Wo machen Sie eigentlich gern Urlaub, Herr Rehbock?

Willi Rehbock | Foto: Willi Rehbock

Willi Rehbock ist Geschäftsführer der Steinhuder Meer Tourismus GmbH (SMT). Im E-Mail-Interview verrät er, wie es ist, da zu wohnen, wo andere Urlaub machen und wie ihm seine in den neunziger Jahren verfasste Diplomarbeit heute noch im Job hilft.

Herr Rehbock, Sie sind Geschäftsführer der Steinhuder Meer Tourismus GmbH, und das seit der Gründung im Dezember 2004. Wie kam es zu der Gründung?

Ich kannte aus früherer Zeit das Kompetenzgerangel am Steinhuder Meer. Das hat viel Kraft und Geld gekostet. Der Verkehrsverein Steinhuder Meer und die Stadt Wunstorf haben deswegen gemeinsam die Steinhuder Meer Tourismus GmbH (SMT) gegründet. Im Februar 2007 kam dann Hagenburg, im Mai 2008 die Stadt Neustadt am Rübenberge und der Verkehrsverein Mardorf dazu. Seit April 2010 ist die Stadt Rehburg-Loccum Gesellschafter der SMT. Unsere Aufgabe ist die Vermarktung der Urlaubsregion Steinhuder Meer mit allen Facetten des modernen Marketings. Unsere Profilierungsthemen sind „Meer Natur erleben“, „Meer aktiv erleben“ und „Meer Kultur erleben“.

Sie wohnen und arbeiten da, wo andere Urlaub machen. Können Sie Steinhudes Sonnenseiten da überhaupt genießen? Und wo machen Sie gern Urlaub?

Ich wohne gern am Steinhuder Meer. Ich mag die Menschen, das Wasser, die Natur und die touristische Infrastruktur, von der wir Einheimischen erheblich profitieren. Insofern genieße ich es sehr, die Vorzüge einer Urlaubsregion auch privat zu nutzen. Allerdings ist es schon so, dass ich in der Saison von Mai bis September relativ wenig Zeit habe. Urlaub mache ich mit meiner Familie am liebsten in der Türkei.

Vom 20. bis zum 22. August ist in Steinhude das Festliche Wochenende. Seit wann existiert es, was zeichnet es aus und was hat sich im Lauf der Jahre verändert?

Das Festliche Wochenende gibt es seit 57 Jahren. Da ich erst 43 Jahre alt bin, sind mir die Anfänge nicht wirklich bekannt. Das Fest hat eine sehr bewegte Vergangenheit. Deshalb möchte ich auch eher die Gegenwart und die Zukunft betrachten als die Vergangenheit.

Warum sollte man sich das Festliche Wochenende nicht entgehen lassen? Was erwartet die Besucher?

Höhepunkt des Festlichen Wochenendes sind die Musikfeuerwerke am Sonnabend, 21. August, ab 22.30 Uhr vor der Promenade in Steinhude und dem Badestrand in Mardorf, die zeitgleich abgeschossen werden. Es gibt auf dem Wasser einen illuminierten Bootskorso und am Sonntag, 22. August, die Papierbootregatta. Am Badestrand in Mardorf und im Ortskern Steinhude gibt es auf den Bühnen volles Programm und an den Ständen viel zu sehen. Die Besonderheit ist die Atmosphäre am Wasser.

Bei Veranstaltungen in Hannover-Herrenhausen fallen die Feuerwerke in diesem Jahr erstmals kürzer aus. Wie ist die Situation in Steinhude? Gibt es dort auch Lärmkläger?

Naja, in Hannover gibt es sicher öfter Großveranstaltungen als am Steinhuder Meer und somit ist die Lärmbelästigung auch eine ganz andere. Es ist immer schwierig, einen Ausgleich zu finden. Auf der einen Seite wollen die Menschen möglichst oft etwas erleben, auf der anderen Seite wollen die gleichen Menschen ihre Ruhe haben. Derzeit halten sich bei uns die Beschwerden über die Veranstaltungen in Grenzen, was sich aber jederzeit ändern kann.

Tourismus versus Naturschutz ist oft ein Streitthema in Steinhude. Sie haben sich mit diesem Thema in Ihrer Diplomarbeit befasst. Kommen Ihnen die Ergebnisse bei Ihrer Arbeit zugute?

Es gibt am Steinhuder Meer eine Fülle von Interessen: Naturschutz, Tourismus, Landwirtschaft, Wassersport, Eigentümer (Land, Region, Städte, Private), Personenschifffahrt, Jagdgenossenschaften, Fischerei, Bootsverleihe usw. Der Konflikt zwischen Naturschutz und Tourismus ist am Steinhuder Meer wesentlich kleiner als in anderen Regionen. Über viele Dinge gibt es Einvernehmen. Dass es bei Einzelthemen immer wieder zu unterschiedlichen Meinungen kommen kann, ist ja nachvollziehbar. Unschön ist aber, dass gerade die Medien sehr gern Öl ins Feuer gießen, wenn es zu Meinungsverschiedenheiten kommt (siehe den Besuch des Umweltministers beim Fischerkreidag). Es kommt mir sicher zugute, dass ich mich mit dem Konflikt zwischen Tourismus und Naturschutz im Rahmen meiner Diplomarbeit beschäftigt habe. Man lernt beide Seiten kennen. Das ist immer ein Vorteil. Ich muss aber festhalten, dass viele Probleme von damals (immerhin ist das 15 Jahre her) heute bereits abgestellt sind.

Mal abgesehen von der Steinhuder Meer Tourismus GmbH: Was macht Wunstorf lebenswert?

Es gibt viele Dinge, die Wunstorf lebenswert machen. Von ganz praktischen wie die Nähe und Anbindung über den Öffentlichen Personennahverkehr und die Autobahn an Hannover bis hin zum Naherholungsgebiet Steinhuder Meer. Wunstorf hat eine schöne Innenstadt, ein tolles Kulturprogramm und sehr unterschiedliche Ortsteile, die alle ihr eigenes Profil haben.

Und was sollte besser werden?

Ich persönlich würde mir weniger Staus in der Kernstadt wünschen, was durch eine Umgehungsstraße sicherlich realisiert werden könnte. Ansonsten habe ich in puncto Tourismusinfrastruktur noch so manchen Wunsch, für dessen Realisierung ich mich gern einsetze.

Seit zwei Jahren schreiben Bürgerreporter auf myheimat.de, dem Mitmachportal der Leine-Zeitung. Künftig werden die besten Beiträge der Wunstorfer in einem Stadtmagazin veröffentlicht. Was halten Sie von dem Projekt?

Von Bürgerbeteiligung halte ich immer viel. Leider ist häufig spürbar, dass anfänglicher Enthusiasmus schnell erlischt. Dies scheint bei „myheimat.de“ nicht der Fall zu sein, worüber ich mich freue. Die besten Beiträge in Form eines Stadtmagazins zu veröffentlichen, finde ich gut. Ich wünsche viel Erfolg.

myheimat-Team:

Annika Kamissek aus Bad Münder am Deister

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