Fahrraddemo gegen die A49 von Gießen nach Dannenrod am 31.10.2020

Fahrraddemo gegen den A49-Weiterbau in Marburg
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Am 31.10.2020 gab es zwei Fahrrad-Demonstrationen gegen die A49, welche in Kassel und Gießen starteten. Die Demo in Gießen startete gegen 10:40 Uhr am Bahnhof. Die oberen Ziele der Demonstration sind der Klimaschutz und die Förderung umweltfreundlicher Verkehrskonzepte. Dazu gehören auch die Förderung vom Fahrradverkehr oder der Erhalt vom Dannenröder Wald.
Offizieller Beginn der Demo in Gießen war um 10 Uhr. Zu Beginn der Veranstaltung gab es neben einer Begrüßung mit Informationen zur Strecke, zu Corona-Vorschriften und zum Verhalten im Straßenverkehr eine kleine Geschichte zum Thema Klimawandel. Zeitlich war ursprünglich eine Abfahrt um 10:30 angestrebt, aber es wurde noch mindestens eine Person erwartet, die mit der Bahn erst gegen 10:35 Uhr eintreffen sollte.

Die ursprüngliche Streckenplanung sah vor, über die Grünberger Straße, für welche aktuell die Nutzung durch eine Regio-Tram diskutiert wird, auf die Autobahn A485 aufzufahren. Diese führt Richtung Norden direkt auf die autobahnähnlich ausgebaute Kraftfahrzeugstraße B3A. Da die Autobahnfahrt jedoch nicht genehmigt worden ist, erfolgte die Fahrt über die durch Lollar führende Landesstraße, welche an ihrem Ende auf die B3A führt. Im Innenstadtbereich war die Geschwindigkeit des Demonstrationszugs sehr gemütlich, während sich außerorts das Tempo deutlich steigerte.

Für die Teilnehmer war es ein besonderes Erlebnis, auf die vierspurige Straße aufzufahren, welche allerdings in diesem Streckenabschnitt nicht so eben ist wie der Radweg im Lahntal. In einem Einschnitt bei Fronhausen gab es eine kurze Pause. Auf den Fahrspuren für die Gegenrichtung fuhr der Autoverkehr wie üblich, und man konnte manches Hupen hören, wenn es mal wieder jemand besonders eilig hatte.

Die nächste Pause, welche auch einen kurzen Redebeitrag beinhaltete, erfolgte vor der Fußgängerüberführung am Krummbogen. Dabei gab es auch einen Besuch von hr-Reporter Jochen Schmidt, welcher mehrere Interviews führte. Die Fußgängerbrücke war ein guter Fotostandort, was auch von OP-Reportering Nadine Weigel ausgenutzt wurde.

Im nächsten Streckenabschnitt gab es nur einen leichten Anstieg bis zum Ortsrand von Marburg zu überwinden, bevor es nach einem Gefälle eben wurde. Hier war die Kraftfahrzeugstraße wegen der Demonstration auch für den Gegenverkehr gesperrt, da sie nicht mehr über getrennte Fahrspuren für beide Richtungen verfügt. Es gibt hier aber eine mittlere Fahrspur, welche abwechselnd für die beiden Fahrtrichtungen zum Überholen genutzt werden kann.

Bei den Niederwälder Baggerseen wurde auf dem über die Straße führenden Wirtschaftsweg eine Umweltsünde vorgeführt: Ein Auto stand auf der Brücke, bei dem der Fahrer mit angezogener Bremse Gas gab, um die Reifen etwas qualmen zu lassen. Vor dem Auto stand ein Mädel mit Mobiltelefon, um eine Aufnahme zu machen. So richtig gelungen war die Darbietung nicht: Bei einer türkischen Hochzeit in Stadtallendorf hatte es ein Autofahrer in der Dresdener Straße geschafft, eine so dichte Qualmwolke zu erzeugen, dass es aussah, als würde gerade ein Auto abbrennen.

