Lautsprecher & Widersprecher

Lautsprecher & Widersprecher | Foto: © Herbert von Halem Verlag
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Roger Blum liefert in „Lautsprecher & Widersprecher“ den pragmatischen Differenz-Ansatz zum Vergleich internationaler Mediensysteme.

Dabei geht der emeritierte Professor für Kommunikations- und Medienwissenschaft der Universität Bern im ersten Kapitel zunächst auf die Komparatistik, die Amerikanisierung und Globalisierung ein, ehe er bisherige Vergleichsansätze vorstellt. Im zweiten Kapitel stellt er die Mediensysteme ausgewählter Länder vor, ehe er im dritten Kapitel den Ansatz der pragmatischen Differenz ins Spiel bringt. Hierzu stellt er Kriterien vor, verwirft aber ebenso welche. Zudem gibt er Theoretikern Futter in Form von sechs Modellen für diesen Ansatz. Zum Schluss bilanziert Blum im vierten Kapitel, dass Mediensysteme abhängig von politischen Veränderungen immer wieder neu zu betrachten sind.

Herzstück von „Lautsprecher & Widersprecher“ sind die Länderportraits. Die Informationen zu den Mediensystemen der einzelnen Staaten hat Roger Blum vorrangig aus Online-Quellen, wobei es pro Land meist eine Hauptquelle gibt. In jedem Länderkapitel liefert der Autor zunächst einen Abriss des politischen Systems, ehe er von da aus auf das vorherrschende Mediensystem übergeht. Er arbeitet kurz die Bedeutung von Zeitung, Fernsehen, Radio und Onlinemedien sowie Ausbildung und Konsequenzen für Journalisten heraus und stellt die Mächtigen vor, denen die Medien gehören bzw. die sie kontrollieren. Letztlich ordnet er die Länder einem der sechs Modelle zu, wobei die konkreten Ausprägungen der Medienlandschaft und Arbeitsbedingungen der Medienschaffenden innerhalb eines Modells durchaus unterschiedlich sein können.

Zum Beispiel trifft das liberale Modell auf einige demokratische Regierungssysteme wie Deutschland oder Großbritannien zu. Dort ist die staatliche Kontrolle über die Medien schwach ausgeprägt. Die Medien werden durch den Markt finanziert, sind größtenteils in privater Hand von orientieren sich am Kommerz. Zensur ist verboten, die Journalismuskultur tendenziell investigativ. Auch das Klientel-Modell ist in demokratischen Regierungssystemen wie Italien, Lettland, Ghana und dem Libanon beheimatet, jedoch kontrolliert und finanziert der Staat die Medien dort mehr. Das Schock-Modell mit fallweiser Zensur, einer ambivalenten Journalismuskultur und einer divergenten Medienorientierung gilt für Länder wie Thailand, Russland, die Türkei oder den Senegal, die formal zwar Demokratien sind, die Regierung aber noch viele Fäden zieht. Während Journalisten sich in manchen Ländern/Modellen für das Schreiben oder die Nicht-Veröffentlichung von Artikeln kaufen lassen, ihre politische Gesinnung in Beiträgen je nach regierender Partei um 180 Grad dreht oder Systemkritiker inhaftiert oder gar umgebracht werden, sind die Einhaltung von Pressekodex und Pressefreiheit in anderen Mediensystemen weitaus stärker ausgeprägt. Von Lautsprechern der Machthaber bis zu ihren Widersprechern finden Medienwissenschaftler wie Roger Blum zahlreiche Arten von Journalisten und Medien auf der Welt.

„Lautsprecher & Widersprecher“ umfasst 444 Seiten und ist im Herbert von Halem Verlag erschienen. Ein Buch von einem Medienwissenschaftler für Medienwissenschaftler.

Titel: Lautsprecher & Widersprecher
Autor: Roger Blum
Info: 444 Seiten, 60 Tabellen
Erscheinungsjahr: 2014
Verlag: Herbert von Halem Verlag
ISBN: 978-3-86862-049-7

Bürgerreporter:in:

Michael S. aus Neusäß

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