Kunstpreis Gersthofen 2023
Preisträger in der Pop-Up Galerie im City Center Gersthofen ausgezeichnet

Bürgermeister Michael Wörle (rechts) zeichnete gemeinsam mit dem Jurymitglied, Tina Lorenz (links), Isabella Stoll (2. Platz / zweite von links), Sebastian Birkl (1. Platz) und Samira Fischer (3. Platz) aus.
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  • Bürgermeister Michael Wörle (rechts) zeichnete gemeinsam mit dem Jurymitglied, Tina Lorenz (links), Isabella Stoll (2. Platz / zweite von links), Sebastian Birkl (1. Platz) und Samira Fischer (3. Platz) aus.
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Bereits zum 39. Mal wurde in diesem Jahr der Kunstpreis Gersthofen veranstaltet. Künstler und Künstlerinnen aus der Stadt und dem Landkreis Augsburg sowie den angrenzenden Landkreisen waren eingeladen, ihre Arbeiten für den Kunstpreis einzureichen. Der Fokus in diesem Jahr lag auf digitalen Arbeitsmethoden. 

Eine fachkundige Jury unter dem Vorsitz von Tina Lorenz (Staatstheater Augsburg) hat die Gewinner für den diesjährigen Kunstpreis ermittelt. Die Preisverleihung und Ausstellungseröffnung fand am Donnerstag, 16. November, in der eigens eingerichteten Pop-up-Galerie im City Center Gersthofen statt. Bürgermeister Michael Wörle lobte in seiner Rede das Engagement der Jury und der Mitarbeiter des Kulturamts Gersthofen und dankte dem Gewerbeverein Gersthofen (BDS) und dem City Center für die großzügige Unterstützung des Kulturpreises. Mit der Pop-up-Galerie im City Center kommt die Kunst in das Herz von Gersthofen direkt neben dem Rathaus.

Den ersten Preis in Höhe von 2000 Euro erhielt der Musiker und Produzent Sebastian Birkl alias DOT für seinen Beitrag "Tales from Erygow". "Tales from Erygow" ist eine instrumental begleitete musikalische Erzählung die sich mit den großen Themen Einsamkeit, Vernetzung, Klimawandel und Big Data beschäftigt und eine mögliche Zukunft skizziert für den Fall das sich nichts ändert. Für Produzent Sebastian Birkl ist klar das sich etwas ändern muss, auch wenn er in seiner Erzählung das Ende der Geschichte offen lies. Damit wolle er zu nachdenken anregen.

Den zweiten Platz errang Isabella Stoll für ihren Beitrag "Der perfekte Stoß". Die Arbeit der Kunstpädagogie-Studentin zeigt sie selbst bei dem Versuch einen perfekten Karate-Stoß auszuführen. Der perfekte Stoß bleibt unerreichbar, das Ziel ist es mit viel Fleiß und Training den Weg zu beschreiten um diesem immer näher zu kommen und dabei nie aufzugeben. Das Zusammenspielen von Schlag- und Atemtechnik demonstriert der audiovisuelle Beitrag. Die Faustabdrücke zeigen das nicht jeder Schlag gelingt.

Mit "White Reefs" einem Beitrag über Korallenbleiche punktete die Kunststudentin Samira Fischer bei der Jury und wurde mit dem 3. Platz belohnt. Die interaktive Eck-Installation, die ein Korallenriff darstellen soll, reagiert auf die Anwesenheit der Besucher. Je näher der Betrachter dem Kunstwerk kommt, desto lebloser und bleicher werden die Korallen. Damit soll der Einfluss des Menschen auf die Korallenbleiche verdeutlicht werden. Das ausgezeichnete Werk "White Reefs" ist Teil von Samira Fischers Masterarbeit.

