Stuttgart 21: Mappus zieht die brutalstmögliche Konsequenz

In scheinbar auswegloser Situation: MP Mappus
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Die Proteste in Stuttgart werden bedrohlich: Letzen Umfragen zufolge käme die CDU bei Landtagswahlen auf nur noch 35% und die FDP auf 5%. Auf der anderen Seite des Lagers führen die Grünen mit 27% in der Wählergunst (die SPD landet bei 21%). Damit scheint die Union zum ersten Mal nach 47 Jahren der Macht im Ländle von einer folgenschweren Abwahl bedroht: Denn aufgrund der Atompolitik der Bundesregierung, die von Mappus leidenschaftlich unterstützt wird, ist eine Option zu einer schwarz-grüne Koalition im März 2011 definitiv nicht mehr gegeben.

Der baden-württembergischen CDU droht mit dem Machtverlust ganz konkret der Abstieg in die Kreisklasse. Und wie ein Fußballverein bei schlechten Prognosen den Trainer in die Wüste schickt, so feuern Politiker nicht den Mannschaftskapitän oder die Feldspieler, sondern ... erst einmal den Regierungssprecher:

http://www.badische-zeitung.de/suedwest-1/mappus-h...

Das wäre nicht weiter tragisch, denn der Beitrag der Regierungssprecher zum Wahlerfolg oder -Misserfolg wird ohnehin von der Presse zumeist drastisch überschätzt. Denn nur für Journalisten ist das Gesicht des Pressesprechers einer Regierung einprägsam, und entscheidet über Sympathien und gelegentlich auch Abneigung. Die meisten Wähler aber kennen ihn nicht einmal vom Namen her.

Eine Ausnahmestellung unter den Regierungssprechern aber nimmt Roland Kochs ehemaliger "Spin-Doctor" und Sprecher DIRK METZ ein. Knallhart und unkonziliant im Auftreten, mit einer als Hallensprecher in der Köln-Arena und bei Handballturnieren gestählter, dröhnender Stimme, gefiel sich Metz stets in der Rolle als Roland Kochs Mann für's Grobe. Egal, ob bei einer (realisierten) ausländerfeindlichen Wahlkampagnen oder bei der Ankündigung von (nicht realisierten) Kürzungen der Sozialleistungen für mutmaßliche Arbeitsverweigerer: Das Image der sozialen Kälte, dass Roland Koch als Politiker stets umgab, ist ein Stück weit das Werk von Dirk Metz gewesen.

Und genau diesen Mann, der in der Branche als "kommunikativer Schlägertyp" mehr noch gefürchtet als belächelt wird, hat Mappus jetzt in sein Beraterteam geholt. Dass Mappus erkannt hat, dass es seiner Partei ernstlich an den Kragen geht, daran besteht im Grunde kein Zweifel. Nur droht sein Kurs, mit Dirk Metz einen schärferen Ton in die Debatte zu tragen, nicht nur seine Partei, sondern das ganze Bundesland ins Chaos zu stürzen.

Dass genau dieses hinter der nächsten Ecke lauert in der Person des designierten Spitzenkandidaten der Grünen, dem ehemaligen AStA-Vorsitzenden und KBW-Mitglied Winfried Kretschmann, erfüllt selbst die Opposition im Landtag mit Angst und Schrecken. Das zumeist fahrig argumentierende Gründungsmitglied der Grünen war lange dem Übergewicht der Realos in seiner Fraktion unterlegen, die Kretschmann jahrzehntelang geschliffene Realpolitiker wie Fritz Kuhn und später Dieter Salomon vor die Nase setzten. Mit Dieter Salomons überraschender Wahl zum OB von Freiburg war Kretschmann, dem seit seinen Funktionärstagen im "Kommunistischen Bund Westdeutschland" ein unbändiger Wille zur Macht nachgesagt wird, als Doyen an der Spitze der Fraktion nicht länger zu verhindern.

Mittlerweile aber graut es der grünen Basis (und nicht nur ihr) vor der Vorstellung, dass der gänzlich undiplomatisch, zuweilen unbeholfen agierende Kretschmann die schwierige Aufgabe übernehmen sollte, eine Koalition aus Grünen, der SPD und notfalls der Linken programmatisch und personell zusammenzuschmieden.

Dennoch spricht wenig dafür, dass die Furcht vor Kretschmann den Wähler daran hindern könnte, die CDU nach 47 Jahren in die Opposition zu schicken. Denn dazu müsste Mappus eine gehörige Portion Kreide schlucken - die Berufung von Dirk Metz in sein Beraterteam lässt das genaue das Gegenteil erwarten.

Bürgerreporter:in:

Schorschles Frau aus Oberkirch

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