Von den Bahamas nach Gersthofen

Mullen läutet den Unterrichtsbeginn ein
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Mullen leitet seit Juli 2005 die ISA. Als pädagogische Leiterin ist sie verantwortlich für Unterrichtsablauf, Gestaltung der Lehrpläne, Personaleinsatz und vieles andere mehr. Die quirlige Mittvierzigerin ist ständig unterwegs und kümmert sich um fast alles beim täglichen Schulalltag. Sie selbst unterrichtet in Theaterkunde und springt ein, wenn Kollegen ausfallen. Obwohl sie in Stadtbergen wohnt, kennt sie sich in Gersthofen gut aus. Sie schätzt die schulische Infrastruktur und die Unterstützung, die ISA von der Stadt Gersthofen bekommen hat. Eines ihrer Anliegen ist, den Kontakt zu den Schuleinrichtungen Gersthofens zu vertiefen.

Wie kommt eine Irin nach Gersthofen? Über Umwege natürlich. Zunächst erfolgte Schulbesuch und Lehrbefähigung in Irland. Danach schloss sich ein Studium zum „Masters of Arts in Education“ in Kalifornien an. Anschließend war sie 13 Jahre in der Internationalen Schule in Stuttgart tätig. Aus beruflichen, teils privaten Gründen nahm sie eine Aus-Zeit und verlegte ihre Lehrertätigkeit auf die Bahamas. Dort erreichte sie die frohe Kunde, dass für die neue Internationale Schule Augsburg eine Schulleiterin gesucht wird. Sie bewarb sich - und hatte Erfolg. „Wer sich von den Bahamas nach Augsburg bewirbt, muss was Besonderes sein“, hieß es damals beim Entscheidungsgremium. Inzwischen hat sie in Bayern gut Fuß gefasst. Ihr gefällt die bayerische Lebensart und sie hebt die Weltoffenheit bayerischer Eltern hervor. Orte wie München, Oberstdorf oder Nürnberg sind ihr vom frühen Schüleraustausch bekannt. „Ich muss aber mindestens einmal jährlich Irland besuchen; dort sind meine Wurzeln“, räumt sie ein. Der Mann vom „gersthofer“ hat so eine bestimmte Vorstellung von Iren. Sie sind zumeist rothaarig, haben Sommersprossen, trinken viel Whisky und gehen mit dem Kopf durch die Wand. Mullen enttäuscht hier - es trifft nichts zu. „Ich bin ein harmoniesüchtiger Mensch“, erklärt sie. „Ich möchte mit Schülern, Eltern und Lehrerkollegium im Guten auskommen; was aber nicht bedeuten soll, kein Durchsetzungsvermögen zu haben.“ Und bei passender Gelegenheit trinkt sie schon mal ein Glas Whisky - aber es muss ein irischer sein.

Hat Schulleiterin Mullen von zu Hause pädagogische Fähigkeiten in die Wiege gelegt bekommen? Ja, auf jeden Fall. Mutter und Großmutter waren Lehrerinnen und die Urgroßeltern hatten in Nord-Irland sogar eine eigene Schule gegründet. Um an einer Internationalen Schule unterrichten zu können -es gibt in Deutschland ca. 30 davon- müssen verschiedene Anforderungen erfüllt werden. Eine davon ist ein „gutes Händchen“ im Umgang mit Kindern verschiedener Nationalitäten. Mullen hat keine eigenen Kinder. Stimmt nicht ganz: sie hat ca. derzeit 187 Schüler und Schülerinnen, die ihr alle ans Herz gewachsen sind. Und das merkt man auch. Wenn kurz vor 9:00 Uhr die Kinder von den Eltern mit Auto "angeliefert" werden, begrüßt sie viele Schüler mit Vornamen – in englischer Sprache. "Ich kenne jeden", erklärt sie lachend. Wenn es die Zeit erlaubt, werden mit den Eltern noch einige Worte gewechselt. Pünktlich um 9:00 Uhr greift Mullen zu einer Glocke und läutet zum Unterrichtsbeginn. Dem Mann vom „gersthofer“ ist aufgefallen, dass auffallend viele Mercedes- und BMW-Autos zu sehen sind. Die Eltern scheinen nicht ganz „unbetucht“ zu sein. Auf seine Frage hin wird das bestätigt. „Die Eltern unserer Kinder sind in der Regel gut situiert. Das monatliche Schulgeld beträgt 800 Euro“, erklärt Mullen. „Das kann sich natürlich nicht jeder leisten“, fügt sie bedauernd hinzu. „Wir vergeben aber bei besonders förderungswürdigen Kindern Stipendien.“ Nach 12-jährigem Schulbesuch bietet die ISA-Schule das IB-Diplom –vergleichbar mit dem deutschen Abitur- an, das in Deutschland und weltweit anerkannt wird. Mullen empfiehlt den Eltern, ihre Kinder bereits im 4. und 5. Lebensjahr für die Vorschule anzumelden. In diesem Alter ist das Erlernen der englischen Sprache „kinderleicht“.

Was unternimmt Mullen in ihrer Freizeit? Da kommt noch überraschendes zutage. „Ich spiele gerne Theater“, gesteht sie. Sie hat in Irland und Stuttgart in Theatergruppen mitgewirkt und dort auch Regie übernommen. In ihrer Heimat gründete sie das „New English-American Theatre“. Und jetzt? „Ich habe derzeit genug Schultheater“, lacht sie. Aber sie will schon wieder mal Theaterboden unter den Füssen spüren. Zeit, langsam das Interview zu beenden - das Telefon läutet immer häufiger. Es werden noch einige Bilder gemacht und dann verabschiedet sich der Mann vom „gersthofer“. Eine Frage hat er sich noch für den Schluss aufgespart. Was hat ihr die meisten Probleme beim Eingewöhnen in Deutschland bereitet? „Der Straßenverkehr“, kommt spontan die Antwort. „Die Autofahrer sind gleich aufgeregt, schimpfen und hupen, wenn einem ein Fehler unterläuft.“ „Stimmt“, denkt der Pressemann und nimmt sich vor, bei irischen Auto-Touristen künftig nachsichtiger zu sein ….

Bürgerreporter:in:

Gerhard Fritsch aus Gersthofen

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