Rentner auf 3000-Kilometer-Radeltour (mit Video)

Adolf Fischer steigt nur selten vom Rad, wenn er mal unterwegs ist. | Foto: Adolf Fischer
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Einmal rund um die Alpen auf dem Fahrrad

Adolf Fischer: Radfahrer, Bergsteiger, Rentner. In diesem Sommer machte der 68-Jährige sich auf eine drei Wochen lange Fahrrad-Tour um die Alpen herum – eine Strecke von über 3000 Kilometern. Seine Tour führte ihn durch die Schweiz, nach Italien bis südlich von Venedig, durch Östereich und zurück nach Meitingen. Geschlafen hat er auf diversen Campingplätzen in einem kleinen Zelt. In einem Gespräch über sein zweites Hobby, das Fahrradfahren, und seine Tour um die Alpen spricht er über seine Leidenschaft: den extremen Leistungssport.

Video von Annemarie Balaton

Woher kommt die Leidenschaft für das Fahrradfahren?
Ich bin immer schon Fahrrad gefahren. Mein Beruf war Seemann und da brauchte ich keinen Führerschein. Mit 32 hab ich geheiratet. Als ich in Gersthofen gewohnt hab und in Herbertshofen gearbeitet hab, hab ich alles mit dem Fahrrad erledigen können. 16 Jahre bin ich Sommer wie Winter mit dem Fahrrad rumgefahren. Fahrrad fahren ist mein zweites Hobby. Mein erstes ist Bergsteigen. Fahrradfahren ist fürs Klettern auch eine recht gute Trainingsmöglichkeit.

Wann haben Sie Ihr 1. Rad bekommen?
Mein erstes Fahrrad habe ich mit 17 Jahren selber gekauft. Davor habe ich es immer von Freunden ausgeliehen oder aus ein paar alten zusammengebaut – das war die Nachkriegszeit. Das hatte auch noch keine Gänge.

Was meint ihr Arzt zur Ihrer Alpentour?
Ich hab einen Hausarzt und lass mich alle zwei Jahre auf alles durchchecken. Heute erst wieder. Da meinte er, ist eigentlich schon unverschämt, dass ich in meinem Alter noch so gesund bin. Aber man muss auch was dafür tun. Punkt eins: Ich bin Nichtraucher. Alkohol genieß ich nur mäßig.

Wie ist Ihr Trainingsplan aufgebaut?
Dreimal in der Woche fahr ich eine längere Strecke. Ich fahre jede Woche eine längere Runde zwischen 160 und 180 Kilometer am Tag und zweimal eine kürzere Strecke von 60 bis 90 Kilometer. Das muss man schon machen, weil man so das nötige Sitzfleisch für längere Touren bekommt. Seit ich Rentner bin, mache ich das ständig, davor ging das nicht so oft.

Wie planen Sie solche Touren wie die um die Alpen?
Die plane ich ein halbes Jahr lang. Da kaufe ich dann Kartenmaterial und rechne die Etappen aus. Jetzt ist meine Tour im Juni ausgewesen und im August habe ich schon wieder die Tour fürs nächste Jahr im Kopf. Jede Etappe ist von mir ausgearbeitet. Ich versuche nach Möglichkeit immer 30 Kilometer weiter zu schaffen, dass ich was in petto habe, falls ich an einem anderen Etappentag nicht so weit komme.

Gab es dann auch Tage, wo sich kaum vorangekommen sind?
Ja, manchmal musste man den Schweinehund schon überwinden. Auf die Anfahrt nach Friaul hoch hatte ich mal Regen, den hab ich mein Leben nicht erlebt. Von 11 Uhr früh bis abends um 5 Uhr gab es nur Platzregen. Die Ortschaften waren bis zu 30 Zentimeter hoch überflutet. Da musste ich mich schon motivieren zum Weiterfahren. Man will ja auch vorwärts kommen.

