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Deutschland auf dem Prüfstand

  • (v.l.) Flüchtling Murtaza Fayaz, Initiator Gottfried Morath (Verein Gegen Vergessen – Für Demokratie), Aleks David, Ulrich Lorenz (Gesamtleiter der Kinder-, Jugend- und Familienhilfe Hochzoll), Französin Solène Bregeon, Moderatorin Parboni Rahman Moritz Weber und Flüchtling Rubiel Kesete freuen sich über eine respektvolle und sehr gelungene Diskussion.
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Jugendliche unterschiedlicher Herkunft mit verschiedenen Kulturen und Religionen diskutieren respektvoll über Deutschland

Deutschland ist attraktiv. Gibt es dort Solidarität? Welchen Wert hat die Bildung bei Jugendlichen? Wie nehmen Jugendliche unser Land wahr? Kann man hier beruflich etwas erreichen? Was bedeuten die Bundestagswahlen für die Jugendlichen? Woher kommt das Desinteresse an der Politik? Wie wird sich Deutschland in den nächsten Jahren entwickeln? All das waren Fragen, über die mehrere Jugendliche zwischen 15 und 27 Jahren beim dritten Jugendgespräch am 23. Oktober in den Räumen der Kinder-, Jugend- und Familienhilfe Hochzoll diskutierten. Die Runde war wieder besonders bunt gemischt: Die Jugendlichen kommen aus drei Erdteilen – aus Europa, Asien und Afrika mit den drei großen Religionen: international, multikulturell und interreligiös.

Vorbildlich moderiert wurde die Gesprächsrunde von der 26-jährigen muslimischen Lehrerin Parboni Rahman, die hier geboren ist und deren Eltern aus Bangladesh kommen. Das Interesse war groß. Rund 30 interessierte Jugendliche und Erwachsene kamen in die Räume der Karwendelstraße 7 und diskutierten im Anschluss fleißig mit. Es gab nur positive Rückmeldungen von den Teilnehmern an der Diskussionsrunde, aber auch von den Zuhörern. Organisiert wurde das Jugendgespräch von Gottfried Morath vom Verein „Gegen Vergessen – Für Demokratie“.

Am Gespräch nahmen teil:
• Murtaza Fayaz (15), Schüler, Flüchtling in Afghanistan geboren, wohnt in der Kinder-, Jugend- und Familienhilfe
• Rubiel Kesete (17) , Schüler, Flüchtling aus Eritrea, wohnt ebenfalls in der Kinder-, Jugend- und Familienhilfe
• Solène Bregeon (27) aus Frankreich, die ihren Master-Abschluss in Augsburg gemacht hat und jetzt als Angestellte arbeitet
• Moritz Weber (18), Schüler am Peutinger-Gymnasium, Juso-Mitglied, evangelisch
• Aleks David (21) aus Augsburg, jüdischer Student mit serbischer Herkunft.

Das Themenspektrum war sehr breit. Selbstverständlich drehte sich anfangs alles um die Wahlen in Deutschland. Aufgrund der vielen Stimmen für eine Partei wie der AfD wurde wieder einmal deutlich, dass man den Anfängen wehren müsse. Organisator Gottfried Morath hat deshalb die Gesprächsreihe gegründet. Das Jugendgespräch soll der demokratischen Kultur dienen und sie auch pflegen.

Was die Bundestagswahlen für die Jugendlichen heute bedeuten, sagte die Französin Solène Bregeon ganz deutlich: „Vielleicht müssen wir einen Rechtsruck erleben, um dann wieder mit mehr Kraft dagegen kämpfen zu können, dass die Menschen endlich wieder mehr über Politik sprechen.“ Juso-Mitglied Moritz Weber ist die Solidarität in Deutschland sehr wichtig. Er lebt gerne hier. Man sollte unbedingt zum Wählen gehen, zu Demos und sich in Parteien engagieren. „Das Wahlalter sollte auf 16 herabgesetzt werden. Denn die Wahl repräsentiert die Jugend nicht wirklich“, ist der 18-Jährige überzeugt. Die AfD blockiere weitere Koalitionsmöglichkeiten. Trotzdem ist auch er optimistisch für die Zukunft in Deutschland. Die wirtschaftliche und politische Lage ist gut. Er ist der Meinung, dass die Bürger mehr Interesse für Politik haben sollten.

Auch der 21-jährige Student Aleks David, der aus Serbien kommt, findet, dass man in Deutschland sehr viele Möglichkeiten hat. „Es gibt ein gutes Gesundheitswesen, eine gute Wirtschaft und Demokratie. Viele Menschen bemühen sich um Hilfe.“ Die Leute sollten seiner Meinung nach hilfsbereit sein. Selbstverständlich ist die NS-Zeit ist ein sehr schweres Thema. Doch es müsse angesprochen werden. „Die AfD sollte es nicht geben, ich habe die Gedenkstätten in Israel gesehen. Das ist krass. Dort herrscht ziemlich viel Stille“, sagt David. Er durfte leider nicht wählen gehen, weil er keinen deutschen Pass hat. Auch er findet, dass es wichtig sei, dass die Jugend gefördert wird. Auch die Bildung ist sehr wichtig. „Das Interesse an der Politik sollte besser vermittelt werden, dann wäre es auch größer. „Die Förderung ist auch Aufgabe der Schule und der Eltern. Ich sehe die Zukunft positiv.“

