Für Gersthofen stets im Einsatz: Interview mit Bürgermeister Jürgen Schantin und den Amtsleitern der Stadtverwaltung Gersthofen

Für Gersthofen stets im Einsatz (v.l.): Thomas Berger, Manfred Schinzel, Jürgen Schantin, Thomas Berger, Wolfgang Held und Helmut Gieber
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mh bayern: Das neue Bürgerfest „Kulturina“ feierte dieses Jahr Premiere - und das mit vollem Erfolg! Ist das aus Ihrer Sicht der Auftakt einer Erfolgsgeschichte oder gibt es für die nächsten Jahre noch Optimierungspotential?

Helmut Gieber: Die Kulturina war eine hervorragende Veranstaltung, die von den Besuchern sehr gut angenommen wurde. Aus meiner Sicht hat die Kulturina auch noch Potential und ich freue mich schon auf die Neuauflage im Jahr 2012. Die Stadt wird die Kulturina und den Veranstalter, den Verein Lebendige Innenstadt Gersthofen e.V., auch im nächsten Jahr finanziell und logistisch unterstützen.

mh bayern: In Meitingen ist die Krähenvergrämung schon länger ein Thema. Nun plagen auch Gersthofen die Krähen und Gersthofen zog mit Meitingen an einem Strang. Falkner Leo Mandlsperger wurde als Experte in Sachen Krähenvergrämung eingesetzt. Hatte die Vergrämung den gewünschten Erfolg? Wo haben sich die Krähen nun niedergelassen und besteht die Gefahr, dass sie nächstes Jahr wieder kommen?

Peter Schindler und Wolfgang Held: Aus meiner Sicht war der Einsatz eines Falkners zur Vergrämung ein Erfolg. Im Nogentpark konnte die Zahl der Nester halbiert werden. Teilweise haben die Krähen andere Orte im Stadtgebiet aufgesucht. Wir wollen die Aktion im nächsten Jahr wiederholen und besonders darauf hinwirken, dass sich die Krähen nicht andere Standorte in dicht besiedelten Bereichen suchen. Wir sehen gute Chancen, die Krähenproblematik zumindest einzudämmen.

mh bayern: Die „Lechana“ kritisierte, dass die städtischen Zuschüsse für den Faschingsumzug in diesem Jahr gekürzt wurden und somit dem Verein ein Defizit drohe. Konnte die Angelegenheit zu beiderseitiger Zufriedenheit geregelt werden und gibt findet auch 2012 wieder der Umzug statt?

Thomas Helmschrott: Auf Grund der Rechnungslegung der Lechana habe ich bereits das Defizit des Faschingsumzuges 2011 ausgeglichen – auch dies ein Zeichen meiner Wertschätzung für das Engagement der Verantwortlichen. Für 2012 können wir vor dem Hintergrund der positiven wirtschaftlichen Entwicklung wieder einen höheren Zuschuss gewähren, zumal es auch ein Jubiläum, nämlich den 25. Bürgerfaschingsumzug zu feiern gibt. Dankenswerter Weise unterstützen auch die Macher der Kulturina die Lechana, freuen wir uns alle auf einen Jubiläumsgaudiwurm in Gersthofen mit hoffentlich weiteren positiven Überraschungen.

mh bayern: Besonders erfreulich ist in diesem Jahr sind in diesem Jahr die überraschen hohen Gewerbesteuereinnahmen. Wofür wird das Plus verwendet?

Manfred Eding: Es gilt hier grundsätzlich das Gesamtdeckungsprinzip, wonach alle Einnahmen des Haushalts zur Deckung der Ausgaben dienen. Die Stadt Gersthofen gibt inzwischen den größten Teil der Haushaltsmittel für die Kinderbetreuung von der Krippe, über den Kindergarten, die Horte und Mittagsbetreuung bis hin zum Jugendzentrum und dem Streetwork aus. Im nächsten Jahr stehen zudem mit der Mittelschule, dem Neubau des Feuerwehrhauses in Hirblingen und der Schaffung von Räumlichkeiten für die Gersthofer und die Hirblinger Musikvereiner große Planungsaufgaben an.

mh bayern: Heiß diskutiert wurde in den letzten Wochen das Thema Fluglärm. Nicht nur die Gersthofer Bürger fürchten mehr Lärm aufgrund des geplanten Hubschrauber-Unternehmens. Welche Position vertritt die Stadt?

