Das Ende der KOMMUNA
Vom Zaren gebaut, von der Ukraine zerlegt

Die KOMMUNA vor Sewastopol | Foto: George Chernilevsky, gemeinfrei
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  • Die KOMMUNA vor Sewastopol
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Wer kennt sie nicht? Die AURORA ist ein Kriegsschiff der ehemaligen Kaiserlich Russischen Marine und liegt seit 1956 als Museumsschiff in Sankt Petersburg. Das Schiff gilt unter der Bezeichnung Panzerkreuzer Aurora als Symbol der Oktoberrevolution und ist einer der wenigen erhaltenen Geschützten Kreuzer. Gebaut 1902 sicherte sich die AURORA bereits fünfzehn Jahre später einen Platz in der Geschichte, als sie den Bolschewisten 1917 während der Oktoberrevolution mit einem Blindschuss das Signal für den Sturm auf den Winterpalast gab. Die im Februar an die Macht gekommene Übergangsregierung wurde abgesetzt, im Sommer 1918 ermordeten die Bolschewisten schließlich die Zarenfamilie.

Nicht weit entfernt von der AURORA lag die Putilow- Werft. Sie wurde 1789 als Gießerei für Kanonenkugeln gegründet und steht seit 1801 an ihrem heutigen Standort. Heute heißt sie Kirowwerk und ist ein russischer Maschinenbaukonzern. Ebendort wurde 1912 ein weiteres Schiff gebaut: die KOMMUNA. Bei der KOMMUNA handelt es sich um eine Kombination aus Hebe- und Dockschiff in Katamaran-Bauweise, welches zur Bergung von U-Booten konzipiert wurde und auch als Tender fungieren sollte. 1915 wurde sie offiziell der Kaiserlich Russischen Marine übergeben.

Im Gegensatz zur AURORA, die den Großteil ihres Schiffslebens seit 1917 dem Tourismus widmen konnte, musste die KOMMUNA zwei Weltkriege überstehen und war selbst im Ukrainekrieg aktiv.

Nur wenige Tage nach dem Untergang der MOSKWA hatte Putin angeordnet, das Vorzeigeschiff zu bergen. Kurios: Zum Einsatz kommen sollte ausgerechnet der Methusalem der russischen Marine, inzwischen stolze 110 Jahre alt und damit eines der ältesten noch im Einsatz stehenden Kriegsschiffe weltweit.

Ab April 2022 wurde die Kommuna am Untergangsort des Raketenkreuzers Moskwa eingesetzt, 130 km vor Odessa. Die Moskwa war nach dem russischen Überfall auf die Ukraine versenkt worden. Die Kommuna agierte dabei als Teil eines Konvois aus acht Schiffen, von denen aus das Tauchboot AS-28 zum in ca. 50 Metern Tiefe liegenden Wrack geschickt wurde, mutmaßlich um sensible militärische Daten aus dem ehemaligen Flaggschiff zu bergen. Mehr war den Russen nicht möglich.

Dieser Einsatz war der letzte der KOMMUNA. Ohne in die Geschichte einzugehen, endete ihre eigene am 21. April 2024 in Sewastopol. Dort wurde sie von einer ukrainischen Drohne so schwer beschädigt, dass eine Reparatur eher unwahrscheinlich ist.

Ein trauriges Ende für ein kleines maritim- technisches Wunderwerk des vergangenen Jahrhunderts.

Die KOMMUNA vor Sewastopol | Foto: George Chernilevsky, gemeinfrei
Stapellauf der KOMMUNA 1913 | Foto: unbekannt, gemeinfrei
Bürgerreporter:in:

Peter Gross aus Bochum

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