So geht's mit Bayern dann weiter

Was sich die nächsten 200 Jahre in Bayern begibt, ist so elend wie je. Herrscher veranstalten ein wahres Männleslaufen. Alle Augenblicke kommt ein neuer daher. Ottonen, Sachsen, Luxemburger, Salier, Staufer, Welfen und Babenberger rücken für fünf oder zehn Jahre ein. Jedem Regent sitzt immer schon sein Feind im Genick, der ihm Bayern abjagen möchte. Es kommt zu keiner vernünftigen Linie, keiner Entwicklung.
Einer davon war jener Salierkaiser Heinrich IV., den der Papst Gregor VII. die Bannbulle schickte, weil der Kaiser ihn hatte absetzen wollen, und der dann 1077 eine irre Fußtour über Alpengletscher machen musste, weil seine Untergebenen die Pässe gesperrt hielten, und dann vor Canossa so lange barfuß im Schnee stand, bis es den Papst selber fror, er das nicht mehr mit ansehen konnte und die Bulle zurück pfiff. Jener Heinrich kam anschließend nach Regensburg, zur Erholung und zum Regieren. Die Bayern verehrten ihn sehr, wahrscheinlich weil ihnen die Wintersportleistung, barfuß im Schnee, imponierte. Eine Idee war das aber auch-!
Die Laus in dieses Kaisers Pelz war die dubiose Familie der Welfen. Halb Italiener, halb Schwabe. – Hm. – Welf I. verriet Freunde schneller als man schnaufen konnte und stand stets auf Seiten möglicher Sieger. Ein moderner Mensch. Just der kriegte vom Schneesteher Bayern geschenkt. Das passte ihm gut, weil seine Sippe am Bodensee Ländereien besaß und sich dadurch bequeme Querverbindungen ergaben. Er krallte sich in Bayern ein und errichtete immerhin das Kloster Rottenbuch. 1011 fuhr er gen Jerusalem und starb dabei in Zypern. Weitere Welfen schaukelten zwischen streitenden Herrschern, bis es zum Krieg zwischen ihnen und den Hohenstaufen kam. Ein schreckliches Durcheinander in halbe Europa war die Folge.
Erst Barbarossa stiftet 1156 Frieden in diesem Machtkampf zwischen Welf und Waibling. Er hat – selbst äußerst skrupellos – einen der unangenehmsten Welfen als Freund, Heinrich den Löwen. Bekannt geworden als Gründer Münchens, anno 1158. Um Freising die Zölle und die Salzsteuer abzujagen, brennt er eine Isarbrücke ab, die dem Klerus gehört, und lässt, etwas entfernt, für seine eigene Kasse eine neue bauen. Dort siedeln sich Mönche an, und allmählich erwächst daraus, bei den , die Münchener Stadt.
Um Bayern hat sich der Löwe nicht weiter gekümmert. Er haust vandalengleich in Deutschlands Norden, verrät und überfällt hinterrücks, was ihm in den Weg kommt, bis man ihn 1180 endlich in Reichsacht schmeißt, ein Reichsheer gegen ihn schickt und ihn verbannt. Er schiebt ab in die Normandie, nach Italien und England, wird begnadigt, wieder geächtet und stirbt 1195 endlich, zur Erleichterung aller beteiligten.
Außer der Münchengründung aus Neid, hat er für Bayern nichts Nützliches getan. Manchmal vermeint man, vom Gründungsmotiv noch etwas in der heutigen heimlichen Hautstadt zu riechen – Doch das ist ein weites Feld.

Bürgerreporter:in:

Christl Fischer aus Friedberg

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