierzu siehe die Abbildung „30er JAHRE“ mit „Erstes Deutsches Erntedankfest ’Tag des Bauern’ 1.Oktober 1933“. Herr Uwe KATZEMEIER (der ehemalige Fronhäuser Arzt und engagierte Heimatforscher) erläuterte mir vor Ort Bilder und freute sich, dass er die von mir im Artikel (1)) erstmals veröffentlichten drei Bilder zum Kampf um Stimmen (um hohe Wahlbeteiligung im Dritten Reich 1936) ausstellen konnte. Man muss wissen, dass diese historisch einmaligen Bilder Aufnahmen sind, die meine Mutter (Maria Hahn geb. Kornmann; Tochter des Fronhäuser Hauptlehrers KORNMANN) damals mit ihrer Kamera festhielt. Die Foto-Album-Bilder vom 4. März 1936 haben im Original die Größe von nur 6 cm x 6 cm.

Bei einem Gespräch mit Frau Eva KILTZ (Bellnhausen), die für den ehemaligen Fronhäuser Arzt fotografiert und Bilder für dessen Archiv sammelt und digital bearbeitet, erfuhr ich im persönlichen Gespräch am letzten Ausstellungstag (15.04.), dass sie die Bilder nicht einfach aus meinem Artikel (1) downloaden konnte: Mit eMail und Adresse musste sie sich bei myheimat anmelden, erst danach bekam sie die Genehmigung zum Downloaden der Bilder in Großform. Die Autoren der Artikel werden dabei also weder gefragt noch informiert, wenn Bilder aus ihren myheimat-Artikeln kopiert werden. Interessant: Frau KILTZ dachte, die Download-Sperre hätte ich zu den Bildern von mir aus im WEB verankert, so dass ich benachrichtigt wurde und die Genehmigung zum Kopieren gegeben hätte. Auch mit dem Bild „Sprungschanzen-Schlittenfahrer“ von mir (aus Artikel (1)), das in der Ausstellung gezeigt worden ist (es begeisterte viele Leute), gehörte ein analoges Download-Prozedere.

Bei meinem „Osterspaziergang 2009“ fotografierte ich viele der hier im Artikel wiedergegeben Bilder: Motiviert durch die „Chronik“ von 1959 (mit Herrn Hauptlehrer Ernst MÖLLERs Text „Aus der Geschichte des Dorfes Fronhausen 1159 – 1959“ (S. 11 – 25) und Schwarz-Weiß-Bildern darin, machte ich im Artikel präsentierte vier Fotos (geeignet zum Bild-Vergleich 1959 & 2009): a) „Das VOGELsche Haus in der Bahnhofstraße, eines der vielen schönen Fachwerkhäuser Fronhausen“ (so der Text der Bildlegende - Chronik S. 27), b) „Die RATHAUSstraße mit ihren alten Fachwerkhäusern“; S. 27, c) „Das STINGELsche Haus, erbaut 1597, hatte zweimal den Großen Kurfürst von Brandenburg als Gast. Er logierte dort am 26. September 1672 auf dem Wege zum Rhein und auf dem Rückweg am 12. September 1674“; S 28, d) „Das Wohnhaus des LAUERschen Hofes, der einst im Besitz des Deutsch-Ritter-Ordens war“; S. 28.

Zu den Bildern des Bilder-Vergleichs c) und d) gebe ich die Türen (neben anderen Türen & Toren; siehe Legenden zu Bildern) wieder, die interessant sind.

Tore/Türen faszinieren in FRONHAUSEN auch in zwei PARKs, die ich am Oster-Montag-Morgen aufsuchte (siehe Bildserie): Dass das Dorf (im Dorfkern jeweils von einer Mauer umgeben) so schöne Parks beherbergt, ist manch einem Besucher gar nicht bekannt. Auf meiner Postkarte von 1959, die auch in der Ausstellung „FRONHÄUSER BILDERBOGEN“ (5. 04 – 15. 04.) zu sehen war (vgl. hierzu Bildtafel aus der Ausstellung zu „POSTKARTEN“), bildete ich die „Unterburg“ und „Obere Burg“ (mit Pferden) ab. Meine Foto-Collage zeigt Ansichten der UNTERBURG, erbaut von den Schenken zu SCHWEINSBERG, heute Wohnsitz der Familie von PETERSDORFF. Der PARK war Schauplatz und Kulisse des Heimatspiels zur 800 Jahrfeier gewesen. Zur Spielfolge des Spiels aus der Vergangenheit Fonhausens „Schicksal der Heimat“ – geschrieben von Franz KAISER (Rauisch-Holzhausen) mit Regisseur Erich HAHN; in acht „Bildern“ – siehe die 800-Jahre-Chronik S. 31 bis 33. Hierzu auch einige Aufnahmen von mir in diesem Artikel zu „Schicksal der Heimat“; auch die Grundschul-„Bilderbogen“-Schau im April zeigte Bilder zum Thema.

