Waldführung im Derchinger Forst

in Deutschland rund 10,8 Millionen Hektar Wald
  • in Deutschland rund 10,8 Millionen Hektar Wald
  • hochgeladen von Christl Fischer

Trotz heftiger Regenschauer vor dem Start wurde eine Waldwanderung im Derchinger Forst gut angenommen. Viel wusste Forstamtmann Rolf Banholzer über den Wald und seine Bewohner zu berichten Die interessierten Zuhörer erfuhren, dass es in Deutschland rund 10,8 Millionen Hektar Wald gab; das entspricht knapp einem Drittel der Landesfläche und stellt ein wesentliches Strukturmerkmal der deutschen Landschaft dar. Deutschland ist damit eines der waldreichsten Länder in der EU. Damit dies in Zukunft auch so bleibt, müssen unsere Wälder verantwortungsvoll bewirtschaftet werden. Die Deutsche Forstwirtschaft kennt den Begriff der Nachhaltigkeit, der in fast jedem Wirtschaftsressort eine bedeutende Rolle spielt: "Entnehme niemals mehr Holz als nachwächst" Ein Leitsatz der Forstämter in den letzten 200 Jahre.

Die Gruppe blieb bei besonders schönen Bäumen immer wieder eine Weile stehen um einiges dazu zu erfahren. Der Forstmann führte auch einige Dinge in seinem Rucksack mit. So ein Gerät, mit dem festgestellt werden kann, wie alt der Baum wirklich ist. Geschätzt hatten die Naturfreunde eine schöne Buche auf 150 bis 200 Jahre. Förster Bonholzer konnte genau sagen, dass es 98 Jahre her ist, als dieser Baum anfing zu wachsen. Er erklärte, dass die Buche auch in hohem Alter sich weiter entwickelt, auch wenn durch widrige Umstände sein Wachstum für Jahren gebremst worden sei. Deutlich anders regiert z. B. die Fichte, die im Wuchs ebenfalls stehen bleibt und auch später nicht mehr wächst.

Gezeigt bekamen die Waldbesucher auch einen vom Blitz getroffenen Baum. Hier nahm Banholzer die Gelegenheit wahr, über den Borkenkäfer aufzuklären. Den Wald bedrohen seit jeher Gefahren, die entweder natürlicher oder durch den Menschen , d.h. unnatürlicher Art sind. Ihre Auswirkungen sind meist lokal begrenzt; in seltenen Fällen können sie aber auch ganze Waldflächen vernichten. Deshalb ist es für ihn als Förster Aufgabe, diese Gefahren so weit wie möglich zu verhindern und eingetretene Schäden in Grenzen zu halten. Wie den Borkenkäfer. Dieser Schädling findet nur in kränkelnden und absterbenden Bäumen günstige Entwicklungsbedingungen.

Die durch Windwurf, Schneebruch oder Immissionen geschwächte Nadelbäume (meist Fichten) können als Brutstätte dienen, von denen bei günstigen Witterungsverhältnissen und ausreichend Brutmaterial eine Massenvermehrung ausgehen kann. Die Käferpopulation steigt dann so stark an, dass auch gesunde und vitale Bäume durch den Massenangriff absterben können. Der Borkenkäfer ist somit zu einem „primären“ Schädling geworden.

Dem Forstmann stehen verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung, um dies zu verhindern. Die wohl wichtigste Maßnahme ist der Umbau von Nadelholzreinbeständen in laubholzreiche Mischbestände, da sie wesentlich stabiler gegenüber Schäden wie Windwurf oder Schneebruch sind. In Nadelholzbeständen sollte besonders in der Flugzeit der Borkenkäfer (April) verhindert werden, dass bruttaugliches Material zur Verfügung steht. Zu solchen Maßnahmen gehören z.B. Beregnung, rechtzeitige Abfuhr, Entrindung und Wasserlagerung des Holzes. Der Amtmann erklärte, wie die Käfer durch Lockstoffe vom Männchen beim Einbohren in das Holz freigesetzt wird und damit signalisiert, das der Baum besiedelt werden kann.

Verschiedene Borkenkäferarten konnte der erfahrene Waldführer nennen. So gibt es den Buchdrucker, der für die Fichte gefährlich ist. Ebenso wie der Kupferstecher. Andere gefährden Kiefern und Lärchen. Sie bohren sich in die Rinde von noch lebenden Bäumen, legen dort ihre Eier ab und ernähren sich vom Bast, wodurch der Baum in der Regel abstirbt. Typische Kennzeichen sind die Fraßgänge auf der Innenseite der Rinde, kleine braune Bohrmehlspuren am Stamm, Nadelfall und -verfärbung, Spechtabschläge und Harzaustritt.

Wieder ging es ein Stück weiter und die Teilnehmer erfuhren, dass die gefällten Bäume am Wegesrand schon verkauft sind und darauf warten, abgeholt zu werden. Nimmt ein Waldbesucher davon etwas mit, kann er bestraft werden, denn er hat sich an fremden Eigentum vergriffen.

Jetzt hatte er für die Kinder die so schön mit gelaufen sind eine kleine Aufgabe. Banholzer schickte sie an das andere Ende eines gefällten Baumes und bat sie, ein Ohr an den Stamm zu legen und mit der Hand anzuzeigen, wenn sie etwas hören. Eifrig befolgten die Buben diese Bitte und der Förster klopfte verdeckt an dem Baumstamm. Kurz darauf schnellten die Hände der Kinder hoch. Nun wurden auch die Erwachsenen neugierig und es war lustig anzusehen, wie wirklich gleichzeitig die Hände gehoben wurden.

Einiges zauberte der Weidmann noch aus seinem Rucksack. So hatte er verschiedene Greifer von Vögeln dabei und belehrte die Zuhörer über den Unterschied eines Mäusebussard und einer Eule. Beide sind auf die gleiche Beute aus und um dem Stärkeren aus dem Weg zu gehen, entschloss sich die Eule des Nachts zu jagen. Deshalb, so erfuhr man weiter, sind auch die Beine dieses Nachtjägers dicht gefiedert. sein Flug in der Nacht wird somit leiser und die Maus, die in der Nacht auf ihr Gehör angewiesen ist, wird tödlich überrascht.

Man erfuhr, wie alt die verschiedenen Waldtiere werden können und staunte nicht schlecht, als die Krähe mit über 100 Jahren als Rekordhalter ausgemacht wurde.

In seinem Beutel hatte der Förster noch weitere Überraschungen. So zeigte er ein hier gefundenes versteinertes Holzstück, oder Granatsplitter aus dem letzten Krieg, die bei Holzfällen immer wieder die Sägen ausbremsten.

Soviel gab es zu hören und man merkte, dass es diesem Waldführer viel Spaß machte, aus seiner Welt zu erzählen.

Auch die Zecken waren ein Thema. Der Biss von diesem Waldbewohner bleibt für uns Menschen meist folgenlos. Es geht von ihr trotzdem eine Gefahr der Infektion mit Borreliose und FSME aus. Beide Krankheiten können bei rechtzeitigem Erkennen medikamentös behandelt werden. Daher sollte folgendes beachtet werden:

Zecke entfernen, dabei spielt es keine Rolle, ob die Zecke rechts- oder linksherum herausgezogen wird.

Bissstelle markieren und die nächsten Tage genau beobachten

Bei starker Rötung der Bissstelle (ab etwa dem Umfang eines Zehnpfennigstückes) oder Auftreten von grippeähnlichen Symptomen sollte der Arzt aufgesucht werden.

Bürgerreporter:in:

Christl Fischer aus Friedberg

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