Kommunikationstraining für Hessentagshelfer

Eingang vom Gertrudishaus
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Am 24.3. fand ein Kommunikationstraining für Hessentagshelfer der Kirche im Gertrudishaus am Dom statt. In diesem lernten die Teilnehmer, wie sie während des Hessentags auf die Besucher zugehen können. Damit sollte es auch mögliche Ängste vor Schwierigkeiten beim Hessentagsdienst nehmen.

Zu Beginn gab es erst einmal eine Kreativaufgabe: Auf mehreren Pinnwänden warteten mehrere Sätze darauf, vervollständigt zu werden:
Ich bin gespannt ...
Ich habe Angst, dass / wenn ...
Kirche ist für mich momentan ...
Ich engagiere mich beim Hessentag, weil ...
Über uns ein Himmel - bedeutet für mich ...

Zahlreiche Übungen sollten auf die Situation der Helfer in oder vor der Kirche vorbereiten. So bestand eine erste Übung darin, sich Gedanken darüber zu machen, was die Besucher wissen möchten und wie man ihnen antworten kann. Dazu sollte jeder zunächst eine mögliche Frage von einem Hessentagsbesucher auf ein Kärtchen schreiben. Die eine Hälfte der Seminarteilnehmer sollte nun rausgehen und dort in der Rolle als Helfer bereitstehen. Die anderen Teilnehmer suchten sich anschließend einen Helfer, dem sie ihre Frage stellten. Die konnte zu einem Gespräch führen, das länger als die zur Verfügung stehende Zeit war. Anschließend gab es noch eine zweite Runde, in der jeder mit einem neuen Partner die komplementäre Rolle ausprobieren konnte.
Nach dieser Übung gab es für zwei Pärchen die Gelegenheit, den Dialog aus der Übung vor der Gruppe nachzuspielen, um die Situation noch einmal genauer zu analysieren. So hatte ein Teilnehmer, den frühere Hessentagskirchen begeistert hatten, eine Frau vor sich, die die innen sehr schöne Hospitalkirche nicht durch eine Hessentagsinstallation verhüllen wollte. Er versuchte, die Frau von dem Nutzen einer Hessentagsinstallation zu überzeugen, indem er davon berichtete, dass es in Oberursel eine ähnliche Situation gab - eine schöne Jugendstilkirche, die man nicht hätte verstecken müssen, wurde zur Traumkirche und begeisterte auch Gemeindemitglieder, die vorher skeptisch waren. Außerdem verwies er darauf, dass wir zum Hessentag etwas bieten müssen.
Zu letzterem Gespräch gab es den Hinweis, dass man als Helfer nicht versuchen solle, strategisch zu argumentieren, was die Aufgabe eines Pressesprechers sei. Als Helfer sollte man vielmehr versuchen, den anderen zu verstehen, und seinen eigenen Standpunkt einbringen. Die Formulierung "wir müssen" erweckte bei einigen Seminarteilnehmern den Eindruck, der Helfer stelle nicht seine Sicht dar, sondern versuche die Kirche zu repräsentieren.

