Eltern und Familien im Mittelpunkt

Rund 300 Fällen von vermuteter Kindswohlgefährdung muss das Jugendamt jährlich nachgehen. Etwa die Hälfte der Fälle erweist sich als stichhaltig. In etwa zehn Fällen müssen die Kinder zu ihrer eigenen Sicherheit vom Jugendamt aus den Familien genommen werden. In den meisten anderen Fällen reichen ambulante Hilfen. Rund 100 Kinder und Jugendliche aus dem Landkreis sind derzeit in Heimen, 157 in Pflegefamilien untergebracht.
Damit es jedoch nicht zu solchen Maßnahmen kommen muss, baut der Landkreis Augsburg seit 2001 sein Netz an Beratungs- und Bildungsangeboten für Familien und Eltern stetig aus. Hierzu investiert er jährlich um die 700.000 Euro. „Um Kinder, Jugendliche und Familien in schwierigen Situationen kompetent unterstützen zu können, haben wir ein umfassendes Hilfs- und Beratungsangebot auf die Beine gestellt“, so Landrat Dr. Karl Vogele. Mit dem bayernweit dichtesten Netz von Sozialarbeitern an Grund-, Haupt- und Förderschulen sowie Sozialpädagogen in der breit gefächerten Jugendhilfe trage der Landkreis in erheblichem Maße zu einem guten Schul- und Familienklima bei.

Neben der zentralen Bildungseinrichtung der Arbeiterwohlfahrt „Haus der Familie“ in Stadtbergen werden die bereits bestehenden Familienbüros in Dinkelscherben, Schwabmünchen, Langweid und Meitingen durchgehend verbessert und ausgebaut. Zusätzlich bietet der Landkreis Erziehungsberatungsstellen in Königsbrunn, Dinkelscherben, Schwabmünchen und Gersthofen an. Diese Einrichtungen sind inzwischen zu einem unverzichtbaren Baustein in dem flexiblen, bedarfsorientierten Gerüst niederschwelliger Hilfsangebote für Familien geworden.
Der Landkreis Augsburg will auch weiterhin die Eltern- und Familienbildung vorantreiben. Im September 2008 wird zusammen mit der Marktgemeinde Diedorf ein weiteres Familienbüro installiert. Auch in Königsbrunn wird spätestens im Herbst dieses Jahres im Rahmen des dort entstehenden Mehrgenerationenhauses ein Familienbüro eingerichtet. Um den Bereich der Familienbildung noch intensiver zu betreuen, will der Landkreis Augsburg selbst eine eigene Koordinationsstelle „Familienbildung/Kinderschutz“ schaffen.

Familienhilfe Langweid
Aufgrund der Besonderheit der Gemeinde Langweid mit ihren 46 unterschiedlichen Nationen, hat die von der katholischen Jugendfürsorge getragene Familienhilfe Langweid einen besonderen Stellenwert im Landkreis. 80 Prozent der mehr als 250 Familien, die die Familienberatung derzeit in Anspruch nehmen, haben einen Migrationshintergrund. Hierbei werden nicht nur Erziehungsthemen angesprochen, sondern auch finanzielle Fragen, Ausbildung und Arbeitsplatz sowie nachbarschaftliche Probleme. Neben der Beratung wird aktive Eltern- und Familienbildung betrieben. Hierzu werden regelmäßig Veranstaltungen durchgeführt. Auch zum Thema Sprache sowie Sprachentwicklung finden Modellprojekte statt. Eltern haben zusätzlich die Möglichkeit ihre Kinder in Hausaufgabenbetreuung unterzubringen. Diese Angebote werden in Langweid hauptsächlich von Familien mit Migrationshintergrund in Anspruch genommen.

Familienbüro Meitingen
Das Familienbüro Meitingen wurde 2003 eröffnet und wird von der St. Gregor Jugendhilfe getragen. Es hat seitdem eine beeindruckende Erfolgsquote. 92 Pro-zent der rund 180 Beratungen im Jahr 2006 benötigen keine weiteren Anschlusshilfen mehr. Besonders bemerkenswert hierbei sei die Tatsache, dass Eltern die Niederschwelligkeit für sich erkannt haben und die Mitarbeiter gerne auch zu sich nach Hause einladen. Diese Offenheit verspreche sehr großen Erfolg, freut sich Hannes Neumeier, stellvertretender Leiter des Amtes für Jugend und Familie am Landratsamt Augsburg. Das Familienbüro der Marktgemeinde Meitingen bietet überdies das Bildungsprogramm „Kunststück Familie“ an, das den Eltern durch Vorträge, Seminare und zahlreiche Kurse präventiv hilft. Auch das pädagogische Personal wurde 2006 erstmals weitergebildet.
Mittlerweile ist die Einrichtung fester Bestandteil der sozialen Infrastruktur und ist mit allen betroffenen Stellen eng vernetzt. Inzwischen haben sich feste „Runde Tische“ etabliert mit den Schwerpunkten Prävention, Drogen und Familienbildung. Doch auch ehrenamtliche Projekte haben in der Marktgemeinde Platz und Zuspruch gefunden.

Familienbüro Schwabmünchen
Das Hauptaugenmerk des Familienbüros Schwabmünchen, das genauso wie das Familienbüro in Meitingen von der St. Gregor Jugendhilfe getragen wird, liegt auf der Familienberatung. Auch hier sei die Hemmschwelle sehr niedrig, pädagogische Berater ins eigene Heim zu lassen. Das Projekt „Familienbegleitung“ steigert den Bekanntheitsgrad des Familienbüros weiter. Mit etwa 100 Fällen pro Jahr berät diese Einrichtung Personen und Familien aus dem gesamten Einzugsgebiet. Schwerpunkt der Beratung sind allgemeine Erziehungsfragen sowie psychische Probleme bei Kindern, wie beispielsweise Aufmerksamkeitsdefizite oder Hyperaktivitätsstörungen. Oftmals sind auch massive Beziehungsprobleme während der Pubertät Gegenstand der Beratungen. Das Familienbüro Schwabmünchen steht im ständigen Austausch mit den ansässigen Schulen, deren Jugendsozialarbeitern, der Polizei, dem Jugendzentrum und der Bundesagentur für Arbeit.

Familienstation West in Dinkelscherben
Die katholische Jugendfürsorge ist neben der Familienhilfe Langweid ebenfalls Träger der Familienstation West, die Ende 2005 in Dinkelscherben eröffnet wurde. Hier liegt ein Schwerpunkt in der Beratung sozial schwacher Familien. Das angeschlossene Familiencafé ist Hauptanlaufstelle für Betroffene mit familiären und erzieherischen Problemen. Die Familienstation West bietet außerdem ein umfangreiches Bildungsprogramm für Eltern und Familien an. Es richtet sich an Personen aus allen Lebenslagen, ob Kurse für Eltern mit jungen Kindern, Kompetenztraining für Jugendliche oder Vorträge rund um die Pubertät. Allein im Jahr 2006 haben mehr als 300 Teilnehmer eine Fortbildung der Familienstation besucht. Zusammen mit dem Sonderpädagogischen Förderzentrum Dinkelscherben hat es die Familienstation West geschafft, dass Menschen aus allen Bevölkerungsschichten deren Hilfsangebote nutzen. Durch das große Engagement der beiden Mitarbeiterinnen habe sich die Familienstation West in und um Dinkelscherben schnell zu einem Zentrum entwickelt, das von der Bevölkerung nicht nur anerkannt, sondern auch durch vielfältige Spendenaktionen unterstützt wird.

Bürgerreporter:in:

Landratsamt Augsburg aus Augsburg

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