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Batzenhofer Brauchtum zum 1. Mai

  • In den 50er Jahren stand der Maibaum am alten Feuerwehrhaus bei der Kirche.
  • Foto: Paul Ehinger
  • hochgeladen von Franz X. Köhler

Drei Bräuche sind in Batzenhofen mit dem 1. Mai verbunden: Der Maibaum, die Kobelwallfahrt und der Weckruf.
Ende der 50er Jahre wurde in Batzenhofen der letzte Maibaum aufgestellt. Er stand damals am alten Feuerwehrhaus bei der Kirche, das 1965 abgerissen wurde. Dann schlief dieser Brauch ein, bis 1978 die Anwohner des Kirchbergs am Vorabend des 1. Mai in einer "Nacht- und Nebelaktion" auf Drängen des damals 11-jährigen Peter Kugelmann einen immerhin 21 m hohen Baum aufstellten. Da der Kirchberg zu den exponiertesten Stellen des Dorfes gehört, der Baum also von überall zu sehen war, setzte am Nachmittag des 1. Mai eine regelrechte "Wallfahrt" zum Baum ein. Die Garage der Köhlers wurde daraufhin kurzerhand zum Bierzelt umfunktioniert und eine spontane Maibaumfeier abgehalten. Unter den Gästen befand sich auch der damalige Feuerwehrkommandant Rudolf Dirr, der sich auf freundliches Drängen der Anwesenden bereit erklärte, künftig mit seinen Mannen wieder für einen Maibaum zu sorgen. Dadurch gehören seit 1979 Maibaum und Maibaumfeier wieder zum traditionellen Brauchtum in Batzenhofen. Der Baum wird von der Feuerwehr geholt, hergerichtet und aufgestellt, Kranz und Girlanden band lange Jahre der Frauenbund, in letzter Zeit eine bunte Mischung weiblicher Helfer. Zusätzliche freiwillige Helfer sind immer willkommen und meist auch anwesend. Die Maibaumfeier findet im Feuerwehrhaus statt; der Baum steht neben der Mehrzweckhalle, in der auch das Feuerwehrhaus untergebracht ist, also ähnlich wie früher. Leider wird der Brauch der "Freinacht" von immer Jüngeren ausgeführt und die Streiche wurden eine Zeitlang immer derber, Sachbeschädigung inbegriffen. In den letzten Jahren hat sich die Situation, abgesehen vom "Klopapiermarathon", allerdings wieder ziemlich entspannt.
Neben solchem recht profanen Brauchtum wurde in den 70er Jahren die früher in Batzenhofen traditionelle Fußwallfahrt nach Maria Loreto auf den Kobel wiederbelebt. Pater Dominikus Kirchmaier war es damals, der diesen auf einem alten Pestgelübde beruhenden Brauch wieder ausgrub und mit neuem Leben füllte. Erstaunlicherweise sind die besten Gäste der Maibaumfeier oftmals auch die treuesten Pilger, obwohl bereits morgens um 6 Uhr abmarschiert wird. Der Weg führt vorbei am "Lutzenkreuz" durch Gailenbach mit seinem ehemaligen Kloster und Schloß. Hier stoßen Pilger aus Gailenbach und Edenbergen zum Zug. Der romantische Weiterweg führt vorbei am Brunnenwärterhäusel am Loderberg, am Waldrand entlang und quert dann die Schmutter. Am Feldkreuz bei Täfertingen stoßen dann die Wallfahrer aus Hirblingen dazu, das im Wechsel mit Batzenhofen die Wallfahrt gestaltet und den Gottesdienst und das nachfolgende Frühstück organisiert. Bei diesem Treffen stoßen auch einige Täfertinger hinzu. Nach einer kurzen Gebets- und Gesangspause und einem geistlichen Impuls geht es auf dem Feldweg unterhalb Täfertingen vorbei an Grundschule und Kindergarten weiter bis zum Ortsende, dann den Berg hoch zur Hauptstraße, wo meist erneut einige Täfertinger hinzukommen, und dort auf dem Fußweg weiter Richtung Thomas Morus. Einige Feuerwehrkameraden beider Orte sorgen für sichere Querung der Hammeler Landstraße bis zur zweiten Gebetspause auf dem Parkplatz bei der Kindertagesstätte Thomas Morus. Die Wallfahrer ziehen weiter Richtung Westheimer Bahnhof. Kurz danach beginnt der Anstieg auf den Kobelberg mit seinen Kreuzwegstationen und gegen 7:45 Uhr ist die Kobelkirche Maria Loreto erreicht, wo um 8 Uhr der Wallfahrtsgottesdienst beginnt, zu dem sich auch zahlreiche Fahrrad- und PS-Pilger einfinden. Nach dem Gottesdienst gibt es das verdiente Wallfahrerfrühstück. So gestärkt tritt man dann den Heimweg an, wobei die Batzenhofer traditionell beim "Lutzenkreuz" nochmals pausieren, um das alte Batzenhofer Wallfahrergebet zu sprechen:
Blick, o Herr, mit Wohlgefallen
auf die Flur, die wir durchwallen.
Unser Herz erweitert sich,
denn es fühlt als Vater Dich.
Deine milde Hand gibt Segen,
gibt uns Sonnenschein und Regen.
Laß mit Frucht den Baum sich schmücken,
reich an Korn den Halm sich bücken,
an der Rebe Trauben glüh'n,
Wiesen für die Herden blüh'n.
Überall auf unsern Wegen
walte väterlich Dein Segen!
Schone, Vater, im Gewitter,
schone, wenn wir flehend zittern.
Ruf in der Gewitternacht
mit der Stimme Deiner Macht
uns zurück von bösen Wegen;
auch Dein Donner bringe Segen!
Die Wallfahrt endet gegen 11 Uhr an der Pfarrkirche St. Martin, wo sie vor 5 Stunden begonnen hat.
Andere Batzenhofer sind Mitglied im Musikverein, der traditionsgemäß den Mai mit dem Weckruf begrüßt: Die Kapelle marschiert um 6 Uhr in Batzenhofen an der Kirche St. Martin los und zieht von dort aus durch die Straßen. Sie kommt dann gegen 7.30 Uhr nach Edenbergen, wo sie auf ihrem Fußmarsch von etwa sechs Kilometern einen Zwischenstop zur leiblichen Stärkung einlegt. Dann geht es weiter nach Rettenbergen und Holzhausen, und am Ende kehren die Musiker gegen Mittag im Peterhof ein. Überall, wo sie Station machen und an jedem Maibaum spielen sie das populäre deutsche Frühlingslied "Der Mai ist gekommen", welches 1841 von Emanuel Geibel gedichtet und 1842 von Justus Wilhelm Lyra vertont wurde.
So zeigt sich am 1. Mai jedes Jahr aufs Neue: Entweder man beteiligt sich aktiv am Leben seiner Gemeinde - oder eben nicht.
Weitere Bräuche siehe batzenhofen.bplaced.net