Eine Übung behandelte das Thema "Kontakt aufnehmen" und simulierte folgendes Szenario: Ein Helfer steht in der Kirche, und die Besucher gehen mit unterschiedlichen Absichten vorbei. Eine Besucherin ist neugierig, während eine andere ihre Ruhe haben möchte und sich setzt. Für den Helfer stellt sich die Frage, ob und wann man einen Besucher anspricht. In einer Spielsituation sieht sich eine Besucherin fragend um und wird gefragt, ob ihr der Dom auch so gut gefalle. Die Seminarteilnehmerin hatte diese Ansprache gewählt, um die Frage "Kann ich Ihnen helfen?", welche eine gewisse Hilfsbedürftigkeit impliziert, zu vermeiden.
Bei einer Spielsituation wollte ein Besucher mit Currywurst in die Kirche. Ein Helfer am Eingang weist den Besucher darauf hin, dass das Eintreten mit Wurst verboten sei und möchte den Wurstesser nicht hereinlassen, konnte ihn jedoch nicht aufhalten. Ein anderer Seminarteilnehmer wollte eine Alternative im Umgang mit der Currywurst ausprobieren und spielte auch einmal die Szene durch. Dabei bot er dem Besitzer der Currywurst einen Platz in der Kirche an, wo dieser seine Wurst verzehrte.
Durch das Spiel mit der Wurst kam bei einigen Seminarteilnehmern die Frage auf, wie man mit Problembesuchern umgehen solle, z.B. mit einem Betrunkenen, der sich nicht aufhalten lässt. Vom Seminarleiter gab es den Hinweis, nichts anzudrohen, was man nicht durchsetzen kann, sondern dann nachzugeben, wo es sinnvoll ist.
Ein hessentagserfahrener Seminarteilnehmer nannte außerdem Beispiele aus der Praxis: In Stadtallendorf wurde ein Pressevertreter, welcher nach Beginn einer Veranstaltung vor der Wasserkirche erschien, von den Helfern nicht hereingelassen. Das führte dann zu schlechter Presse - es hätte also günstiger sein können, ihn hereinzulassen, auch wenn dies die Veranstaltung hätte stören können. In Langenselbold und Oberursel durften Besucher keine Ballons in die Kirche mitnehmen, da die Installation in der Kirche durch entflogene Ballons gestört worden wäre. Das war jedoch kein Problem, da Besucher ihre Ballons im Vorraum lassen oder sich vom Helfer halten lassen konnten. Die Vorgabe, die Ballons draußen zu lassen, erwies sich übrigens als sinnvoll. In der Wasserkirche hingen nämlich zum Ende des Hessentags mehrere heliumgefüllte Regionalexpresse unter der Decke.

Eine weitere Übung widmete sich dem Verteilen von Flugblättern. Dies wurde in verschiedenen Varianten durchgespielt. Anfangs standen sich zwei Helfer vor dem Kircheneingang direkt gegenüber, was sich als ungünstig herausstellte, da es wie eine Eingangskontrolle wirkte. In weiteren Übungen konnte ausprobiert werden, wie man Besucher ansprechen kann, um ihnen Flyer anzubieten. Dabei gab es auch Besucher, die keinen Flyer wollten und mehr oder weniger abweisend reagierten. Vom Seminarleiter gab es den Hinweis, abweisende Haltungen der Hessentagsbesucher nicht persönlich zu nehmen oder sich frustrieren zu lassen.

Schließlich gab es noch eine Übung, den passenden Abstand für ein Gespräch zu ermitteln. Dabei ergab sich die Frage, wie man Abstand bekommen kann, wenn jemand zu nahe kommt. Eine Möglichkeit ist das Zurückweichen, aber es kann auch sinnvoll sein, den Gegenüber darauf hinzuweisen, dass man mehr Abstand wünsche. Eine ähnliche Frage ist, wie man jemand loswerden möchte, der zu lange reden will. In solchen Fällen ist es hilfreich, frühzeitig Grenzen zu setzen.

Im Seminar wurde übrigens eine Vielzahl von möglichen Problemen diskutiert. In der Praxis kommen solche Fälle aber kaum vor, so dass man sich keine Sorgen machen muss, dem Dienst nicht gewachsen zu sein.

Zum Abschluss des Seminars gab es noch einmal einen Rückblick auf wichtige Hinweise:
Als Helfer solle man möglichst authentisch wirken und braucht sich nicht zu verstellen. Dazu gehört auch, dass man die eigene Meinung vertritt und nicht versucht, für die "Vorgesetzten" zu sprechen - gemäß dem Motto "Wir sind Kirche".
Gute Kenntnisse von der Geschichte des Doms oder der Hospitalkirche sind auch nicht nötig, da von den Helfern nicht erwartet wird, eine kunsthistorische Führung zu halten. Allen Interessierten wurde jedoch versprochen, anhand der gestellten Fragen Basisinformationen (z.B. zum Dom und zur Rheinischen Kirche) zusammenstellen und im Internet bereitzustellen.

Links
Orientierungstag für "hilfsbereite Himmelsboten"

Bürgerreporter:in:

Sören-Helge Zaschke aus Stadtallendorf

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