100 Jahre Stadtbibliothek Donauwörth - Eine eindrucksvolle Soirée

Von der traditionellen Bücherei zum modernen Medienzentrum
Vortrag und Feierstunde mit dem Historischen Verein

Ein solcher Geburtstag, wie ihn die Donauwörther Stadtbibliothek heuer feiern durfte, 100 Jahre, lädt ein, sowohl auf eine bewegte Vergangenheit zurückzublicken, wie auch Gegenwart und Zukunft in vielen Facetten zu diskutieren. Ein Jubiläumsjahr, mit festlichen Events, etwa einem Publikumsmagneten wie die "Kluftinger-Lesung"oder die Lion- Feuchtwanger-Lesung mit Jörg Hube, einem festlichen Abend auch mit dem Historischen Verein und einem Vortrag Dr. Ottmar Seufferts - Streiflichter auf eine reiche und bewegte Geschichte.

Eigentlich sogar erweist sich dieses Jahr als d o p p e l t e s Jubiläum, denn die Leiterin der Stadtbibliothek, Evelyn Leippert-Kutzner, die zum Festvortrag zahlreiche Gäste herzlich willkommen hieß, blickt auf 30 Jahre Kontinuität und Wandel der Donauwörther Bibliothek im Stadtkommandantenhaus zurück.

Im Januar 1979, als sich die Stadtbücherei noch im Deutschordenshaus (Kapellstraße) befand, begann ihre Arbeit, wobei noch im selben Jahr, im Oktober nämlich, bereits der Umzug ins Stadtkommandantenhaus erfolgte. Damals stetzte auch schon eine Zusammenarbeit mit den Schulen ein, Vorträge und Lesungen ebenfalls.

1985 - Erste Praktikanten der FOS-BOS Donauwörth
1987: Einführung von Tonkassetten (Kinderhörspiele, aktuelle Rock- und Popmusik, Sprachlehrgänge)
1989: Der Bücherbestand erreicht die Zielvorgabe: Pro Einwohner 1 Buch, 18000 Bände.

Die Bibliotheksverwaltung wird 1996 modern auf EDV sukzessive umgestellt (eineinhalb Jahre Dauer).

Ab 1998 werden Videos, Dokumentation, Spiel- und Kinderfilm, eingeführt, das weiter anwachsende Leistungsspektrum insgesamt weiterentwickelt.

1999/2000 erfolgt eine umfassende Renovierung der Stadtbibliothek. 350.000 DM wurden erfolgreich investiert. Neue Möblierung, Sitzgelegenheiten, Internet-Café-Bereich. Eröffnung der Kinderbibliothek/Umbau mit einer fulminanten Lesung von Dr. Theo Waigl (Bundesfinanziminister a. D.) aus seinem Buch „Meine Erfahrungen mit der Schule“.

1994 wird zunächst Hildegard Gail, 1999 Stephanie Klug in Nachfolge von Frau Ilse Witha, ganztags angestellt. Zum Bibliotheksteam gehört seit September 2009 der Auszubildende Jonas Reinhard.

Vielfältig erfuhr die Stadtbibliothek öffentliche Anerkennung, u. a. durch die Gütesiegelverleihung durch das Wissenschaftsministerium und das Ministerium für Unterricht und Kultus 2006/07/09 sowie durch 2008 E.ON-Kinderbibliothekspreis (dotiert mit 5000 EUR).

"Am schönsten empfinde ich die Anerkennung unserer Serviceleistungen für die Bürger durch diese selbst: 138 000 Ausleihungen und 43 000 Besucher im letzten Jahr," erläuterte Evelyn Leippert-Kutzner in ihren Ausführungen. "Wie dieser Erfolg möglich ist? Vor allem und zuerst durch eine klare Zielsetzung: Die Stadtbibliothek versteht sich als ein Treffpunkt für Wissen und Information. Das Bibliotheksteam sieht sich als kundenorientiertes Dienstleistungsunternehmen, unsere Philosophie: Unsere Arbeit orientiert sich an den Bedürfnissen, Interessen und Anfragen unseres Klientels, die Donauwörther Bürger, die Familien und auch die Kinder, Schulen und Senioren."

Wenn so viel von Zukunftsinvestition "Bildung" gesprochen wird, so sah die Bibliotheksleiterin sich nun veranlasst, vor allem zu danken, dass sie über drei Jahrzehnte kontinuierlich und nachhaltig in ihrem Engagement unterstützt worden ist:
"In diesem Sinne, möchte ich allen danken, die zum Erfolg der Stadtbibliothek beigetragen haben, dazu zähle ich neben den Damen und Herren des Stadtrates und unserem Herrn Oberbürgermeister auch die Kollegen der Stadtverwaltung, unseren Personalchef Herrn Roland Braun und meinen lieben Kollegen Herrn Stadtarchivar Dr. Ottmar Seuffert, der über viele Jahre hinweg, durch seine interessanten Vorträge und mit gemeinsam veranstalteten Ausstellungen über stadtgeschichtliche Themen einen wertvollen Beitrag geleistet hat."

In seinem geschichtlichen Vortrag über 100 Jahre Stadtbibliothek, von den Anfängen 1909 als Presswerkstätte hin zu einer modernen Bibliothek in der Gegenwart wählte Dr. Seuffert die Zeit des Nationalsozialismus 1933 bis 1945 als Themenschwerpunkt, der im krassen Kontrast zur Gegenwart aufzeigte, wie Gleichschaltung in der Zeit der Diktatur das Bibliothekswesen restriktiv unter konsequente Zensur stellte. Was sich nicht konform mit der nationalsozialistischen Ideologie zeigte, wurde entfernt bzw. unterdrückt. Statt kulturellem Pluralismus Gleichschaltung, statt Freiheitsrechte, Pressefreiheit und rechtsstaatlicher Demokratie die Bücherverbrennung am 10. Mai 1933 symbolisch für die konsequente Zerstörung "unerwünschter" Literatur und Kunst.

In festlicher, aber durchaus lockerer und geselliger Atmosphäre wurde im Anschluss an den ebenso faszinierenden wie ernsten Vortrag Dr. Seufferts auf den großen Geburtstag der Stadtbibliothek angestoßen. Eine unterhaltsame Soirée (der Historische Verein steuerte Getränke bei) schloss sich an, und manches Gespräch mochte im Rück- und Ausblick ausgeklungen sein.
Im Jubiläumsjahr der Stadtbibliothek stellte dieser Festabend zweifellos eine würdige Abrundung dar, mit vielen die in und um die Stadtbibliothek sich engagieren, dafür sorgen, dass Bildung und Kultur, soziales Leben in diesem Kontext weiterhin lebendig, vielfältig, ansprechend für Schulen, Bildungs- und Kulturinteressierte, für Wissenschaftler und Studierende ebenso wie für alle Donauwörther BürgerInnen bleibt und weiter wächst - den Aufgaben, Interessen, Erfordernissen und Bedürfnissen aller entsprechend.

Foto 063: Evelyn Leippert-Kutzner mit Dr. Ottmar Seuffert, Stadtarchivar und Vorsitzender des Historischen Vereins Donauwörth auf der festlichen Soirée zu 100 Jahre Stadtbibliothek Donauwörth 2009.-
Auf 30 Jahre Arbeit in der Stadtbibliothek (die 1909 als "Ausleihlokal" im Tanzhaus entstand) blickte in ihren einleitenden Ausführungen die Leiterin zurück, ehe Dr. Seuffert seine geschichtliche Retrospektive anhand eines Powerpoint-Vortrages hielt.

Bürgerreporter:in:

Wolfgang Leitner aus Donauwörth

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