Schlendert man durch die beiden BURGEN-PARKs hat, man den Eindruck, man ginge durch zwei schöne „Botanische Gärten“: Denn zu sehen sind mehrere sehr alte Bäume: mit einer riesigen 3-stämmigen Birke, großen Rotbuche und Eiche z. B. im Park der UNTERBURG. Siehe auch Tor & Tür in den Bildern aus diesem Park, der auch eine LÖWEN-Wand-SKULPTUR am Burg-Gebäude beherbergt (siehe Foto).
Bei meinem „BILDERBOGEN“-Besuch sprach ich mit Herrn Friedrich von PETERSDORFF, der Im WEB und in der kostenlosen „Festschrift“ (vgl. COVER-Abb.) über „Von Essen nach Hessen“, das Buch zur Dorfgeschichte, einen informativen Artikel veröffentlicht hat (S. 51-57). Wir sprachen über den in der „BILDERBOGEN“-Schau von mir 1959 gezeigten 10-Minuten-SW-&-Farbfilm, den seine Mutter von mir erworben hatte, damit sie der Kulturverein auch zur Vorführung verwenden konnte. Dieser Film ist – vom Original-Super8-Film digital transformiert - als DVD-35-Minuten-Film heute in Fronhausen zu kaufen; vgl. dazu meine Kommentare zu (1). In seinem Festschrift-Artikel betont Herr von PETERSDORFF, dass sich in der umfangreichen und reichlich illustrierten CHRONIK wissenschaftliche und nichtwissenschaftliche Beiträge gut zusammenfügen und ergänzen: „durch die unterschiedlichen Perspektiven“.

Bei meinem OSTERSPAZIERGANG durch Fronhausen begleiteten mich zeitweise auch Frau und Herr Gunthram von SCHENK, die heute in der OBEREN BURG (hinter dem Gebäude der Sparkasse Marburg-Biedenkopf) wohnen. Meine „Gemälde-Collage“ gibt Bilder wieder, die ich ca. 1959 von der Oberburg fotografiert habe. In der 800-Jahre-Chronik steht in der Bildlegende zu einem Foto: „Das ‚alte Brauhaus’, Rest der früheren Oberen Burg, einst Sitz der Fronvögte, ist eines der ältesten Bauwerke Fronhausens“. Meine Bilder zeigen Ansichten vor dem Umbau des Gebäudes. Die Sicht von der heutigen Rathausstraße auf die „Oberburg“ mit Pferd und Fohlen fotografierte ich damals für eine Postkarte, das spezielle Foto war auch in der „BILDERBOGEN“-Schau ausgestellt (Postkarte, Einzelfoto). Im Farbfilm der DVD über Fronhausen 2009 (35-Min.-Film) sehen wir die gleichen Pferde in Bewegung beim Fressen.

Hier im PARK stehen mehrere Gebäude, die recht interessant sind: neben dem schönen Türeingang eines Gebäudes (erbaut 1751/1880, ERN. 2003) liegen zwei Steinblöcke, die Säulen-Elemente der ehemaligen Wallfahrtskapelle BRACKENBORN sind. Siehe Artikel mit Bildern (2) in myheimat.de.

Marlene KRAFT (sie referiert über den BRACKENBORN in der CHRONIK 2009) hatte mir den Tipp gegeben, den Park aufzusuchen. Siehe auch die Fotos von einem mutmaßlichen Torabschluss-Stein, einem gelochten Stein (der mit dem Läuten in der Kapelle zu tun haben könnte). Dem Thema BRACKENBORN widmet sich in der Chronik auch Siegfried BECKER (Ethnologe an der Universität Marburg).
Sehr aufschlussreich ist das „Gästehaus“ im Garten des OBERBURG-Parks, das rundum KRATZPUTZ trägt. Siehe auch an der Burg-Mauer das Wappen an der Pforte zur Oberburg (sie hat mehrere Eingänge) im „Gewends-Graben“, einer alten Befestigungsanlage. Eine Aufnahme zum BILDER-VERGLEICH in meiner Collage zeigt einen Blick in die Straße sowie parallel ein Gemälde von VERSCHAU (1958), das meine Eltern bei dem Fronhäuser Maler in Auftrag gegeben hatten (vgl. auch den Text in (1)).

