In Berlin mit viel Disziplin - Zu Besuch bei Eduard Oswald

Eduard Oswald in seinem Berliner Büro.
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Die Rede ist vom CSU-Bundestagsabgeordneten Eduard Oswald. Um jeden Verdacht des Versuches von parteilicher Beeinflussung unserer Leser gleich zu entkräften: der Mann vom gersthofer hat einen Berlin-Aufenthalt genutzt, um Näheres über das Leben eines Abgeordneten in der Bundeshauptstadt zu erfahren. Durch frühere Kontakte bot sich ein Besuch bei Oswald an. Das Paul Löbe-Haus in Berlin: Hier haben u. a. 170 Bundestagsabgeordnete, darunter Oswald, ihre Büros. Bestimmt ist das Gebäude in erster Linie für den Arbeitsbereich der 22 ständigen Fachausschüsse, die Beschlüsse des Bundestages vorbereiten. Nach der Personenkontrolle wird der Mann vom gersthofer von der freundlichen Vorzimmerdame Oswalds in sein Büro geführt. Bei einer Tasse Kaffee stellt sich der Abgeordnete geduldig den Fragen. „Was fällt Ihnen spontan zu Gersthofen ein?“, lautet die erste. Er zögert nicht lange: „Gersthofen ist für mich einer der bedeutendsten Heimatorte. Meine Frau stammt aus Gersthofen und ich habe viele Verwandte und Freunde in dieser Stadt. Außerdem war ich früher Lehrer an der Hauptschule.“ „Klingt nicht schlecht“, denkt sich der Pressemann und hakt nach. Weiß er von den Ängsten der Gersthofer bezüglich der möglichen Ansteuerung des Flughafens Mühlhausen durch Billig-Fluglinien? Er kennt die Befürchtungen, sieht aber keine Gefahr dass Linien- oder Charterflüge kommen. Er wird jedenfalls alle Bemühungen unterstützen, um dies zu verhindern. Nach diesem politischen Statement will der Pressemann mehr von seinem Berliner Alltag erfahren. Der beginnt in der Regel gegen 08:00 Uhr und endet spät in der Nacht. Es gilt Büroarbeiten, Sitzungen in der Arbeitsgruppe Finanzen, Plenarsitzungen im Bundestag und Sitzungen der Landesgruppe zu bewältigen. Viel Zeit braucht die Arbeit im Finanzauschuss, dessen Sitzungen er vorbereitet und leitet. Dazwischen immer wieder Fachgespräche über Wirtschaft und Finanzen mit Vertretern aus den verschiedensten Bereichen und Empfang von Besuchern. Da erübrigt sich fast die Frage nach Freizeitgestaltung. Wie entspannt er sich? Auf keinen Fall mit Fernsehen. „Ich habe keinen Fernseher in meiner Berliner Wohnung. Dafür ist mir die Zeit zu schade.“ Oswald liest gerne und hört Musik. Die Krimis von Henning Mankell mit Kommissar Wallander haben es ihm angetan. In den sitzungsfreien Wochen ist Oswald als geschätzter Gesprächspartner bei Verbänden, Kreditinstituten und in Betrieben unterwegs. Vorträge, Konferenzen bei Wirtschaftsbeirat und nationalen EU-Parlamenten und Wahlkreisarbeit lassen keine Langeweile aufkommen. Er kommt übrigens als Schwabe gut mit den Berlinern klar und betont, dass er ein offenes und herzliches Verhältnis mit ihnen pflegt. An den
Wochenenden -soweit es die Termine zulassen- verlässt Oswald die „Berline Luft“; es zieht ihn nach Dinkelscherben, seinem Wohnort. Wochenende heißt, Freitagabend oder Samstagvormittag Abflug, wobei am Sonntagabend schon wieder der Flieger für den Rückflug wartet. Wie verkraftet er die Trennung von der Familie? Oswald verhehlt nicht, dass es schwer ist. „Nur durch das große Verständnis und die Hilfe meiner Frau kann ich meine Arbeit bewältigen.“ Er bedauert, dass der Anteil des Ehepartners an der Arbeit eines Abgeordneten in der Öffentlichkeit nicht gebührend gewürdigt wird. Er legt aber großen Wert darauf, dass die Privatsphäre seiner Familie trotz seines öffentlichen Amtes gewahrt bleibt; verrät aber immerhin, dass seine Leibspeise Schweinebraten -aber nur von seiner Frau zubereitet- ist. Zu seiner Überraschung entdeckt der Pressemann noch einige Modellbahnzüge auf einem Bücherregal, im Hintergrund eine Statue des Heiligen Josef, der Schutzpatron der Bauleute und Handwerker. Eine Erinnerung an seine Zeit 1998 als Minister für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau. Gibt es ein Lebensmotto, mit dem Oswald seine tägliche Arbeit bewältigen kann? Er lächelt wissend: „Ich übe Disziplin in allen Dingen, wie z. B. Essen, Trinken, Schlafen. Und versuche durch meine Arbeit einen Dienst am Menschen zu verrichten.“ Der Pressemann möchte ein bisschen mehr aus ihm heraus locken. Wie kommt er mit seinen politischen Gegnern zurecht? „Ich habe keine Gegner, ich kenne nur politisch Andersdenkende“, erklärt Oswald bestimmt. „Ich versuche, mich tolerant und fair zu verhalten, stehe aber für meine Position ein.“ Nach eigenen Angaben wurde er von Adenauer historisch geprägt. Eine der wichtigsten Persönlichkeiten die er kennen lernte, ist Ex-Bundeskanzler Helmut Kohl. Sie haben noch regelmäßig Kontakt miteinander. Hat Oswald noch Zielein seiner Karriere? „Nein, Ich bin zufrieden mit dem was ich bin und was ich habe.“ Auch das hört sich nach Disziplin an. Das Interview nähert sich dem Ende. Oswald führt den Pressemann noch zu einem Übergang im 5. Stock des Paul-Löbe-Hauses. Von dort hat man einen prächtigen Blick auf die Spree, das Regierungsviertel und den neuen Berliner Hauptbahnhof. Ein guter Abschluss für das Gespräch mit dem Abgeordneten. Der Mann vom „gersthofer“ bedankt sich und wird von Oswald zum Ausgang geleitet. Nachdenklich mustert er noch mal das Gebäude wo Politik „gemacht“ wird. Manches sieht er jetzt mit anderen Augen - die Arbeit als Abgeordneter ist nicht unbedingt ein Traumjob. Der Mann vom „gersthofer“ möchte Oswald deshalb noch einen Gefallen durch eine Empfehlung erweisen: Liebe Leser, bitte schickt ihm keine Mankell-Krimis nach Berlin. Er hat alle schon gelesen...
Text und Bilder: Gerhard Fritsch

Bürgerreporter:in:

Gerhard Fritsch aus Gersthofen

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