Im Anschluss wurden die Besucher des City Centers sowie alle Interessierten dazu eingeladen die Werke der Preisträger zu besichtigen und auch audiovisuell zu erleben. Die Pop-up-Galerie im City Center ist geöffnet am Freitag, 17. November, von 17 bis 20 Uhr und am Samstag, 18. November, von 9 bis 14 Uhr.

DOT – Tales From Erygow
Einsamkeit, Vernetzung, Klimawandel, Big Data, Anthropozän, Science Fiction.
2022 beginnt Musiker und Produzent Sebastian Birkl alias DOT mit der Arbeit an einem instrumentalen, erzählerischen Musikprojekt, das einen Bogen zwischen diesen Themen spannt und eine dystopische Climate Fiction mit ungewissem Ausgang zeichnet.
Das Gegenspiel von elektronischem Sound und warmen Jazzklängen erzeugt einen futuristisch anmutenden Dualismus, die avantgardistische Stimmung wird immer wieder aufgebrochen, hier und dort verfällt die Thematik in einen Rausch aus Beats: Wuchtig, dunkel, entspannt und treibend.
Aus Synthesizer-Flächen und poetischen Textfragmenten entstehen Collagen, die immer wieder von Jazz-Elementen und Trompetensoli untermalt werden.
Dazu begleiten die poetisch-düsteren Gedanken und Erinnerungen der Erzählstimmen die die Hörer durch eine Welt, die einmal war und ein Morgen, das sich verschwommen hinter gläsernen Vorhängen verbirgt.
Die Texte haben der französisch-ägyptischer Voice Artist Doc Holiday und die iranische Sängerin Meshkat Mosavat eingesprochen. Die Trompetensoli wurden von dem renommierten Münchner Jazztrompeter Matthias Lindermayr (Fazer) eingespielt und sollen auch live von diesem präsentiert werden. Geplant ist ein multimediales Konzert-Konzept, welches live in theatralem Rahmen aufgeführt werden soll.
In Zeiten von kurzlebigen Singles & Streams entschied sich der Künstler bewusst für das Format Konzept-Album, um dem schnellen Konsum von Einzeltiteln eine Art Entschleunigung entgegenzustellen.

Die Jury lobte das Werk “Tales from Erygow” von DOT als ein Gesamtkunstwerk. Ein Konzeptalbum aus dem Bereich der „climate fiction“ mit Collagen aus Texten, Synthesizerklängen und Trompetensoli, eingesprochen und -gespielt von internationalen Künstlern, vermittelt es in hochprofessionell produzierter Art und Weise beklemmende Eindrücke aus unserer Zukunft und Gegenwart, lässt Bilder im Kopf entstehen von Einsamkeit und der sich unaufhaltsam verändernden Welt im Zeitalter des Anthropozän. Die Jury hat nicht nur die Internationalität und Professionalität des Projektes überzeugt, sondern auch die narrative Anlage des Albums; die Vorstellung einer geplanten multimedialen theatralen Konzertumsetzung hat die Jury ebenso begeistert wie die Zusammenstellung von Musik, Artwork und begleitenden Texten. Deshalb vergibt die Jury an „Tales von Erygow“ von Sebastian Birkl alias DOT den ersten Preis.

Isabella Stoll – Der perfekte Stoß
Das Werk „Der perfekte Stoß“ zeigt eine Nahaufnahme einer Karatekünstlerin bei ihrer Übung. Gegenüber steht ein Bodenobjekt, bestehend aus einer kreisförmigen Anordnung von Tonfragmenten mit Faustabdrücken. Dieses Werk erforscht die dualen Aspekte des Karate: Harmonie und Stärke. Harmonie verkörpert Eigenschaften wie Konzentration, innere Ruhe, Höflichkeit, Respekt, Ordnung und innere Leere. Stärke hingegen umfasst Attribute wie Entschlossenheit, Schmerz, Durchhaltevermögen und das Überwinden persönlicher Grenzen.
Das Karatetraining beschreibt einen Weg, der schrittweise zu persönlichem Wachstum führt, dabei aber einen endlosen Zyklus des Lernens und Übens darstellt. Für einen Karateka repräsentiert dieser Kreislauf das kontinuierliche Streben nach Perfektion.
Dieses Kunstwerk verfolgt nicht nur das Ziel, den Betrachter zu beeindrucken, sondern schafft auch einen Raum, der alle Sinne anspricht und zum Nachdenken anregt. Der Betrachter wird in einem intimen Moment gefangen genommen, wo Gefühle wie Scham, Interesse, Gleichgültigkeit oder Wut aufsteigen können. Gleichzeitig öffnet es die Augen für die Stärke und Entschlossenheit von Frauen, ermutigt sie, Neues zu wagen und sich für den Kampfsport zu begeistern.