Der Name „DONGES 1909 JOST 2006 HANS“ ist auf einem KRATZPUTZ-Bild („Gefach“) zu lesen. Dass die Bewohner des Landes an der LAHN einen befähigten Handwerkerstand beherberg(t)en und ein lebendiges Bedürfnis der Bevölkerung nach SCHÖNHEIT, nach KUNST zu erkennen ist, beweist exemplarisch gerade auch FRONHAUSEN, zu dem ich Impressionen zeige. KULTUR setzt hier – wie die vielen schmucken Fachwerkhäuser Fronhausens zeigen – nicht wirtschaftlichen Wohlstand voraus! Ich darf Karl RUMPF zitieren, der in einem MERIAN-Heft (Heft 11/IX. Jahrgang „Das Lahntal“ von 1956) schrieb:

„Zum Bau des Fachwerkhauses benötigte man Holz, das die großen Eichenwaldungen lieferten, und Stroh und Lehm für das Dach und Fach. Neben dem Zimmermann waren es vor allem die Handwerker, welche die Werke schufen, von denen unsere Abbildungen Proben zeigen, der Schreiner und der Weißbinder. Der Weißbinder füllte die Wandgefache mit Stroh und Lehm und einer Außenhaut aus Kalkmörtel. In den noch plastisch-weichen Außenputz modellierte er frei in zartem Relief Ornamente, Blattranken, Blumen und Tiere. Die Technik des so genannten Kratzputzes kannten auch Franken und Thüringen, aber zu einer Volkskunst ist sie nur in Hessen, und hier besonders im Lande an der oberen Lahn ausgebildet worden. Wir kennen sogar viele der tüchtigen Meister dieses Faches, weil die Weißbinder ihre Arbeiten stolz mit Namen und Datum zeichneten. Auch das Werk der Schreiner ist nicht anonym, denn ihr Lob blieb im Gedächtnis des Dorfes über anderthalb Jahrhunderte lebendig bis in unsere Tage.“ (Aus dem Aufsatz „Bäuerliche Handwerkskunst“, S. 46/47 ebenda.)

Karl RUMPF hat in einem Buch (siehe hierzu die schöne COVER-Abbildung im Bildmaterial dieses Beitrags) – Buch „Handwerkskunst am hessischen Bauernhaus“ (mit 69 Abbildungen) von 1983 – sachkundig über Haustüren, Treppen und „Der Weißbinder Handwerk“ (S. 14 ff.) berichtet. Zu einer KUNST („großartigen Volkskunst“) sei der KRATZPUTZ „nur in Oberhessen, in den Kreisen Marburg und Biedenkopf, geworden und zwar im 2. und 3. Viertel des 19. Jahrhunderts, mit dem Gipfelpunkt um 1850.“ „SCHULE MACHEN“ konnte der Maurermeister und Weißbinder Johann Jost DONGES von Herzhausen (geb. 9.7.1790; im Kirchenbuch Dönges geschrieben) schreibt der Autor (S.18). An ihn knüpfte sein Neffe Johannes DONGES von Holzhausen an (geb. 16.12. 1822) „in dem der Kratzputz im Hinterland seinen künstlerischen Höhepunkt erreichte“ (S. 19; mit „Reliefmanier“). Seine Söhne waren ebenfalls tüchtige Kratzputzmeister. Beim hessischen Kratzputz seien in der Technik verschieden Arten zu unterscheiden, die RUMPF beschreibt: Tüpfelmanier, „aufgerauhte Flächenmuster auf glattem weißen Grund“, Reliefmanier und Stempelputz (S. 20 – 22).

