40 Jahre Nogent-Verein

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Der 7. Juni 1969 ist für die Stadt Gersthofen ein bedeutender Tag. Nicht nur weil an diesem Tag aus dem Markt Gersthofen die Stadt Gersthofen wurde. Oder weil an diesem Tage Gersthofen 1000 Jahre alt wurde. Sondern weil an diesem Tag auch die Stadt eine Schwesternstadt bekam.
Bürgermeister Georges Lenne aus Nogent-sur-Oise und Bürgermeister Karl Josef Weis aus Gersthofen haben an diesem Tag die Verschwisterung der beiden Städte unterschrieben.
Nogent-sur-Oise ist eine Stadt in Frankreich, 52km nordwestlich von Paris. Sie gehört zum Departement Oise (soviel wie Regierungsbezirk bei uns) und zur Region Picardie. Die an der Oise liegende Stadt wurde im 6. Jahrhundert zum ersten Mal geschichtlich erwähnt. Nogent bedeutet entweder „Neustadt“ oder auch „Unsere Leute“ von „nos gens“.
In der Nähe von Nogent befinden sich die Städte Compiegne, Senlis und Montataire. Mit Creil, der Nachbarstadt ist Nogent fast schon zusammen-gewachsen.
Eine Reihe von hauptsächlich metallverarbeitenden Industriebetrieben, mehrerer mittlerer und kleinerer Betreibe prägen die Stadt. Am Stadtrand wird man von einem großen Einkaufszentrum begrüßt.
Wie begann alles?
Im Zuge der Vorbereitungen zur 1000 Jahr-Feier des Marktes Gersthofen saßen im Juli 1968 der „Arbeitskreis der Gersthofer Jugendvertreter zur Mitgestaltung der 1000 Jahrfeier“ eines Abends unter anderen mit Bürgermeister Weiss, Hermann Öttl, Max Herzog, sowie die damaligen Jugendleiter Karl-Heinz Wagner, Siegfried Deffner und Adam Wegehingel zusammen. Auf die Frage von Bgm. Weiß, was man für die Jugend zum Jubiläumsfest tun könne, kam der Wunsch eine Städtpartnerschaft einzugehen. Der Wunsch Adam Wegehingels, eine Partnerschaft mit einer Tschechischen Stadt einzugehen scheiterte an den damaligen politischen Verhältnissen in der Tschechoslowakei (Auswirkungen des „Prager Frühlings“). So wurde der Wunsch Siegfried Deffners eine Städtepartnerschaft mit Frankreich einzugehen in Angriff genommen.
Ein Antrag im September 1968 an den „Rat der Gemeinden Europas“ brachte vorerst kein Ergebnis. Am 03.02.1969 bat Adam Wegehingel, der damalige Jugendsprechers des Jugendarbeitskreises, den Gersthofer Gemeinderat einen erneute Anfrage an den „Rat der Gemeinden Europas“ zu richten. Diese Anfrage wurde vom Gersthofer Gemeinderat durchgeführt. Kurze Zeit kam danach eine Reaktion aus Frankreich. Eine Delegation aus Nogent-sur-Oise hat Gersthofen am 12./13. April 1969 unter Leitung von Bgm. Lenne und einigen Stadträten besucht. Auf diesem Besuch erfolgte der Gegenbesuch einer Gersthofer Abordnung unter Bürgermeister Karl J. Weiß mit Benno Pfiffner, Georg Hillebrand, Leonhard Schmid, Schreiber Erich, Adolf Hillebrand und Adam Wegehingel. Hierbei wurden die Details für die Einladung des ersten offiziellen Besuchs von Nogenter Bürgern nach Gersthofen zur Stadterhebung festgelegt.
Dieser Besuch war ein voller Erfolg. Mit Begeisterung wurden die französischen Gäste empfangen. Die Stadt selbst hat sich wochenlang auf dieses Ereignis vorbereitet. Häuserfassaden wurden frisch gestrichen, Vorgärten herausgeputzt, Straßen und Gehwege asphaltiert, die Häuser mit Fahnen und Girlanden geschmückt. Höhepunkt der Feierlichkeiten war ein Festakt in der TSV-Turnhalle mit anschließendem Feuerwerk.
Das entsprechende Gegenstück zur Gersthofer Feier fand dann 1970 im Mai in Nogent statt. In Frankreich bezeichnet man die Städtepartnerschaft als „Jumelage“, was soviel wie Zwillingsbruder bzw. Zwillingsschwester bedeutet.
