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Auf dem letzten Weg…

Bis Mitte der fünfziger Jahre fanden die katholischen Verstorbenen meines Geburtsortes ihre letzte Ruhestätte auf dem Friedhof in Bieber.

Seit 60 Jahren hat sich nicht nur das Dorfbild, sondern vor allem das Leben im Dorf grundlegend gewandelt. Zu jener Zeit stand noch die Arbeit in der Landwirtschaft im Vordergrund, ein Dorfhirte und Ortsdiener und eine Schule waren im Ort und auch politisch verwaltete sich das Dorf noch selbständig mit einem gewählten Bürgermeister. In den Familien lebten noch mehrere Generationen zusammen, so dass die Jüngsten, auch ohne Kindergarten, immer gut behütet waren und die Großeltern bis zur letzten Stunde zu Hause umsorgt wurden. In meinem Geburtsort Lanzingen finden wir bis heute keine Kirche. Lediglich die Glocke des sogenannten ‚Glöckelhäuschens‘ läutete täglich.
Es fällt uns heute nicht leicht, uns mit dem Thema Tod und Sterben zu befassen. Es liegt zum einen daran, dass wir heute immer älter werden, während die Menschen früher viel häufiger in jüngeren Jahren mit dem Tod konfrontiert wurden. Bis Mitte der fünfziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts war es meist so, dass die Menschen zu Hause gepflegt wurden und auch in den meisten Fällen im Kreise der Familie verstarben.
Die Verwandten kümmerten sich darum, dass der/die Tote gewaschen und angekleidet wurden. Bis zum Tag der Beerdigung wurde der/die Tote zu Hause aufgebahrt, so dass Verwandte, Nachbarn und Freunde ihn/sie hier noch einmal besuchen und gemeinsam für ihn/sie beten konnten.
Am Tag der Beerdigung traf sich die Trauergemeinde vor dem Haus des/der Verstorbenen. Der Sarg stand hier auf einem Leichenwagen. Die verstorbenen katholischen Bewohner/innen der Orte Lützel, Breitenborn, Lanzingen und Roßbach fanden ihre letzte Ruhestätte nicht auf dem Friedhof ihres Heimatortes, sondern in Bieber. Die Familie Kildau aus Roßbach spannte zwei Pferde vor den Leichenwagen und so setzte sich der Leichenzug in Bewegung. Dem Leichenzug voran schritt der Kreuzträger im Messdienergewand und es folgten der Pfarrer, die Familie des/der Verstorbenen sowie Freunde, Bekannte und Vereinsabordnungen.
Von Lanzingen aus hatte der Leichenzug eine Strecke von etwa 5 Kilometer zurück zu legen, die durch das Werthchen zum Ortsausgang von Lanzingen führte, vorbei am Eisenhammer, der Rohrmühle kurz vor Roßbach, auf der Hauptstraße selbst durch Roßbach bis nach Bieber zum Friedhof in der Büchelbach. Dieser Friedhof war aber auch erst eingerichtet worden, nachdem der Friedhof vor der St. Mauritiuskapelle auf dem Burgberg für Beisetzungen geschlossen wurde. Am 14.07.1852 erfolgte in Bieber die Grundsteinlegung für die katholische Kirche Mariae Geburt. Erinnern kann ich mich noch recht gut an den etwas oberhalb der Kirche liegenden Friedhof, da meine Großmutter nach jedem Besuch der Heiligen Messe mit mir auch die Grabstelle der Urgroßeltern aufsuchte.
In Lanzingen selbst liegt der Friedhof etwas oberhalb der Gemeinde am Weg zum Forsthaus Niederhof. Hier fanden bis Mitte der 50er Jahre des vergangenen Jahrhunderts nur die evangelischen Verstorbenen von Lanzingen ihre letzte Ruhestätte. Bestattungsunternehmen in der heutigen Form waren vor 60 Jahren auf dem Land noch nicht zu finden. So waren der Tod, das Sterben und das Abschiednehmen von einem Angehörigen noch eine familiäre Angelegenheit, an der das gesamte Dorf anteilnahm und das nicht abseits in einer Klinik oder einem Hospiz, stattfand.

  • Kath. Pfarrkirche Bieber in den 50er Jahren des vergangenen Jahrhunderts.
  • hochgeladen von Hans-Christoph Nahrgang
  • Bild 6 / 7

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5 Kommentare

Hans-Christoph, wenn wir den Tod als einen natürlichen Teil des Lebens sehen, wenn wie also wissen, dass er unabänderliches Schicksal jedes Menschen ist, dann können wir ihn auch annehmen.

Hallo Peter,
wir werden geboren um zu Sterben wird oft vergessen.

Danke für Deinen ausführlichen Bericht.Ich weiß noch wie die Toten von einem schwarzen Wagen mit zwei Pferden angeholt wurden,der Wagen war sehr groß und sehr gruselig,so fanden wir Kinder es.

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