Bei meinem Ostermorgen-Spaziergang durch Fronhausen besuchte ich auch Willi SCHÄFER, der mir Dinge erzählt und gezeigt hat, die ich noch nicht wusste: 2004 wurde eine Hauswand von einem DONGES-Ahnen aus Holzhausen (Hünstein) mit Kratzputz versehen, die heute im Hof des Gebäudes Bahnhofstraße Nr. 1 zu bewundern ist; vgl. Abbildungen hierzu. Das VOGELsche Haus – siehe S-W-Bild aus der Chronik von 1959 (in einer DVD von mir in Farbe zum Festzug 800-Jahre-Fronhausen ebenfalls zu sehen; siehe Kommentare zu (1)) – hat Besitzer Willi SCHÄFER, der Schreiner war (später Busfahrer), in einem MODELL nachgebaut. So wie die beiden Gebäude des Hofes (mit Stallungen) einmal aussahen. Der Hauseingang des Hauses von „Anno 1676“ (Balken-Inschrift; siehe Abb. – IOHAN LEMP) wurde geändert, wie der Bilder-Vergleich offenbart. Dass der Fronhäuser Maler Otto SCHARF in dem Haus „Spuren“ hinterlassen hat, belegen ein KRATZPUTZ-Bild (Gefach im angebauten Erker; bemalt von Willi SCHÄFER, weil SCHARF verstarb), eine SCHRANK-Bemalung (Blumenmotive) und ein SCHARF-Gemälde von 1945.

Dass Willi SCHÄFER im Festzug mit Überraschungen aufwarten wird, verriet mir der ehemalige künstlerisch begabte Schreiner, der einen besonders alten Fronhäuser Bauernwagen restauriert hat, den der Traktoren-Fan mir gezeigt hat. Das VOGELsche Haus ist deshalb auch berühmt, weil es einmal KRATZPUTZ-Bemalung zeigte (siehe Abbildungen).

Mein Elternhaus – auf einer alten POSTKARTE (noch alleinstehend in der Bellnhäuserstraße) abgebildet (siehe Grußkarte von Fronhausen) wirkt gegenüber dem schmucken alten VOGELschen Fachwerkhaus „armselig“. So änderten sich die Zeiten. POSTKARTEN konnte man damals für sich selbst mit eigenem Gebäude und dem Gruß („Gruss aus Fronhausen“) herstellen lassen. Die Stellwand-Abbildungen (siehe Bild aus der Grundschulausstellung) zeigen eine derartige Postkarte.

Das „Geheimnis“ der Postkarte, die ich in (1) zusammen mit einem Postkarten-Bild von mir (von 1959) veröffentlicht habe, ist heute gelüftet: Die PK-Abbildung (auch im „Bilderbogen“ zu sehen) hat das Steinweg-Motiv, in dem TrachtenträgerInnen zu sehen sind - Personen, von denen ein Mädchen mit charakteristischem Hut zu sehen ist (unten im Bild). Auf weiteren Bildern einer Serie (fotografiert von Herrn Amtsgerichtsrat Karl von BAUMBACH im Jahr 1912) ist das Mädchen ebenfalls zu sehen: Hochzeitszug auf dem Steinweg. Nach der Trauung geht hier der Mann vorneweg. Rechts im Bild ist das Mädchen wieder zu sehen, das den typischen glockenförmigen Hut trägt. Es findet sich auch wieder bei der Aufnahme vom „Kammerwagen in der Marburger Straße“ (Hut-Mädchen links im Foto). Herr KATZENMEIER hat „detektivisch“ den Zusammenhang der Bilder ermittelt, zu dem auch das (Postkarten)-Foto „Hochzeitszug beim Verlassen der Kirche“ gehört. Der FOTOGRAF der Bilder ist Herr von BAUMBACH, dessen Enkelin (auch schon im Alter fast wie ich; Frau von LIERES (Marburg)) ich in Fronhausen am letzten Tag der „Bilderbogen-Ausstellung“ kennen lernen konnte.

Frau von LIERES wird in der Chronik 2009 über ihren Großvater einen Beitrag veröffentlichen. Von BAUMBACH war leidenschaftlicher Heimatforscher und Hobby-Fotograf, hat vieles heute Sehenswertes zu Fronhausen hinterlassen: den BRACKENBORN gestaltete er mit (der Text der Inschrift am Born stammte von ihm, im Jahr 1912 neu gefasst; Bäume pflanzte er dort; vgl. (2)). Auch ein Bild auf der Gießener Straße ortseinwärts mit der malerischen alten Schmiede (Pultdach) fotografierte er. Siehe das Postkartenbild „Ein hessisches Dorfbild“ im Bilder-Vergleich: mit einer heutigen Aufnahme (mit Z4). Auch baute der Heimatforscher ein Modell des Hofes nach (heute Uni-Museum im Schloss Marburg). Später zeichnete Karl LENZ den Hof, den auch ich 1959 auf einer Postkarte abbildete. Siehe auch den Teller mit Hof-Motiv (Malerei) in (1). Herr Hauptlehrer MÖLLER nutzte für seinen Artikel in der CHRONIK 1959 Literatur (Quellen) des Autors: „Berichte von Amtsgerichtsrat von Baumbach“.