Was kann Sie aufhalten?
Aufhalten kann mich nur ein Unfall. (lacht) Wenn ich mal nass bin, ist mir das Wetter ganz egal. Ich zieh das durch. Ich hab noch nie abgebrochen – bin höchstens mal kürzer geradelt. Wenn Schnee liegt, muss man bei den Abfahren ein bisschen aufpassen. Schneetouren versuche ich aber auch zu vermeiden.

Fahren Sie überall mit dem Rad hin? Wann nehmen Sie das Auto?
Ich habe keinen Führerschein, nur meine Frau. Wenn ich mit ihr zusammen eine Tour mache, dann packen wir die Räder aufs Auto und fahren dorthin. Aber wenn ich allein eine Tour mache, dann fahr ich von zu Hause weg und fahr auch wieder mit dem Rad heim.

Was hält ihre Frau von ihren Fahrradtouren?
(lacht) Ich setz mich da durch und versuch das diplomatisch zu machen. Sie macht sich natürlich Sorgen, wegen dem Zelten und der Anstrengung.

Würden Sie auch mal die Tour de France-Strecke fahren wollen?
Ja, wenn meine Frau mich mit einem Begleitfahrzeug unterstützen würde. Mit Gepäck sind die Pässe zu steil. Die Strecke würde ich gerne mal nachfahren. Das ist aber auch eine finanzielle Sache bei einer solchen Tour.

Wie ernähren Sie sich?
Eigentlich esse ich ganz normal und versorge mich über Supermärkte auf der Strecke. Die einzige Regel, die ich habe, ist viel zu trinken – mindestens 6 Liter am Tag.

Was für ein Fahrrad fahren Sie?
Ich habe mehrere. Das Tourenrad ist stabiler und hat mehr kleine Gänge. Mein Trekkingfahrrad ist etwas leichter, das nehme ich, wenn ich weiter fahre und Kiesstrecken wie Waldwege zwischendrin kommen. Mein Rennrad nehme ich nur für den Asphalt, das ist gut für weitere Strecken. Und dann noch mein Schuttfahrrad für Schutt und mein Dorffahrrad fürs Dorf.

Wie lang gehen maximal Ihre Etappen bei einer Tour?
Ich fahre schon etwa zwölf Stunden am Tag. Bei den Pausen bin ich immer etwas leichtsinnig, da nehme ich mir nur eine halbe Stunde pro Etappe Zeit, um eine Brotzeit zu machen.

Wie oft hatten Sie eine Panne während der Alpentour?
Ich hatte Glück. Nach der Tour habe ich beim Putzen meines Fahrrads bemerkt, dass an zehn Stellen die Hinterfelge eingerissen war und die Speiche rauskam. Das war schon gefährlich, wenn es da zwei raushaut, klappt mir das Hinterrad weg. Ansonsten habe ich auf meinen Touren selten Pannen, weil ich auch Spezialreifen mit Inneneinlage drauf habe.

Was war Ihre bisher schönste Strecke?
Für Normalverbraucher empfehle ich den Donauradweg ab Regensburg. Der Weserradweg hat auch eine sehr schöne Landschaft und ist gut zu fahren. In unserer Gegend fahre ich sehr gerne im Ries und im Unterallgäu.

Wurde Ihnen schon einmal ein Fahrrad gestohlen?
Nein. (lacht) Ich pass auch gut auf. Da gab es aber auch nie Probleme.

Fühlen Sie sich auf Ihren Touren nicht manchmal einsam?
Vielleicht bin ich ein Einzelgänger, aber es ist schon einsam. Ein zweiter Mann wäre praktisch. Aber einen gleichaltrigen Rentner zu finden, welcher die Fitness hat, ist sehr schwer. Beim Bergsteigen ist es ähnlich: Meine Kumpel von vor zwanzig Jahren machen das nicht mehr. Mein Handy ist mir auf den Touren deswegen sehr viel wert. Alleine ist auch der Nachteil, dass man sehr viel Verpflegung mitnehmen muss. In manchen Gegenden kommt 80 bis 100 Kilometer nichts, wo man groß was kaufen kann, da muss man sich schon entsprechend ausrüsten.

Danke für das Gespräch!

Bürgerreporter:in:

Juan Carlos Oliver-Vollmer aus Augsburg

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