Chronik Städtepartnerschaft Friedberg-Bressuire
Lilli und Gerhard Funk

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Ein bebildertes Nachschlagewerk

Es ist ein wunderbares, reich bebildertes Nachschlagewerk, das Lieselotte und ihr Ehemann Gerhard Funk mit viel Fleiß und Zeitaufwand zu Papier gebracht haben. Rechtzeitig hatten sie zur 30-Jahrfeier der Städtepartnerschaft Friedberg mit der französischen Stadt Bressuire ihre Chronik im Herbst 2023 fertiggestellt. Nun endlich liegt sie mit einem Grußwort von Bürgermeister Roland Eichmann im Druck vor.
Sie beschreibt von Beginn der Partnerschaft an alles bis ins kleinste Detail: Besuche von Gruppen, Besuche von Delegationen, Praktika von Jugendlichen, Schulbegegnungen, Sport- oder Kulturveranstaltungen, gemeinsame Feste und Reisen, Empfang von Geschenken, aber auch Beziehungen des Lebens mit seinen freudigen oder auch schmerzhaften Momenten, wie dem Tod von Mitgliedern.

Ein schönes deutsches Städtchen….


„Lilli“ , wie Lieselotte Funk im Bekanntenkreis genannt wird, war viele Jahre die zweite Hand des Partnerschafts-Präsidenten Walter Föllmer. Als Vizepräsidentin war sie mit Herzblut dabei, Walter Föllmer tatkräftig zu unterstützen.
Nach den Anfängen gefragt, begann Lilli Funk zu erzählen. Mit ihrem Mann befand sie sich im Juni 1991 im Urlaub in Frankreich. Es gab bereits Gerüchte, dass Friedberg und Bressuire eine Städtepartnerschaft eingehen wollten. So fuhren die beiden auch in diese etwa 20.000 Einwohner zählende Stadt, die in der Region Poitou-Charentes (Departement Deux-Sèvres) südlich des Loiretals im Westen von Frankreich liegt. Als sie ankamen, führte sie als erstes der Weg zum Tourismusbüro ins Rathaus, das bereits geschlossen hatte. Dennoch öffnete ihnen von innen Madame Anne Marie Fuzeau und ließ sie hinein. Als Lilli und ihr Mann sich vorgestellt hatten, dauerte es nicht lange und ein Herr, der eben sein Büro verlassen hatte, zeigte ihnen den prachtvollen Rathaussaal. Es war niemand geringerer als Bürgermeister Claude Boutet.
Nur einen Monat später besuchte Christian Desbois, Redakteur einer Lokalzeitung in Bressuire, während einer Bayern-Rundreise auch Friedberg. Seine Söhne drängten ihn, am Marienplatz in das Büro der Friedberger Allgemeinen zu gehen. Das Zusammentreffen mit dem damaligen Lokalredakteur Andreas Schmid, der sie begrüßte, sollte sich für die Partnerschaft als Glücksfall erweisen. Es entstand eine besondere Freundschaft. Beide berichteten hüben wie drüben in ihren Zeitungen über alle Aktionen, Feste, und wichtige typische Ereignisse der Städtepartnerschaft.
Wie aber kam es überhaupt zu den allerersten Kontakten? Im Jahr 1989 nahm das Rudolf Diesel Gymnasium in Augsburg an einem Lehreraustausch mit einem Lycée in Bressuire teil. Die Lehrerin Benedicte Courtadet aus Bressuire wohnte während des Austauschs bei einem deutschen Kollegen. Und dieser wohnte in Friedberg! Zurück in Bressuire berichtete die Lehrerin der dortigen Stadtverwaltung von einem schönen deutschen Städtchen, das gut zu Bressuire passen könnte.

Die Kontakte werden offiziell

Nach Kontakten mit der Verwaltung der Stadt Friedberg kam es zum Briefaustausch zwischen den Bürgermeistern. Auf Einladung von Bürgermeister Claude Boutet und Jean Bousseau reisten im Sommer 1991 der damalige Friedberger Bürgermeister Albert Kling und Kreisratsmitglied Walter Föllmer nach Bressuire. Bousseau war nicht nur zweiter Bürgermeister, sondern auch Präsident eines Komitees, das sich für Aussöhnung und Verständigung mit Deutschland einsetzen wollte. Und Jean Bousseau, der im Jahr 1942 in Deutschland Zwangsarbeit leisten musste, war es, der mit zwei anderen, die das gleiche Schicksal der Zwangsarbeit in Deutschland erlitten, die Städtepartnerschaft ins Rollen brachte. Es folgte wenige Monate später ein Gegenbesuch einer großen Delegation aus Bressuire in Friedberg.