Vom HESSENMANN – auch „Wilder Mann“ genannt – werden in meinem Beitrag Bilder gezeigt. Nein, hier ist nicht etwa „De wilde Mann“ gemeint, von dem in den früheren Ausgaben der GRIMMschen Märchen erzählt wird: Eine ab 1815 veröffentlichte Geschichte, in der der „Wilde Mann“ sich aufgrund einer Verwünschung wie ein Tier verhält. Vom frühen Mittelalter bis in die Neuzeit war der Wilde im Volksglauben der abergläubischen Germanen (Mythos) ein anthropomorphes halbtierisch-primitives Wesen: naturverbunden, einzelgängerisch, nackt und mit Riesenkräften ausgestattet.
Die Enzyklopädie Wikipedia weiß über den Fronhäuser „Wilden Mann“, der eigentlich HESSENMANN genannt wird, nichts oder wenig zu berichten. Angeblich sei die typische Figur im hessischen Fachwerk erst in den 1980er Jahren durch das Freilichtmuseum Hessenpark eingeführt worden. Der „Hessenmann“ – soll eine unheilabwendene Funktion gehabt haben. Für die Suche nach einem Wappen für Fronhausen/Lahn hatte ich einen Entwurf bei der Jury vor Jahrzehnten eingereicht, der zentral den Hessenmann als SYMBOL enthielt, denn er ist in FRONHAUSEN mannigfaltig zu sehen, wie die Fotoserie beweist.

Der HESSENMANN zeichnet sich durch die charaktervolle Verwendung schwerer Hölzer (Eichenbalken) aus und kann in einfacher, doppelter oder dreifacher Form mit weitgespreizten Streben auftreten. Das Bild der kleinen Städte und Dörfer wird durch das FACHWERKHAUS bestimmt, das wegen der typischen Balkenanordnung so etwas wie ein „Fertighaus“ war, das in früheren Zeiten abschlagbar war und an anderer Stelle wieder aufgebaut werden konnte. Das alte Pfarrhaus in Gladenbach – ursprünglicher Standort in Gönnern – ist 1607 nach Gladenbach transportiert worden. Der Raum zwischen den Balken des stabilen Balkenwerks durch Verstrebungen wird „Gefach“ bezeichnet. Danach hat diese Bauweise ihren Namen: Fachwerk.

Der „HESSENMANN“ (kurz: „Mann“) hat als typische Balkenanordnung auf den Seiten von besonders hervorgehobenen senkrechten Pfosten schrägstehende Streben, die so angebracht sind, dass sie von der Schwelle bis zum oberen Viertel der Ständer reichen und gegen ein seitliches Verschieben des Gebälks sichern sollen. Von hier aus führen kurze Kopfstreben oder Dreieckhölzer („Knaggen“) vom Pfosten zum Rahmenholz. Diese als „Mann“ bezeichnete Verstrebung soll „einer rein technischen, mit dem Übergang von der Verblattung zur Verzapfung um 1400 notwendig gewordenen Zweckmäßigkeit, ein mythologisches Gepräge, das der ‚Manrune’, geben“. (Zitat nach „700 Jahre Holzhausen/Hünstein 1251-1951; Festschrift 1951, S. 155. Hier wird der „Mann“ auch schon als „wilder Mann“ bezeichnet.)

LITERATUR/Anmerkungen:

(1) HAHN, Werner: Einzigartiges FRONHAUSEN: zur 850-Jahr-Feier (1159-2009) v. 14.01.2009. In: www.myheimat.de (Gladenbach).

(2) HAHN, Werner: FRONHAUSEN 850 Jahre: Der Quellplatz BRACKEBORN und die Wallfahrtskapelle im LAHN-Tal“ v. 04.02.2009. In: www.myheimat.de (Gladenbach).

(3) BASTIAN, Heinrich: Alles für mei Hesselaad. Marburg 1988. Marburger Drucke: Reihe B, Band 2. 269 Seiten, mit Illustrationen von Franz Ewert. Hitzeroth-Verlag. 1987 redigierte Renate HILDEBRANDT (Tochter des Malers Otto SCHARF aus Fronhausen) das Gesamtwerk des Heimatdichters Heinrich Bastian für den Hitzeroth Verlag.

(4) HAHN, Werner: Meine Heimat und myheimat: kulturelle Evolution im Raum FRONHAUSEN und AUGSBURG. In: www.myheimat.de vom 15.04.2009 (Gladenbach).

Bürgerreporter:in:

W. H. aus Gladenbach

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