FREIE WÄHLER plädieren für nachhaltige Schulbauten im Augsburg Land

Überhöhte Energiestandards fressen zu hohe Investitionsvolumina. Vergleichbare Umwelteffekte auch mittels CO2-neutraler Heizversorgung erzielbar. FREIE WÄHLER: Nicht jedes Schulprojekt muss ein „Leuchtturmprojekt“ des Landkreises sein.

Die FREIEN WÄHLER im Landkreis Augsburg fordern eine kritische Würdigung der bisherigen Überlegungen zum Energiestandard des Neubaus der beruflichen Schulen in Neusäß. Der Kreisvorsitzende Dr. Markus Brem: „So kann es nicht weitergehen: wir reden jetzt faktisch über 40 Mio Euro Bauvolumen und sind von 25 Mio ursprünglich ausgegangen. Der Großteil dieser Zunahme an Investitionsbeträgen sei durch den bisher geplanten Passivhausstandard verursacht. Das ist nicht sinnvoll.“
In einem Antrag an die Bauverwaltung des Landkreises regen die FREIEN WÄHLER im Landkreis ein Überdenken der bisherigen Planungen zum energetischen Standard an. Demgemäß sollen planerisch neben einem Passivhausstandard gemäß der in Zukunft geltenden Energieeinsparverordnung (EnEV 2014) mindestens auch eine weitere Variante mit einem niedrigeren Niveau an Energieeinsparung dann bzgl. der Bausumme und des Gebäudeunterhalt (Folgekosten) gerechnet werden. Denn gemeinsamer Konsens in den bisherigen Beratungen ist, dass die über einen Wettbewerb ermittelte Kubatur des Gebäudes erstrebenswert ist und bebehalten werden soll. Solange diese Architektur und Kubatur aber so in den Planungen weiter bestehen bleibt, wird es sehr kostenintensiv das äußerst ambitionierte Energieeinsparniveau des Neusässer Schulbaus überhaupt herstellen zu können. Zu viele Außenflächen lassen die Effekte einer Gebäudestruktur, die ein zu hohes Energieeinsparziel vorsieht, nicht wirklich zur Geltung kommen.
Die Freien Wähler schlagen deshalb eine alternative Variante für die weiteren Planungen vor: das Gebäude wird mit einem niedrigeren Niveau an Energiestandard geplant, nämlich in der Form, dass für die Wärmeversorgung des Gebäudes aktiv Energie zugeführt werden muss. Diese Energie könnte mittels nachwachsender Rohstoffe in Form von Hackschnitzeln aus heimischen Wäldern bereitgestellt werden. Die Energietechnik gibt es am Neusässer Schulstandort, nämlich in der landkreiseigenen Realschule, genauso aber auch in Zusmarshausen oder in der gemeindeeigenen Schule in Gablingen.
Der Vorteil dieser Bauvariate liegt auf der Hand, so der Kreisvorsitzende Brem: „Wenn wir hier beispielsweise fünf Millionen Euro in der Investitionssumme zum Bauvorhaben einsparen, können wir möglicherweise aus dem Zinseffekt dieses Einsparvolumens die Wärmeversorgung des Gebäudes sichern.“ Die Freien Wähler liefern hierzu folgende Beispielrechnung: bei einem angenommenen Wärmeverbrauch von 1 Mio kWh – dies entspricht etwa 500 KW Anschlussleistung – würde bei einem kWh-Preis der Wärmeenergie auf Hackschnitzelbasis in Höhe von ca. 6,0 ct. jährliche Wärmekosten von 60.000 Euro entstehen. Dieser Preis enthält bereits die Wärmeerzeugungstechnik, also die Heiztechnik, sowie den Brennstoff, also die Hackschnitzel. Letztere sind CO2-neutral – genauso wie ein typischer Passivhausstandard für sich selbst mit dem Label „C02-neutral“ wirbt.
Johann Häusler, stellvertretender Landrat und Landtagskandidat: „Hier haben wir ein schönes Beispiel, wie komplex die Energiewende zu verstehen und zu diskutieren ist. Wir müssen aufpassen, dass wir unsere Haushaltsmittel im Schulbaubereich sinnvoll einsetzen und nicht nur energetische und architektonische Prestigeobjekte hinstellen, sondern bezahlbare Funktionalität beschaffen. Wir haben eine Haushaltsverantwortung und daher plädiere ich für Zweckbauten, wenn der ökologische Effekt genauso ist und der ökonomische Effekt sogar höherwertiger erscheint. Was hier verbaut wird, steht anderen Projekten nicht mehr zur Verfügung. Vor allem das Gymnasium in Gersthofen ist dann betroffen“.
Claudia Schuster, Bürgermeisterin von Gessertshausen unterstützt diese Sichtweise ebenfalls: „Wir müssen zurück zur Vernunft und dazu zählt, dass wir auch solche Varianten durchrechnen. Unsere Mittel sind begrenzt und die von uns vorgeschlagene Variante lässt viel mehr Spielraum.“
Auch Fabian Mehring unterstützt diese Sichtweise: „Sowohl bei der Sanierung als auch bei Neubauten steht der Bauherr vor der Entscheidung, wie hoch der energetische Standard und welches Investitionsvolumen hierfür eingesetzt werden soll. Schauen Sie sich um in unserer Region: Passivhäuser sind alle sehr sparsam mit Außenflächen gebaut und die Architektur ist durch den energetischen Standard geprägt. Die Architektur zur beruflichen Schule in Neusäß geht mit den Anforderungen des Passivhausbaus offensichtlich nicht einher.“

Bürgerreporter:in:

Dr. Markus Brem aus Gersthofen

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