Anno 1884: Ruhestörung nach 1800 Jahren

Das blieb von den alten Bemerodern übrig: Urnen vom Gräberfeld am Bemeroder Friedhof. Die Gefäße durfte ich seinerzeit mit freundlicher Genehmigung des Niedersächsischen Landesmuseums Hannover fotografieren.
  • Das blieb von den alten Bemerodern übrig: Urnen vom Gräberfeld am Bemeroder Friedhof. Die Gefäße durfte ich seinerzeit mit freundlicher Genehmigung des Niedersächsischen Landesmuseums Hannover fotografieren.
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Der Boden im Südosten Hannovers birgt so manche Kostbarkeit. Immer wieder kamen Hinterlassenschaften unserer Ahnen ans Tageslicht, Grüße aus grauer Vorzeit an die Nachgeborenen.

Was wurde so alles ausgebuddelt? Zu erwähnen sind da etwa die Beile und Äxte der alten Kirchröder. Ein bronzenes Beil aus Kirchrode, gefunden in der Bleekstraße 48, ist typisch für die ältere Bronzezeit; ein anderes Tüllenbeil, ebenfalls aus Kirchrode, ist dagegen schon der jüngeren Bronzezeit zuzurechnen. Die Bronzezeit dauerte etwa von 1.800 bis 700 v. Chr. Bei beiden Stücken handelt es sich um Einzelfunde. Sonst sind es vor allem die Überreste unserer Vorfahren selbst, die vom Leben damals in Anderten, Kirchrode und Bemerode erzählen. Wo heute der Seelhorster Friedhof liegt, begruben schon die Menschen der ausgehende Bronze- und frühen Eisenzeit ihre Toten. Urnenfunde aus dieser Zeit belegen das. Daneben gibt es Nachrichten über einen Urnenfriedhof auch in Kirchrode. In Bemerode stieß man ebenso auf uralte Gräberfelder. 1844 wurde ein Bemeroder, der so in der älteren römischen Kaiserzeit lebte (also etwa kurz nach Christi Geburt), nach rund 1800 Jahren in seiner ewigen Ruhe gestört. Auf dem Sandbrink fand sich damals ein Gefäß mit Leichenbrand und zwei bronzene Fibeln. Bei Anlage des Bemeroder Friedhofes kamen weitere Urnen zum Vorschein, die der vorrömischen Eisenzeit angehören dürften.

Nur selten hingegen trifft der Ausgräber auch auf die Wohnstätten der damaligen Menschen. Anderten kann sich indes auch in diesem Fall rühmen. Nahe der Bundesstraße 65 wurden 1983 Spuren von Siedlungsplätzen von der jüngeren Bronzezeit bis zum Mittelalter entdeckt. Wichtigster Fund in diesem Bereich: Eine zwölf Zentimeter lange Nadel der jüngeren Bronzezeit. Und auf dem Owiedenfeld fanden Archäologen Reste einer Siedlung des 8. Jahrhunderts.

Die Serie „Geschichtliches aus der Südstadt“ ist beendet. Doch nicht nur im Südstädter Maschseekurier bin ich der Stadtteil-Geschichte nachgegangen. Außer dem Maschseekurier und dem heute noch existierenden Maschseeboten (für den hannoverschen Stadtbezirk Döhren-Wülfel) erschienen im selben Verlag zeitweise auch noch andere Stadtteil-Zeitungen: der Tiergarten-Blick, das Nordstadt-Echo, der Beeke-Blick und im Raum Badenstedt/Davenstedt ein Ableger des Ronnenberg-Blicks. Manchmal war diesen Titeln kein langes Leben beschieden. In einigen Ausgaben aber erschienen Beiträge zur Historie des jeweiligen Ortes. Die einzelnen Hefte sind natürlich schon lange vergriffen und vergessen. Auch wenn diese damaligen Artikel keine zusammenhängende Geschichte der Stadtteile ergeben, sondern nur einige wenige Aspekte schlaglichtartig beleuchten, sollen nun diese Geschichten in loser Folge nach und nach bei myheimat veröffentlicht werden. Bestimmt interessieren sie ja den einen oder anderen myheimat-User. Denn Heimatgeschichte ist immer aktuell und nie von gestern. Dieser Beitrag erschien im Tiergarten-Blick Ausgabe 6 /1995.

Bürgerreporter:in:

Jens Schade aus Hannover-Döhren-Wülfel-Mittelfeld

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