Thomas Helmschrott: Das Anliegen der Stadt Gersthofen ist es, für ihre Bürgerinnen und Bürger den rechtlich maximal erreichbaren Schutz vor Fluglärm zu erreichen. Im Kern ist der Verkehrslandeplatz Augsburg seit dem Rückzug der Geschäftsfliegerei tot. Ich habe Verständnis dafür, dass die Stadt Augsburg bemüht ist, das Defizit des Verkehrslandeplatzes durch Neuansiedlungen zu verringern. Dabei müssen aber die berechtigten und schutzwürdigen Belange der Nachbarn gewahrt bleiben.

mh bayern: Eine Studie ergab, dass Gersthofen ein guter Standort ist, um sich als Gewerbetreibender niederzulassen. Verbesserungspotential gibt es allerdings beim Nahverkehr. Inwiefern kann in diesem Bereich nachgebessert werden? Wird hier der Fokus ausschließlich auf das Gewerbe gelegt oder auch auf andere Gruppen (Familien, Schüler…)?

Manfred Eding und Bernhard Schinzel: Im Fokus des öffentlichen Nahverkehrs stehen in Gersthofen sowohl die Gersthofer Bürger als auch das Gewerbe. Dabei gibt es Linie, die hauptsächlich den Gersthofer Bürgern und den Schülern dienen. Die Fahrpläne werden daher auf diese Zielgruppe ausgerichtet und mit einem 15-Minuten-Takt zu Hauptverkehrszeiten bedient. Durch diese Linien wird auch der Knotenpunkt Augsburg-Nord angebunden, um den Fahrgästen eine Verbindung ins Stadtzentrum Augsburg und dem Hauptbahnhof Augsburg zu ermöglichen. Aber auch die direkte Verbindung zu Nachbarkommunen wurde gefördert. Ein Beispiel hierfür ist die Linie 512, die den Schülern eine direkte Anbindung zum Schulzentrum Neuäß und den Bürgern zum Zentralklinikum ermöglicht. Die Anbindung der Gewerbegebiete erfolgt über Innerortslinien (Linie 57, 58, 59), deren Fahrplan auf die Industriebetriebe angepasst ist.

Verbesserungen könnten im Rahmen des Regio-Schienen-Taktes erfolgen. Hierzu sind Vorleistungen der Deutschen Bahn notwendig, um einen effektiven Betrieb einer Linienverbindung an den Bahnhof Gersthofen zu gewährleisten. Die zunehmende Erweiterung der Industriegebiete sowie Ausdehnung der Betriebszeiten machen zukünftig eine Anpassung der Innerortslinien notwendig. Die Bedienungszeiten und der Bedienungstakt dieser Linien müssen entsprechend der Nachfrage dieser Betriebe angepasst werden. Die Vernetzung sämtlicher Linien im ÖPNV bringt aber auch Probleme mit sich, denn die in den Fahrplänen ausgewiesenen Anschlussverbindungen müssen auch praktisch einhaltbar gemacht werden. Dazu sind hohe Investitionen in die Linieninfrastruktur der Verkehrsunternehmen und Kommunen wie beispielsweise Leitsysteme notwendig.

mh bayern: Mit der ersten Bio-Erdgastankstelle am Mercedesring zeigt Gersthofen seine nachhaltige Seite. Seit den Ereignissen in Fukushima ist auch die Diskussion um Windräder im Augsburger Landkreis angeheizt. Gibt es in Gersthofen geeignete Flächen hierfür?