  • In den 50er Jahren stand der Maibaum am alten Feuerwehrhaus bei der Kirche.
  • Foto: Paul Ehinger
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  • Bereit zum Aufstellen: Der Maibaum 2003.
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  • Damals mußte noch gestampft werden. Maibaumaufstellung 2003.
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  • Hinterlassenschaften des "Klopapiermarathons".
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  • Die Kobelwallfahrt beginnt mit dem Angelusgebet bei der Pfarrkirche St. Martin.
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  • Das "Lutzenkreuz". Ab hier geht es bergab - in Gailenbach dann wieder bergauf.
  • Foto: Georg Schneider
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  • Richtung Loderberg.
  • Foto: Peter Kugelmann
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  • Brunnenwärterhäusel mit Kneippbecken.
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  • Treffen mit den Hirblingern am Feldkreuz bei Täfertingen.
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  • Weiter in Richtung Westheimer Bahnhof.
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  • Nach knapp 2 Stunden Fußmarsch am Ziel: Die Kobelkirche Maria Loreto.
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  • Nach und nach füllt sich das Gotteshaus mit den Wallfahrern
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  • Das Gartenfest des Musikvereins kommt bei allen sehr gut an. Am Weckruf zum 1. Mai scheiden sich die Geister: So manche(r) zieht sich die Bettdecke über die Ohren.
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2 Kommentare

Ein schöner Bericht über religiöses und Volksbrauchtum.

Da wird das Gewittergrollen also auch als Gottes Stimme interpretiert. Das war früher weit verbreitet, auch in protestantischen Gegenden: "Das liebe Gottchen schimpft!" kenne ich noch aus der Kinderzeit.

Ein interessanter Bericht mit einem besonderen Wallfahrergebet.

Rosmarie

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