„Deutschland wird bunter sein!“

Vor allem bei den beiden Flüchtlingen, die aus Eretria und aus Afghanistan gekommen sind, war deutlich zu spüren, wie motiviert sie sind, hier Fuß zu fassen. Beide möchten hier einen Beruf ausüben und beherrschen schon sehr gut die deutsche Sprache. Murtaza Fayaz aus Pakistan möchte einmal Polizist oder Kaufmann werden. Im Moment geht der 15-Jährige noch zur Schule. Rubiel Kesete aus Eritrea schätzt die Demokratie hier in Deutschland: „Es gibt viele Menschen, die uns Flüchtlingen helfen. Mehr kann man nicht erwarten. Am Anfang dachte ich, ich werde nie Deutsch lernen.“ Der 17-Jährige machte auch deutlich, dass man selbst etwas tun müsse. Hier ist die Schule sehr wichtig. Er möchte Hotelfachmann werden und ist zuversichtlich: „Deutschland wird sich positiv entwickeln.“ Fayaz ist froh, dass es in Deutschland viele Möglichkeiten in Schule und Beruf gibt, um eine bessere Zukunft zu erreichen. An Politik ist er nicht interessiert. Vor der AfD hat er Angst. Und er ist sicher: „Deutschland wird in Zukunft bunter sein!“

„Die Grundlage für die Lösung von Problemen ist ein respektvolles Gespräch mit gutem Willen. Für Jugendliche gibt es bisher nur wenige Gespräche dieser Art, schon gar nicht in dieser bunten Zusammensetzung. Jeder soll erkennen, dass ein respektvolles und friedliches Gespräch möglich ist. Und das ist den Jugendlichen heute Abend hervorragend gelungen“, sagt Gottfried Morath, der den Abend in den Räumen der Kinder-, Jugend- und Familienhilfe Hochzoll, wo 31 Unbegleitete Flüchtlinge betreut werden, initiiert hat. Damit würde ein wichtiges öffentliches positives Zeichen gesetzt. Dieses Jugendgespräch passe damit sehr gut zum Zweck des Vereins „Gegen Vergessen – Für Demokratie“, der überparteilich und bundesweit ist. Denn Zweck des Vereins ist es, mit verschiedenen Veranstaltungen an die schrecklichen Auswirkungen von Diktaturen zu erinnern und damit die demokratisch gesinnten Kräfte zu stärken. Er verwies dazu auf die Website der Regionalarbeitsgemeinschaft Augsburg/Schwaben des Vereins. Über dieses Jugendgespräch werde in der Vereinszeitschrift bundesweit berichtet. Morath ist auch Vorstand des Vereins „7 x 7 – gemeinsam stark für Kinder e.V.“

Der nächste Termin steht bereits fest: Am 19. Februar um 19.30 Uhr wird in den Räumen der Kinder-, Jugend- und Familienhilfe zum Thema „Weltfrieden“ diskutiert werden. Angestrebt wird, dass Jugendliche aus allen fünf Erdteilen vertreten sind.

  • (v.l.) Flüchtling Murtaza Fayaz, Initiator Gottfried Morath (Verein Gegen Vergessen – Für Demokratie), Aleks David, Ulrich Lorenz (Gesamtleiter der Kinder-, Jugend- und Familienhilfe Hochzoll), Französin Solène Bregeon, Moderatorin Parboni Rahman Moritz Weber und Flüchtling Rubiel Kesete freuen sich über eine respektvolle und sehr gelungene Diskussion.
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  • Über 30 Gäste kamen in die Räume der Kinder-, Jugend- und Familienhilfe und waren angetan von den verschiedenen Ansichten der Jugendlichen über unser Land.
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  • Jugendliche unterschiedlicher Herkunft tauschen sich über Deutschland aus.
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DiskussionJugendlicheDeutschlandJugendgesprächrespektvolles GesprächKinder- Jugend- und Familienhilfe

2 Kommentare

Ich finde es gut und sehr wichtig Jugendliche unterschiedlicher Herkunft Besonderheiten der deutschen Kultur näher zu bringen.

Besonders die Rolle der Frau in der Gesellschaft ist ein Punkt, der in anderen Ländern eher eine untergeordnete Rolle spielt.

Ich stelle nur fest, dass es infolge der diversen Integrationsprogramme vergessen wird, dass wir auch alte Menschen haben.

Ein Ausgrenzen dieser Altersstufe sollte man vermeiden, denn auch sie würden gerne in unsere Gesellschaft integriert werden!

Gottfried Morath aus Augsburg
Die älteren Menschen werden nicht ausgegrenzt. Es gibt bereits viele Kreise unterschiedlicher Art für die Älteren.
Für Jugendliche gibt es in unserer Stadt einen solchen Gesprächskreis noch nicht. Ich würde mich freuen, wenn es solche Aktionen in anderen Städten gibt und hätte gern Kontakte dazu.
Ein Gesprächskreis für Jugendliche schließt nicht aus, dass andere Initiatoren Gesprächskreise für ältere Menschen organisieren.

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