Seit heute EU-Richtlinie für traditionelle pflanzliche Arzneimittel in Kraft - Protest berechtigt?

Haben euch die letzten Tage auch Kettenmails erreicht mit der Aufforderung, dass ihr eine Petition gegen eine seit heute geltende EU-Richtlinie unterzeichnen sollt, die alternative Heilmittel massiv einschränkt?
Da mir der Text ein wenig unseriös vorkam, habe ich kurz recherchiert, blicke aber nun noch immer noch nicht ganz durch.

Das wurde in der Kettenmail als Grund zum Handeln genannt: Seit heute, 01.05.2011, errichte eine EU-Richtlinie höhere Hürden für alle pflanzlichen Arzneimittel, die noch nicht 30 Jahre lang auf dem Markt seien. Davon betroffen seien viele traditionelle chinesische, ayurvedische und afrikanische Heilmittel. Diese neue Richtlinie sei eine Maßnahme, die lediglich den Zweck verfolge, die starke Pharma-Lobby weiter zu stärken und die Naturheilkunde zu schwächen.

Wer auf alternative Medizin setzt, war sicher bei flüchtigem Lesen geneigt, gleichmal mitzumachen und die Petition zu unterzeichnen. Europaweit setzen tatsächlich ja immer mehr Bürger (auch) auf naturheilkundliche Behandlung, vielfach, weil sie sich hier besser aufgehoben fühlen und mehr das Gefühl haben, dass ihre Beschwerden unter ganzheitlichen Aspekten betrachtet und eher deren Ursachen behandelt werden.

Aber stimmt es, dass die neue EU-Verordnung die Auswahl an Heilmitteln stark einschränkt, und - so die Gegner der Richtlinie - zum Einsatz pharmazeutischer Arzneimittel zwingt?

Dazu Arne Krüger, der stellvertretende Sprecher der Arzneimittelkommission der deutschen Heilpraktiker: "Die EU-Richtlinie zu traditionellen Pflanzenpräparaten ( THMPD 2004/24/EG ), die schon seit vielen Jahren in den europäischen Ländern umgesetzt wird und bis 2011 endgültig wirksam wird, ist in Deutschland seit vielen Jahren umgesetzt und wirksam. Dazu ist festzustellen, die Europäische Richtlinie keine aktuelle Brisanz hat, sondern alt ist. Es gibt inzwischen die deutsche und die europäische Registrierung für traditionelle Pflanzenpräparate und diese hat sich bewährt. Alle Pflanzenpräparate mit einem Wirksamkeitsnachweis und dem Anspruch auf Indikationen müssen zugelassen werden. Bei den Zulassungsverfahren sind auch die Vertreter der Arzneimittelkommission in der Zulassungskommission E eingebunden." und weiter "Die Verordnung von einzelnen Pflanzendrogen ( mit Positiv- oder Nullmonographie ) bleibt unverändert und wird in Deutschland auch nicht eingeschränkt. Die ganze Diskussion ist übrigens eine alte Diskussion, da die Richtlinie aus dem Jahr 2004 ist und schon damals waren Arzneimittelkommission und die Heilpraktikerverbände involviert und haben gerade auf die traditionelle Registrierung der Pflanzenpräparate Einfluss genommen. Alles was eine “jahrhundertalte oder jahrtausendalte” Tradition ist, hat doch die Registrierungsmöglichkeit, denn es müssen doch nur 30 Jahre Anwendung da sein." (Quelle: http://www.gesundheitlicheaufklaerung.de/stellungn...)
(Hier die offizielle Presseinfo der EU-Kommission: http://europa.eu/rapid/pressReleasesAction.do?refe...)

Haben die Gegner der Richtlinie den richtigen Zeitpunkt für den Protest verpasst? Und sind ihre Proteste grundlos, oder ist doch was dran? Man hört ja immer wieder, dass die Pharma-Lobby eine der einflussreichsten Lobbys weltweit sei - man nehme nur das umstrittene Impfthema und viele weitere.

Bürgerreporter:in:

Christine Schmied aus Augsburg

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