Die Kraftfahrzeugstraße wurde bereits bei der Abfahrt Amöneburg verlassen. Laut Ankündigung zur Demo sollte die Weiterfahrt auf der B62 erfolgen, die jedoch erst eine Abfahrt später erreicht wird. Kurz nach der Abfahrt gab es die nächste Pause auf der Straße Richtung Rüdigheim. Dabei gab es auch ein paar Dankesworte für einen Fahrradhändler und eine Initiative, über die zwei Lastenfahrräder für die Tour ausgeliehen werden konnten. Die Lastenfahrräder dienten zum Transport von Lautsprecherboxen, über die Redner bei den Kundgebungen auf größerer Fläche zu hören waren und unterwegs Musik gespielt wurde.

Auf der Allee zwischen der Brücker Mühle und der Landesstraße hatte schon jemand die Fahrraddemo erwartet. Mit einem Megafon sprach er etwas von Arbeit (einen ähnlichen Beitrag gab es ja schon bei der Fahrraddemo am 3.10.in Stadtallendorf) und "Der Wald wird platt gemacht". Die Verständlichkeit litt aber darunter, dass er offensichtlich Radfahrer für gefährlich hielt, da er sich nicht direkt an der Landstraße, sondern ungefähr in der Mitte zwischen Ohm und Abzweig platziert hatte.

Einen ganz kurzen Halt gab es vor dem Kreisel in Schweinsberg. Von hier aus war es nicht mehr weit nach Dannenrod, allerdings wurde das letzte Stück noch einmal richtig sportlich, da es im Wald steil bergauf geht. Auf dem Sportplatz mit Bühne fand die Abschlusskundgebung statt, bei der noch einmal die Ziele der Demonstration angesprochen wurden. Außerdem gab es auch für andere Redner die Gelegenheit, das Mikrofon zu ergreifen, was auch von zwei Leuten aus dem Protestcamp genutzt wurde. Eine Rednerin warb für die Unterstützung des Camps, welches die Protestaktionen unterstützt. Schon bei vergangenen Protesten gegen Umweltzerstörung hat sich gezeigt, dass Demonstrieren alleine nicht genug bringt.

Ein weiterer Redner vertrat eine sehr extreme Position, die wahrscheinlich nicht jeder Teilnehmer der Fahrraddemo teilte. Ihn hatte es sehr geärgert, dass die Aktivisten, welche sich an Autobahnbrücken abseilten und dadurch Staus hervorriefen, für einen Auffahrunfall am Stauende verantwortlich gemacht wurden. Er habe daraufhin nachgeschaut, wie viele Autofahrer täglich bei Unfällen verletzt werden. Wegen der hohen Zahl von etwas über 1000 sprach er von einer "Mordmaschine Auto" und äußerte sehr radikale Ansichten zum Thema Individualverkehr. Möglicherweise fand der eine oder andere Teilnehmer der Fahrraddemo diese Ansichten etwas zu extrem. Andererseits schadet es nicht, auch Vertretern anderer Vorstellungen zuzuhören.

Als kleines Nachwort sei angemerkt, dass eine Verteufelung des Individualverkehrs nichts bringt, da wir auch in Zukunft nicht ganz ohne auskommen werden. Außerdem ist es nicht allein das Auto, das tötet. Das Auto als Klimakiller? Vor einigen Jahrzehnten wurde überlegt, wie man Autos bauen könnte, die 100 Kilometer mit drei Liter Benzin fahren. Leider haben die Autokäufer ihren steigenden Wohlstand nicht genutzt, um effizientere Autos zu kaufen, sondern stattdessen für immer größere Fahrzeuge.

Außerdem möchte ich noch einige beliebte Irrtümer nennen, die nicht gut für das Überleben der Umwelt oder anderer Verkehrsteilnehmer sind:
- Ich kann die Fahrt zum Fitnessstudio als Training nutzen, wenn ich mit dem Sportwagen fahre.
- Fahrradfahren ist nur was für die Freizeit.
- In einer Demokratie darf es kein generelles Tempolimit geben.
- Geschwindigkeitsbeschränkungen sind nur Empfehlungen.
- Geschwindigkeitskontrollen sind meist Abzocke.
- Die Strecke kenn ich, da kann ich auch trotz Alkohol sicher fahren.
- Auf dieser monotonen Strecke kann ich ja noch zu hause anrufen und in Whatsapp schauen.
- Bei dem wenigen Verkehr kann ich auch ohne freie Sicht überholen.

Bürgerreporter:in:

Sören-Helge Zaschke aus Stadtallendorf

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