Gedenkstätte für getötete und misshandelte Kinder
5 Jahre Gedenkstätte

Foto: Hermann Rosenwirth
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Am Samstag, 21.10.23 gedachten rund 50 Besucher der Kinder, die Opfer von Gewaltstraftaten geworden sind. Die Gedenkstätte in Gersthofen wurde vor genau 5 Jahren am 20.10.2018 feierlich eingeweiht.

Neben der 3. Bürgermeisterin Gersthofens, Frau Sigrid Steiner, begrüßte die Vorsitzende des Vereins SICHERES LEBEN, Heinz Schaaf, den Vorsitzenden der Kolpingsfamilie Gersthofen, Christian Bauer, den Gemeindereferenten der Katholischen Pfarreiengemeinschaft Gersthofen als Vertreter der Kirche, Frau Coletta Spieth, die Öffentlichkeitsbeauftragte der Neuapostolischen Kirche Gersthofen und Dr. Ralf Kownatzki, Kinder- und Jugendarzt aus Duisburg, der zu dieser Veranstaltung angereist ist.

Den musikalischen Rahmen bildete Beatrice, die mit ihren live gesungenen Liedern, Gänsehautstimmung bei den Besuchern und Akteuren hervorrief. Mit ihrem gefühlvollen Gesang zog sie die Besucher in ihren Bann.

In Ihren Eingangsworten lieferte die Vorsitzende des Vereins SL, Frau Gabriele Schmidthals-Pluta einen Rückblick auf das Bestehen des Gedenksteins, der die Botschaft: „Keine Gewalt gegen Kinder!“ als Inschrift trägt.

„Wir sind heute hier zusammengekommen, nicht um zu feiern, sondern in Trauer und Gedenken an die unschuldigen Kinder, die Opfer von Gewalt geworden sind.“ „Diese Kinder hatten Träume, Hoffnungen, Familien, die sie liebten. Jedes Kind, das Opfer von Gewalt wird, ist eines zu viel! Jedes Leben, das erlischt, hinterlässt eine Lücke, die nie gefüllt werden kann.“

In Ihren Grußworten wies die 3. Bürgermeisterin der Stadt Gersthofen, Frau Sigrid Steiner darauf hin, dass Gewalt an Kindern oft nicht sichtbar ist und wir wachen Blickes sein müssen, um die Kinder vor der Gefahr zu schützen.

Heinz Schaaf, Vorsitzender der Kolpingsfamilie erklärte, dass die räumliche Nähe zur Kolpingskapelle sich auch in den gemeinsamen Themen beider Institutionen zeige. „Auch die Kolpingsfamilie kümmert sich um die Sorgen und Nöte der Betroffenen.“ „Es darf hier kein Gegeneinander, nur ein Miteinander geben.“

„Handeln bevor es zu spät ist“

Dr. Ralf Kownatzki, Kinder- und Jugendarzt aus Duisburg und Mitinitiators des Projekts RISKID (Risiko Kinder Informationssystem Deutschland) berichtete über die Neuerungen in der Gesetzgebung zu diesem im Jahr 2005 entwickelten Plattform für Kinderärztinnen und Kinderärzte. Mit RISKID soll dem oft praktizierten „Doctor-Hopping“ von Tätern, d.h. dem bewussten häufigen Arztwechsel mit dem Ziel, Misshandlungen zu verschleiern, begegnet werden. Worum geht es? Die aktuelle Rechtssituation schützt die Täter zum Nachteil der von ihnen misshandelten Kinder. Speziell behindert sie Ärzte die Diagnose Kindesmisshandlung frühzeitiger zu stellen. Die Forderung lautete: Der Informationsaustausch zwischen Ärzten muss bei Verdacht auf Kindermissbrauch und Misshandlung ohne Einverständnis der Sorgeberechtigen ermöglicht werden.
Die von allen Bundesländern im Bundesrat bereits beschossene und formulierte Gesetzesvorlage über ein Bundesgesetz zu verabschieden, wurde vom damaligen Bundesfamilienministerium 2021 abgelehnt. Auf massives Drängen aus NRW durch den Verein RISKID und aus Bayern durch den Verein SICHERES LEBEN einigte man sich 2022 auf eine Öffnungsklausel, die es ermöglichte, den einzelnen Bundesländern den ärztlichen Informationsaustausch in Eigenregie zu regeln.

Als erstes Bundesland regelte daraufhin NRW im Mai 2022 den Ärzteaustausch, im Dezember 2022 folgte Rheinland-Pfalz. Seit 01. August dieses Jahres hat auch Bayern die gesetzliche Regelung in seinem Gesundheitsdienstgesetz umgesetzt. Bayern hat dem ganzen noch ein Sahnehäubchen aufgesetzt. Die Formulierung in Bayern umfasst sogar noch Hinweise zum Datenschutz, um dadurch möglichen Stolpersteinen aus Datenschutzgründen zu begegnen. „Handeln, bevor es zu spät ist“, ist das Leitmotiv von RISKID.

Kirche müsse Sichtweise ändern

Christian Bauer, der Gemeindereferent der Kirchen, räumte ein, dass er sich als Vertreter der katholischen Kirche, die in den letzten Jahren immer wieder durch Missbrauchsfälle, Vertuschung und Täterschutz, vollkommen zu Recht in die Schlagzeilen geraten ist, schwer getan hat, zu dem Anlass zu sprechen, bei dem getötete, misshandelte und missbrauchte Kinder im Focus stehen. Er ergriff die Chance, die Betroffenen in den Vordergrund zu stellen und erklärte: „ Es sei auch Aufgabe der Kirche, diese Sichtweise zu ändern, es muss der Grundsatz gelten: „Opferschutz vor Täterschutz!“

Frau Coletta Spieth, die Öffentlichkeitsbeauftragte schloss ich den Worten von Christian Bauer an und ergänzte: „wir müssen darauf achten, dass Kinder zu selbstbewussten Erwachsenen heranwachsen können.“

In den Gedanken bei den betroffenen Kindern

G. S-P. ermahnte „All diese Kinder lassen Spuren der Erinnerung, Spuren der Liebe in unseren Herzen, sie hinterlassen aber auch Spuren der Ermahnung und des Appels. Sie rufen nach Gerechtigkeit, nach Genugtuung. Dafür wollen stehen und dafür werden wir weiterkämpfen.“

Appell und Mahnung

G.S-P. forderte auf: „Es ist unsere Pflicht als Gesellschaft, unsere Kinder zu schützen. Wir dürfen nicht nur in der Trauer verharren, wir müssen handeln. Wir müssen politische Entscheidungsträger dazu drängen, Gesetze zu erlassen, die Kinder besser schützen!“

„Lasst und gemeinsam daran arbeiten, eine sichere und bessere Welt für unsere Kinder zu schaffen, in der sie ohne Angst und Bedrohung aufwachsen können.“

WE ARE THE WORLD

Mit dem Lied „We are the world“ endete die Gedenkandacht.

„Die Musik ist ein großartiger, wenn nicht sogar der beste Botschafter, den wir haben, um unsere Anliegen und Gefühle in die Welt zu transportieren,“ so G.S-P.

Foto: Hermann Rosenwirth
Foto: Hermann Rosenwirth
Bürgerreporter:in:

Gabriele Schmidthals-Pluta aus Gersthofen

Webseite von Gabriele Schmidthals-Pluta
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