Beginn der Städtepartnerschaft im Juli 1992

Im Juli 1992 wurde die Städtepartnerschaft in Friedberg besiegelt. Zu den Gründervätern zählen Friedbergs Bürgermeister Albert Kling und Kreistagsmitglied Walter Föllmer, auf französischer Seite der damalige Bürgermeister Claude Boutet und zweiter Bürgermeister Jean Bousseau.
Schon im gleichen Jahr kamen Schüler aus Bressuire im Rahmen eines Schüleraustauschs nach Friedberg. Im darauffolgenden Jahr 1993 wurde im März die Städtepartnerschaft in Bressuire in einem großen Fest besiegelt, das Altstadtfest teilweise nachgebaut - mit fast allem, was dazugehört. Viele Friedberger hatten sich mit auf den Weg gemacht. Trachtenverein, Handwerker, Stadtkapelle und Goaßlschnalzer sorgten für Stimmung bei Knollis frischgebackenen Brezn und Bier.

Impulse

Nur vier Monate nach der Unterzeichnung in Bressuire gab es die ersten musikalischen Grüße der Städtischen Jugendkapelle Friedberg in der französischen Stadt. Bei den Konzerten erfreute die Jugendkapelle auch mit bayerischer Musik. Lilli Funk versuchte auf den Pfarrer der Kirche Notre Dame einzuwirken, der große Bedenken bei der geplanten musikalischen Gestaltung der Messe durch die Juka anmeldete. Er konnte sich eine Jugendblaskapelle in einer Kirche nicht vorstellen. Doch hinterher zeigte er sich begeistert. Dem Friedberger Beispiel folgend entstand einige Jahre später in Bressuire eine erweiterte Schule für Musik, in der, wie in Friedberg, Schüler aus den umliegenden Orten zur Ausbildung zusammengefasst wurden. Nur so konnte ein großes Orchester entstehen.
Im Laufe der Zeit entwickelte sich in Bressuire auch ein bayerischer „Stammtisch“. Dazu gehört Bier. Die Friedberger machten und machen es bei ihren Besuchen in Bressuire zur Pflicht, bayerisches Bier im Gepäck zu haben. Umgekehrt schätzen die Friedberger die herrlichen Weine von dort. Die Bressuirer Bäcker erfuhren in Friedberg, wie dunkles Schwarzbrot gebacken wird, das nun tatsächlich in Bressuire verkauft wird. Umgekehrt lernte Rainer Scharold in Bressuire, wie man ein ordentliches französisches Baguette herstellt. Sehr gerne reisen die Bressuirer zum Friedberger Advent. Auch bei ihnen entstand nach diesem Vorbild ein Adventsmarkt. Sie lieben ganz besonders das Altstadtfest. Eigens erschufen sie die Tanzgruppe Sauteriaux, die bei ihren Auftritten mit ihren schönen Kostümen das Fest bereichern. Eigenständig entwickelten sich regelmäßige sportliche Begegnungen zwischen dem Judoclub Bressuire und den Judokas der Sportfreunde Friedberg (genannt „Ostler“), geführt von Abteilungsleiter Christian Mayr. Um eine bessere sprachliche Verständigung zu ermöglichen, richtete das Komitee in Friedberg ehrenamtlich geführte Französisch-Sprachkurse ein.

Polizeieskorte

Im Jahr 1995 machte sich eine sechsköpfige Rennradler-Gruppe aus Bressuire mit einem Begleitfahrzeug auf nach Friedberg. Damals gab es noch die Grenzen. Lilli ließ sich etwas Lustiges einfallen. Sie gewann den Friedberger Polizisten Schamberger dazu, die Radlergruppe ab Augsburg durch eine Polizeieskorte nach Friedberg zu geleiten. Unter großem Hallo wurden diese am Volksfestplatz mit Blasmusik, Bier und Brezen empfangen. Mit vielen ähnlichen Anekdoten könnten Gerhard und Lilli Funk einen eigenen Band füllen.

Viel Arbeit mit Herzblut auf beiden Seiten

Wieviel Zeitaufwand mit der Durchführung der vielen Veranstaltungen verbunden ist, weiß jeder, der sich in die Komiteearbeit einbringt. Und das sind zum Glück sehr viele; auch mit dabei sind Vereine und die Schulen mit den Lehrkräften. Hier hat sich vor allem Frau Renner-Redl große Verdienste erworben.
Beim letzten Altstadtfest war das Komitee mit einer großen Herausforderung konfrontiert: Mehr als 70 Personen, die aus Bressuire angereist kamen, mussten und konnten schließlich alle in Familien untergebracht werden. Gerade diese Aufenthalte in den Familien befördern das persönliche Kennenlernen und das Entstehen von Freundschaften.
Nach dem Team Walter Föllmer und Lilli Funk übernahm im Jahr 2004 Helen Oberndorfer das Präsidentenamt, bis vor fünf Jahren Paul Traub das Amt weiter führte. Im Dezember 2023 fanden Neuwahlen statt. Angelika Haupt mit dem Leitungsteam Berit Basch und Wolfgang Schmidt wurden als neue Vorstände gewählt; sie sind hochmotiviert, die Partnerschaft mit Bressuire weiter in eine gute Zukunft zu führen.

Bürgerreporter:in:

Regine Nägele

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