Es folgten nun jeweils Begegnungen von Erwachsenen und Jugendlichen von Nogent nach Gersthofen wie auch von Gersthofen nach Nogent. Bei den einzelnen Begegnungen konnten die Teilnehmer entweder das Leben, die Kultur, die Küche und natürlich die jeweiligen Sehenswürdigkeiten des Nachbarlandes kennen lernen. Für die Deutschen war Paris, das französische Essen und der Wein wichtig, für die Franzosen das Bayerische, und natürlich das Bier.
Da es für die Verwaltung der jungen Gersthofer Stadt einen großen zeitlichen Aufwand bedeutete, die Fahrten von Frankreich und nach Frankreich zu organisieren, war es Wunsch der Stadt, diese Aufgabe in private Hände zu geben. Zuerst wurde der sogenannte „Nogent-Club“ gegründet. Mitglieder dieser Verbindung waren u.a. Stadtpfarrer Dörflinger und Stadtpfarrer Trettenbach und jeweils ein Lehrer aus jeder Gersthofer Schule. Leiter dieser Gruppe war Georg Nowak.
Zur weiteren Steigerung der Beziehungen wurde im Mai 1978 auf Wunsch von Nogent und der Stadt Gersthofen der Verein „Nogent-Gersthofen e.V.“ gegründet, in Ergänzung und Fortführung des bisherigen „G-N-Club“. Fortan wurde alles was die Städtepartnerschaft betraf über diesen Verein geführt. Der Verein besteht aus einem Vorstand, den stellvert. Vorstand, dem Kassier, Schriftführer und Beisitzern. Bisherige Vorstände waren Georg Nowak, Ehrenvorstand Hans Masching und Ingrid Paul. Seit 2006 ist jetzt Michael Fendt Vorstand. Als Besonderheit bei diesem Verein darf satzungsgemäß auch der Bürgermeister sowie je ein Vertreter der im Gersthofer Stadtrat befindlichen Fraktion an den jeweiligen Sitzungen des Vorstands teilnehmen. Dies zeigt die Nähe der Stadt zu diesem Verein.
Richtungsweisend für die Entwicklung dieser Städtepartnerschaft war der Einsatz der beiden Bürgermeister. Für Ihre Verdienste wurden sie aus 60 deutsch-französischen Partnerschaften von der französischen Kulturstiftung ausgewählt für die Verleihung der „Ehrenmedaille an Bürgermeister“. „Bürgermeister Georges Lenne von Nogent-sur-Oise und Bürgermeister Karl J. Weiß haben beide große Verdienste um die deutsch-französische Städtepartnerschaft und um Europa erworben“, hieß es in der Laudatio.
„Amitie“ ist ein weiterer französischer Begriff für Städtefreundschaft. Und von einer Freundschaft beider Städte kann man getrost sprechen. Lässt man die letzten 40 Jahre Revue passieren, so ist die Städtepartnerschaft immer noch sehr aktiv. Jährlich besucht eine Jugendgruppe aus Nogent eine Gruppe in Gersthofen und umgekehrt. Die Erwachsenen wechseln sich jährlich mit einem Besuch ab. Die Faszination dieser Fahrten ist sicherlich darin zu sehen, dass man nicht in Hotels oder Jugendherbergen im Nachbarland wohnt, sondern bei den Familien zu Hause. So entwickelten sich schon jahrelange Freundschaften.
Wie viele Franzosen und Deutsche sich in den letzten 40 Jahren durch die Städtepartnerschaft kennen und schätzen gelernt haben, kann man nicht mehr sagen. Es wurden bei den offiziellen Fahrten über ca. 250.000 km mit dem Bus gefahren. Nicht vergessen wollen wir die 3 Fahrten mit dem Fahrrad die eine Gruppe Gersthofer unter Führung von Karl J. Weiß (1979) und Werner Mayershofer (1989 und 1996) unternommen haben. Eines aber ist sicher. Durch die Städtepartnerschaften im Allgemeinen wurde ein Stück Frieden in Europa, speziell zwischen Frankreich und Deutschland geschaffen. Einen kleinen Teil davon haben die Bürger von Nogent-sur-Oise und Gersthofen auch dazu beigetragen.

Bürgerreporter:in:

Michael Fendt aus Gersthofen

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