Thomas Helmschrott: Diese Frage werden wir im Zuge der Neuaufstellung unseres Flächennutzungsplanes prüfen. Wir beschäftigen uns zurzeit sehr intensiv mit der Frage, welche Rolle die Stadt Gersthofen im Zuge der Energiewende spielen kann. Wenn man die anstehenden Fragen strukturiert angehen will, ist allerdings die Frage nach möglichen Strandorten für Windräder nur eine Frage unter verschiedenen anderen. Für wichtig halte ich, dass die Bürgerinnen und Bürger die Möglichkeit haben, über Standorte mitzuentscheiden und sich auch selbst z.B. im Rahmen genossenschaftlicher Modelle beteiligen zu können.

mh bayern: Gersthofen soll im Winter glühen - das verspricht zumindest der neue Weihnachtsmarkt. Was verspricht sich die Stadt vom neuen Konzept und der Verlängerung des Weihnachtsmarktes auf sechs Wochen?

Helmut Gieber: Die Stadt Gersthofen verspricht sich vom neu ausgerichteten Weihnachtsmarkt eigentlich das und ein bisschen mehr was wir bisher mit unserem Wintertraum rund zehn Jahre verfolgt haben. Der Verzicht auf die Eisfläche ist uns nicht leicht gefallen, er war aber wegen des hohen Energieverbrauchs, der hohen Zuschüsse und des Brandschutzes unvermeidbar und auch aus Umweltschutzgründen sinnvoll.

Das Gersthofer Winterglühen soll über den Zeitraum 24.11.11 bis 1.1.12 ein attraktiver Anziehungspunkt im Zentrum der Stadt für unsere Bürgerinnen und Bürger, sowie viele Gäste aus der Region sein. Wir wollen zusammen mit dem Veranstalter des Winterglühens, der Firma SL Eventmarketing, über einen längeren Zeitraum zur Belebung der Innenstadt und damit auch zur Förderung des Einzelhandels beitragen. Mit der Verlängerung des Marktes bis zum 1.1.12 sind wir zwar deutschlandweit nicht allein. Gegenüber den Weihnachtsmärkten in der Region liegen wir mit diesem Trend eine ganze Rentiernasenlänge vorne. Übrigens, drei echte Rentiere (darunter ein weißes) gibt es beim Gersthofer Winterglühen auch zu bestaunen.

mh bayern: Neu ist seit diesem Jahr das Projekt „Nachtwanderer“, um Gewalt insbesondere von Jugendlichen vorzubeugen. Sind seither Gersthofens Straßen sicherer? Warum stehen Jugendliche im Fokus des Projekts?

Wolfgang Held: Zielsetzung des Projektes „Nachtwanderer“ ist es nicht, mögliche Jugendgewalt zu reduzieren. Dies kann höchstens ein Folgeeffekt einer erfolgreichen Arbeit der „Nachtwanderer“ sein.

Die „Nachtwanderer“ sind Freitag- und Samstagnacht in Gruppen als Ansprechpartner für Jugendliche auf den Straßen und Plätzen Gersthofens unterwegs. Sie zeigen Präsenz, bieten Hilfe und Unterstützung in schwierigen Situationen an und versuchen, in solchen beruhigend einzuwirken. Dabei sind Respekt und Vertrauen im Umgang mit den Jugendlichen von zentraler Bedeutung. Der Einsatz der Nachtwanderer ist somit durchaus dazu geeignet, Konfliktsituationen zu entschärfen und einer Eskalation entgegen zu wirken. Die „Nachtwanderer“ bieten den Jugendlichen das Gespräch etc. an, sie haben dabei keine Kontroll- oder Maßregelungsfunktion und auch keine ordnungsrechtliche Weisungsbefugnis. Somit soll nicht nur das Sicherheitsempfinden der Jugendlichen steigen, sondern auch das von Erwachsenen, die Gruppen von Jugendlichen in der Öffentlichkeit misstrauisch gegenüber stehen. Nicht umsonst heißt das Motto der Nachtwanderer „Damit Jugendliche gut durch die Nacht kommen“.