Jury: Das mixed media Exponat „Der Stoß“ von Isabella Stoll greift den Bogen der Historie eines Kampfsportes auf und verbindet ihn mit der eigenen persönlichen Geschichte der Künstlerin. Die Präsentation als Video, in Verbindung mit der installativen Anordnung der Tonscheiben mit Faustabdrücken hat die Jury in seiner Einfachheit der Umsetzung genauso überzeugt wie in der Klarheit der Aussage. Der starre Blick der Künstlerin in die Kamera, die sich bei der Ausführung von Karatestößen filmen lässt, evoziert Kraft und Konzentration, aber auch Wut und weckt bei den Betrachtenden eine Reihe von Emotionen. Das Kunstwerk spricht in den Augen der Jury für die Situation vieler junger Menschen, deren Emotionen sich in der Zeit eingeschränkter Bewegungsfreiheit nur begrenzt entladen konnten. Die Jury vergibt deshalb an die Arbeit „Der Stoß“ von Isabella Stoll den zweiten Preis.

Samira Fischer – white reefs
Das Exponat "White Reefs" stellt stilisiert ein Korallenriff in einer Eck-Installation dar. Während die bewachsene Installation aus der Ferne lebendig erscheint, reagiert sie interaktiv auf die Anwesenheit von Besuchern. Durch das Herantreten der Betrachter verliert das „Riff“ an Leben: die Bewegung der Oberflächen werden langsamer und schwerer und sie verlieren ihre Farbe, um den Bleichprozess zu simulieren, der indirekt durch menschliche Aktivitäten verursacht wird. Die Installation kombiniert Methoden des Interaktionsdesigns mit organischen Formen und experimentellen kinetischen Elementen, um eine Geschichte durch die räumliche Wirkung des Exponats, statt klassisch durch Text zu vermitteln.
Jury: Die interaktive Installation “White Reefs“ von Samira Fischer ist eine Auseinandersetzung mit dem Sterben der weltweiten Korallenriffe durch den menschengemachten Klimawandel und die Auswirkung menschlicher Aktivität in den Weltmeeren, das erst durch die Interaktion mit den Betrachtern seine ganze Wirkung entfaltet. Die pulsierende und bunt leuchtende Installation verliert ihre Farbe und die Bewegungen werden schwerfälliger und langsamer, sobald sich ein Mensch dem Werk nähert; dies symbolisiert den Prozess des Absterbens der Korallenriffe durch menschliche Einwirkung. Die Künstlerin hat die Jury mit ihrer Auseinandersetzung mit einem der größten Themen unserer Zeit – dem menschengemachten Klimawandel – überzeugt und hat eine sehr eingängige und zwingende künstlerische Form für die Schäden gefunden, die Menschen an der Natur hinterlassen. Der beste Weg, das Kunstwerk zu betrachten ist es für die Besuchern, sich dem Werk möglichst fernzuhalten – eine treffende Analogie für eine Verhaltensempfehlung für Menschen im Umgang mit der Natur.

Weitere Informationen zum Kunstpreis und den Preisträgern finden Sie auf www.kunstpreis-gersthofen.de

Bürgerreporter:in:

Florian Handl aus Augsburg

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