Klaus Marschall mit Kasperle auf dem Peterswörther Sofa

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Eine kleine Überraschung hatte sich der Vorsitzende des Peterswörther Sprachrohr Walter Kaminski für das 25. PeterswörtherSofagespräch im Bürgersaal einfallen lassen. Für jeden Besucher gab es ein süßes „Gundelfinger Busserl“.
„Ich hatte leuchtende Augen bei der Vorbereitung auf das Gespräch mit Klaus Marschall“ bekannte Moderator Mirko Zeitler bevor er den Leiter der Augsburger Puppenkiste die erste Frage beim 25. PeterswörtherSofagespräch stellen konnte. Ja, er sei förmlich mit der Puppenkiste aufgewachsen, erinnerte sich, der 1961 geborene Klaus Marschall. Obwohl nicht selbst erlebt, erzählte Marschall, wie sein Großvater 1943 mit dem Marionettentheater im „Puppenschrein“ zu spielen begann. Und wie Oehmichen, wie er liebevoll seinen Opa nennt, nachdem in einer Bombennacht 1944 der „Puppenschrein“ verbrannte, bereits 1948 wieder mit dem „Gestiefelten Kater“ sein neues Puppentheater eröffnete. Ein Theater, in dem die „Schweinwerfer“ in Dosen eingebaut nach den Beleuchtern benannt wurden. Schon mit 12/13 Jahre habe er mit einem beim Opa im Keller entdeckten Puppentheater an Weihnachen in Kindergärten, Seniorenheimen und im Wohnzimmer für Nachbarn und Bekannte „Onkel Popov und die Weihnacht der Tiere“ gespielt. So kam er dann, vermerkte er verschmitzt mit 13 Jahren zu seinem 1. Fernsehauftritt bei der Aktion Sorgenkind. Nein, eine Rebellion gegen die Eltern habe es nicht gegeben. Aber in der Nachbetrachtung räumte Klaus Marschall ein, sei es ein Fehler gewesen die Schule nach der 10. Klasse hingeschmissen zu haben. Und obwohl sein älterer Bruder, „der hat sich eher gewehrt“ als Nachfolger vorgesehen war, übernahm er dann 1992 in der dritten Generation die Leitung der Augsburger Puppenkiste.
Eine gewisse Seelenverwandtschaft habe er schon mit seinem Kasperle, den er mit in den Bürgersaal gebracht hatte. Kasperle ist verschmitzt, nimmt sich zurück und stellt Fragen. Natürlich wollten die Besucher Kasperle live erleben. Klaus Marschall lies an 12 Fäden das Kasperle auf die Bühne kommen und die Blicke der Besucher waren nur noch beim Kasperle. Da musste Moderator Mirko Zeitler es einfach auch mal probieren und stellte fest, es ist ganz schön schwierig. Da wunderte es nicht, dass die Ausbildung bis zum fertigen Puppenspieler 5 bis 6 Jahre dauert. Seine Premiere auf der Bühne daran kann sich Klaus Marschall noch genau erinnern, hat er 1973 mit dem „Gestiefelten Kater“ gefeiert.
Zurzeit sind 16 Puppenspieler in der „Kiste“ beschäftigt. Für Klaus Marschall müssen Puppenspieler drei Voraussetzungen mitbringen Idealismus, Fingerfertigkeit und Teamfähigkeit, man muss sich im wahrsten Sinne des Wortes riechen können, hinzu kommt die Sprachfertigkeit. Für Klaus Marschall ist Puppenspieler harte Arbeit, ein schweißtreibender Job.
Er selbst stehe zu selten auf der Bühne. Seine Aufgaben sind Geldbeschaffung, Planung, sammeln von Ideen, Vorbereitung von neuen Projekten. So steht 10 Jahre Puppenmuseum an und die Auslandstourneen müssen organisiert werden. Die Programmplanung für 2012 läuft an und wer in diesem Jahr an Weihnachten in die Puppenkiste kommen wolle, solle möglichst bereits jetzt Karten kaufen, nutzt Marschall das Sofagespräch zur Werbung.
Ein Plädoyer für das Theater fällt Marschall leicht, beim Fernsehen fehlt das Gefühl. Im Theater gilt die volle Aufmerksamkeit dem Bild auf der Bühne. Bei allen Produktionen der Puppenkiste wird Raum gelassen für die Gedanken der Zuschauer. Figurentheater spricht die Zuschauer an, der Zuschauer muss umsetzen, er braucht Phantasie fasst Klaus Marschall seine Philosophie zusammen.
Dass Klaus Marschall seinen Job gerne macht, spürte man, aber es macht ihn nicht stolz, berühmt will er schon gar nicht sein. Trotzdem erzählte er begeistert von dem Auftritt mit Urmel in der Münchner Prominentendisco P1. Dabei lies Klaus Marschall den Wortwitz gepaart mit dem Sprachfehler von Urmel aufblitzen.
„Ja, man erwartet schon etwas von uns“ spricht Klaus Marschall auch die Verantwortung ein nationales Kulturgut zu sein an. Es geht nicht, heute sein, morgen weg: Wir wollen keine Kinderpädagogik machen, wir wollen Kinder nicht erziehen. Unterschwellig soll Erwachsenen etwas beigebracht werden und können Erwachsene etwas lernen, umreißt Klaus Marschall die Konzeption der Puppenkiste.
Die Augsburger Puppenkiste ist heute noch im Fernsehen mit Ralphi dem Schlaubär vertreten. Nur noch wenige werden sich jedoch daran erinnern, merkte Marschall an, dass nur die Tagesschau 4 Wochen älter ist, als die erste gesendete Fernsehproduktion der Puppenkiste.
Neben der Puppenkiste beherbergt das Haus Europas größtes Puppentheatermuseum, das bereits einen Preis der Vereinten Nationen erhalten hat, berichtete Marschall.
Wie geht’s weiter, wollte Mirko Zeitler zum Schluss eines kurzweiligen mit vielen Anekdoten und Details gespickten Gesprächs, bei dem die Freude Marschalls an seiner Berufung spürbar wurde, wissen. „Mein Sohn spielt schon mit und die Tochter soll nach dem Studium die wirtschaftliche Geschäftsleitung übernehmen“ blickte Marschall hoffnungsvoll in die Zukunft. Und auf die Frage, was können wir von der Puppenkiste lernen? kam spontan die Antwort: Phantasie Raum geben und darauf einlassen, einfach einen Ausflug in die eigene Kindheit unternehmen.
Mit großem Beifall dankten die begeisterten Besucher Klaus Marschall für die bei vielen Erinnerungen weckenden Einblicke in die Augsburger Puppenkiste.

Bürgerreporter:in:

Walter Kaminski aus Dillingen

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