Der erste Einsatz der „Nachtwanderer“ soll am 25. November oder 02. Dezember stattfinden.

mh bayern: Eine unendliche Geschichte scheint die Verbesserung des Gersthofer Bahnhofs zu sein. Besteht nach wie vor die Absicht, das marode Bahnhofsgebäude zu kaufen? Wann dürfen die Pendler mit den geplanten Park-and-Ride-Flächen rechnen?

Jürgen Schantin: Mit dem Bau der Park-&-Ride-Flächen westlich der Bahnlinie wollen wir in 2012 beginnen. Mit der Bahn sind wir ein gutes Stück voran gekommen, was den Kauf der östlichen Bahnflächen inklusive des Bahnhofsgebäudes angeht. Ich will damit sagen, dass ichvorsichtig optimistisch bin, dieses Projekt im nächsten Jahr tatsächlich unter Dach und Fach bringen zu können.

mh bayern: Beim Thema Verkehr stand dieses Jahr die Bahnhofstraße im Fokus der Diskussionen. Aufgrund des großen Verkehrsaufkommens standen verschiedene Lösungsansätze - Tempo 30, Straßensperrung - zur Debatte. Zeichnet sich inzwischen eine endgültige Lösung ab?

Jürgen Schantin: Die Frage, wie man die bereits seit Jahren unbefriedigende Situation der Verkehrsbelastung insbesondere auf der Bahnhof- und Bauernstraße lösen kann, hängt auch von der weiteren Entwicklung unserer neuen Stadtmitte und des geplanten Einkaufszentrums „Forum“ ab. Allerdings lege ich Wert darauf, dass es nie im Stadtrat einen Beschluss gab, die Bahnhofstraße zu sperren, sondern geprüft werden sollte, ob sog. „Begegnungszonen“ geschaffen werden können. Ich strebe hier eine abgestimmte Lösung an, die tatsächlich zu einer Verbesserung führen soll. Hierzu werden wir die Unterstützung von Fachplanern in Anspruch nehmen. Die in diesem Zusammenhang bereits durchgeführten Verkehrszählungen haben das interessante Ergebnis gebracht, dass nur 16 % des Verkehrs in diesem Bereich Durchgangsverkehr, 57 % aber Quell- und Zielverkehrs und damit hausgemacht ist. Bei einer möglichen Lösung müssen diese Erkenntnisse berücksichtigt werden.

mh bayern: Kein anderes Thema wurde 2011 so heiß diskutiert wie die Frage nach der Umgestaltung der Stadtmitte. Stand der Dinge ist, dass der Planungswettwerb zur Zentrumsgestaltung verschoben wurde genauso wie die Bürgerwerkstatt, in der die Gersthofer ihre Vorschläge einbringen sollten. Glauben Sie, dass 2012 zu einem Ergebnis gefunden wird, mit dem alle Betroffenen zufrieden sein werden?

Jürgen Schantin: Ich habe weiter den Willen, dieses für Gersthofen wichtige Projekt zu einem Abschluss zu bringen. Nachdem inzwischen von einer Fraktion des Stadtrates aber die Objektivität des zugrundeliegenden Einzelhandelsgutachtens, welches der Stadt im Innenstadtbereich noch Potential für Einzelhandeln attestiert hat, in Zweifel gezogen wird und im Rat insgesamt derzeit keine Linie auszumachen ist, der eine Mehrheit folgen kann, bin ich skeptisch. Es wäre an der Zeit, dass auch die Skeptiker und Gegner des Projekts einmal konstruktiv aufzeigen, wie sie sich die weitere Entwicklung vorstellen, die die wichtigen Themen „Nahversorgung“ aber auch „Innenstadtgestaltung“ betrifft. Die Gersthoferinnen und Gersthofer haben besseres verdient, als einen zögerlichen Stadtrat, der sich aktuell zu keiner Entscheidung mehr durchringen mag. Ich halte die Innenstadtentwicklung für ein wichtiges Zukunftsthema in einer immer älter werdenden Gesellschaft.

mh bayern: Herzlichen Dank Ihnen allen!

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Tanja Wurster aus Augsburg

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