Ein Affinger der für Gersthofen kämpft

Der Flugplatz Mühlhausen
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Der Flugplatz Mühlhausen im Osten von Gersthofen: in den Augen (oder Ohren) der anwohnenden Bürger eine ständige Lärm- und Gefahrenquelle. Für seine Träger, die Stadt und der Landkreis Augsburg, eine defizitäre Einrichtung mit ca. 18 Millionen Euro Altschulden. Keiner will ihn so recht, aber nach Ansicht von Politik und Wirtschaft unbedingt notwendig für den Wirtschaftsstandort Augsburg. Die umliegenden Kommunen Affing, Friedberg, Gersthofen und Neusäß beobachten seit Jahren aufmerksam die Entwicklung des Flugplatzes.

Nicht nur aufmerksam sondern misstrauisch wird der Flugplatz von der Bürgerinitiative „Initiativen gegen den Fluglärm in Gersthofen, Augsburg und Umgebung e. V.“ beäugt. Da hier offensichtlich auch Gersthofer Belange vertreten werden, interessiert sich der myheimat-Mann für den Ersten Vorsitzenden Manfred Hengster. Bei der telefonischen Bitte um ein Interview „ziert“ er sich ein wenig; er möchte nur ungern im Vordergrund stehen. Schließlich kommt doch ein Gespräch in seinem Haus im Affinger Ortsteil Miedering zustande.

Hengster lebt seit Geburt vor 60 Jahren in Miedering. Er ist ab 1999 Erster Vorsitzender des Vereins, der von dem Gersthofer Hans Masching 1990 gegründet wurde. Der Elektroingenieur ist auch Mitglied der Fluglärmkommission des Flughafens Augsburg, die beratenden und informativen Charakter hat. Ihr gehören Vertreter von Behörden, Luftfahrtfirmen, der Industrie- und Handelskammer Augsburg, der Augsburger Flughafen GmbH (AFG) sowie der Kommunen Affing, Friedberg, Neusäß und der Bundesvereinigung gegen Fluglärm an. Hengster hat sich im Laufe der Jahre viel Wissen über Luftfahrttechnik, Umweltrecht und dem Ablauf von Verwaltungsverfahren angeeignet. „Trotzdem habe ich den Eindruck, dass ich von meinen Gesprächspartnern in der Kommission manchmal nicht ernst genommen werde“, mutmaßt der Affinger. Wenn ihm in der Kommunikation mit den Fachleuten zuweilen die fachtechnische "Geschliffenheit" fehlt, habe er es schwer, sich Gehör zu verschaffen und die Diskussion wird oft abgewürgt. Der Vorsitzende wollte aus Frust schon wiederholt alles „hinschmeißen“.

Wie hoch ist der zeitliche Aufwand? „Es gibt in der Initiative immer was zu tun. Vorstandssitzungen, Besprechungen, Pressemitteilungen, Information der ca. 210 Mitglieder, Anhörungen usw. halten mich ganz schön in Trab“, seufzt Hengster. Letztlich siegt das Verantwortungsgefühl und er macht weiter. Er würde sich über mehr Unterstützung seitens der Kommunalpolitik freuen, lobt aber ausdrücklich die von Gersthofen gewährte Unterstützung. Man müsse den Anfängen wehren, nicht erst reagieren wenn unverrückbare Fakten geschaffen worden sind. Hier erinnert er sich etwas bitter an die Salamitaktik seitens Augsburg über die Verlängerung der Start- und Landebahn. Ursprünglich als „Sicherheitsstreifen“ deklariert, wurden sie dann kurzerhand zur regulären Startbahn erklärt. Jetzt ist die Bahn um ca. 300 Meter länger und kann von größeren Flugzeugen angeflogen werden. Ein rotes Tuch ist für ihn das Arbeitsplatz-Argument, das immer wieder bei Erweiterungen beschönigend angeführt wird. „Mit dieser Keule kann man alles totschlagen“, wettert Hengster. Mindestens ebenso wichtig sei für ihn und seiner Initiative der Schutz der Bevölkerung vor vermeidbarer Lärmbelästigung, vor Unfällen mit Luftfahrzeugen und erhöhter Luftverschmutzung.

Neuen Antrieb für sein Engagement in der Bürgerinitiative hat Hengster durch die Ansiedlungspläne der Hubschrauberfirma Heli Aviation bekommen. Er befürchtet, dass die Auflagen des Planfeststellungsbeschlusses von 2002 zugunsten der Heli Aviation aufgeweicht werden, um einen gewinnbringenden Flugbetrieb mit Schulungs-, Erprobungs-, Rund- und Geschäftsflügen zu erreichen. Beim früheren Standort des Unternehmens gab es massive Anwohnerproteste, so dass es nach Augsburg umzog. Er argwöhnt, dass die Stadt Augsburg nur um Gewinn zu machen versucht, noch mehr Luftfahrtgewerbe anzusiedeln. Den Prüfungen des Luftamtes Südbayern sieht Hengster skeptisch entgegen. "Sie werden wie immer positiv für die Stadt ausfallen." Mit Sorge sieht Hengster auch die Pläne der Stadt Augsburg, einen ca. 90.000 Quadratmeter großen Industriepark beim Flugplatz anzusiedeln, der wiederum noch mehr Lärm nach sich ziehen wird.

Den Pressemann juckt die Frage: Hengster - ein „Flugzeugfeind“? „Nein, ganz und gar nicht“, wehrt er ab. „Ich fliege sogar mit dem Flugzeug in den Urlaub“. Ein Bekenntnis mit der Einschränkung: „Ich lehne jedoch vermeidbaren Flugzeuglärm ab.“ Für ihn sind Spaßflüge wie z. B. Kaffee in Salzburg oder Augsburg-Rundflüge nicht nötig. Große Sorgen plagen ihn wegen der drohenden Verwirklichung des bereits genehmigten riesigen Ausbau des Verkehrslandeplatzes. Jährlich ca. 500.000 Flugpassagiere, verbunden mit etwa 100.000 Flugbewegungen wären möglich. Neue Gebäude wie für Flugabfertigung und Verwaltung, zusätzliche Rollbahnen usw. ließen noch mehr Beeinträchtigungen für die umliegenden Anwohner erwarten.

Hengster zeigt dem Pressemann seinen Garten. Er liebt es, zusammen mit seiner Lebensgefährtin das Grün zu genießen. Dort hat er auch Gelegenheit Natur zu beobachten und zu fotografieren. Aber selbst hier bringt sich der Flugplatz durch überfliegende Flugzeuge hörbar in Erinnerung. „Ich wäre froh, wenn der Flugplatz baulich auf dem Stand vor der Ansiedlung der Firma Heli Aviation bliebe“, wünscht sich der Gartenfreund. Und er würde sich über neue Mitglieder in seiner Gruppierung freuen. Hengsters Engagement verdient Respekt - ein gutes Beispiel für ehrenamtliche Arbeit zugunsten der Mitbürger. Ob sich der Einsatz lohnt? Die Antwort könnte lauten: “von nix kommt nix“. Wer mehr über die Initiative erfahren möchte: E-mail manfred.hengster@t-online.de. Im Internet unter www.fluglaerm-augsburg.de

Bürgerreporter:in:

Gerhard Fritsch aus Gersthofen

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