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Bild schlägt Wulff und wer schlägt Bild?

  • ... verlockende Angebote - wer wird da nicht weich: Nein sagt, wer Präsident werden will ...
  • hochgeladen von Friedrich Schröder

Ich bin ganz sicher nicht ein Freund unseres Bundespräsidenten. Aber was die Springer Presse sich erlaubt, ist von Würde und Wahrhaftigkeit weit entfernt. Ich war lange Jahre Verantwortlicher für dicke Werbeetats. Unsere Kampagnen liefen als Anzeigen auch bei Springer. Das wurde belohnt, denn es flatterten Einladungen ins Haus. Zur Goldenen Kamera mit Übernachtung für zwei Personen im Berliner Adlon, zu Golfturnieren von Computer Bild, Sport Bild, Hör Zu, um nur einige Veranstaltungen des Hauses Springer zu nennen.

Diese Einladungen waren Elitetreffen von Managern der Werbung und von Marketing- und PR-Leitern aus der Industrie. Wenn es nach den Maßstäben des Hauses Springer ginge, dürfte keiner dieser Leute jemals das Amt eines Präsidenten anstreben, denn jeder Begünstigte könnte eine potenzielle Zielscheibe nicht nur der Hamburger Medien sein.

Ich würde heute jedem Etatmanager und jedem Politiker raten, Einladungen nicht nur von Springer nicht anzunehmen, so attraktiv oder prominent der Anlass auch sein sollte. Wer dennoch daran teilnimmt darf sicher sein, dass er gelistet ist.

Die hochkarätigen Events etwa von Springer wie Neujahrsempfang, Verleihung der Goldenen Kamera, etc. sind verlockend. Wer fühlt sich da nicht gebauchpinselt. Und doch – mit Blick auf das Wulff-Szenario wird einem schlecht bei soviel gedruckter doppelter Moral. In diesem Lichte betrachtet, dürfte ich nicht im Traum daran denken, einmal Bundespräsident zu sein, denn ich habe eine Reihe von Vorteilen genossen, an viele kann ich mich nicht mehr erinnern.

Die Vendetta gegen Wulff richtet sich eigentlich gegen das „System der Vorteilsverschaffer“, gegen die immer noch übliche Praxis von Kundenbindungprogrammen. Jeder Kandidat wird sorgfältig ausgesucht. Das macht aber nicht nur der Springer Konzern so, sondern das machen alle, die im einschlägigen Geschäft sind und Etats bekommen wollen oder behalten möchten.

Ich erinnere mich an eine Einladung aus dem Hause Springer zu einer BMW-Z3-Fahrt durch die Provence. Flug, Übernachtungen in First Class Hotels, Vollverpflegung – All Inclusive. Aus München wurden über zehn Z3 auf Sammeltransportern herangekarrt. Ein Motorsportteam von BMW hatte eine Rally durch die Provence ausgearbeitet. Über zwanzig Leute aus Werbung und Kundschaft nahmen teil. Eine Woche leben wie Gott in Frankreich, wer wird da nicht weich? Allerdings hatte ich mir die Reise von meinem Boss genehmigen lassen. So absurd das klingt, man hätte mir trotzdem Bestechlichkeit und Vorteilsnahme vorwerfen können.

Springer hat den ersten Stein geworfen. Es wird Zeit, dass zurückgeworfen wird. Wulff war zugegebenermaßen in vielen Fällen blauäugig. Aber vorsätzlich und berechnend dürfte er mitnichten gehandelt haben. Vorsätzlich und berechnend sind eher die Manager, die Kundenbindungsprogramme beschließen, bei denen Kosten keine "Rolex" spielen. Es freut mich, dass Günter Wallraff, der einmal „Maulwurf“ im Springer Konzern war, Christian Wulff beispielhaft zur Seite gesprungen ist.

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7 Kommentare

Friedrich, ich kann dir nur beipflichten und auch Rolfs Fragen sind berechtigt.
Wenn der Herr Wulff den Privatkredit in seiner Zeit als Minister- bzw. jetzt als Bundespräsident aufgenommen hätte, dann hätte man den ganzen Zirkus vielleicht noch nachvollziehen können. Aber wenn man bedenkt, dass die Dinge, um die es hier geht, z.T. Jahrzehnte zurück liegen, dann geht es doch eindeutig nur noch um die persönliche Demontage.

Im Übrigen kann man diese Praktiken der Medien auch anderswo sehr gut beobachten. Man denke mal z.B. an die Fußball-Bundesliga. Kläfft die eine Zeitung nach Entlassung eines Trainers, dann bellen die anderen auch und das solange, bis sie ihr Ziel erreicht haben.

Das unsere Medien nicht die Kronen der Moral auf haben, ist wohl klar.
Aber hat nicht Christian Wulff selbst die höchsten moralischen Maßstäbe postuliert, gegen die er mindestens in den letzten fünf Jahren selbst verstoßen hat. Auch ich musste mich während meiner beruflichen Laufbahn in allen Ebenen
an die Spielregeln halten. Vergleichen wir doch mal Christian Wulff mit Menschen wie die Kanzlerin Merkel, den ehemaligen Umweltminister Töpfer, Herrn Voßkuhle (BVerfG), Herrn Appel (DHL), Herrn Steinmeier (MdB), Herrn Lammert, ... u.s.w. ...!
Ich könnte noch viele Menschen nennen, um aufzeigen zu können, dass sie den
von Christian Wulff genannten moralischen Ansprüchen als BP entsprechen würden. Nur leider Christian Wulff selbst nicht. Das ist doch die eigentliche Tragik.

Moin moin, Herr Bady,

ich sehe durchaus die Ambivalenz zwischen Anspruch und Wirklichkeit. Es geht mir auch nicht darum, einseitig Partei zu nehmen. Mir geht es darum herauszuschälen, dass Vorsteilsnahme und Bestechlichkeit und Doppelmoral friedlich nebeneinander hergehen, bei uns quasi gesellschaftsfähig sind. Das Schlimme ist, das Gutmenschen oder knallharte Rechner das ausnutzen. Solange es nicht auffällt, interessiert es eigentlich keinen.

Es geht bei Wulff aber nicht darum, die Pressefreiheit zu verteidigen. Zu oft haben Journalisten auf dem Wege des investigativen Journalismus Sitte, Anstand und Privatsphären verletzt. Im Falle Wulf ist der Große mediale Wurf scheinbar nicht gelungen. Man versucht Kleinkram aufzublasen zu einer Staatsaffäre, die im Grunde eine Medienaffäre ist. Nichts, aber auch nichts kam geheimnisvoll und oft spekulativ verpackt heraus, was mich bewegen könnte, Herrn Wulff zu verurteilen.

Nicht das Privatdarlehen, nicht das zinsgünstige Ablösedarlehen, nicht das Spielzeugauto, das Bettina Wulff angenommen hat. Überdies sollten wir in unserer Geiz-ist-geil-Gesellschaft nicht so tun, als würden wir es nicht jeden Tag tun, nämlich nach Vorteilen zu suchen. Warum soll Frau Wulff das nicht auch tun.

Ich empfehle daher für die Zukunft, dass jede Assistentin, jeder Assistent von Präsidenten, Kanzlern, Ministern, Fraktionsvorsitzenden, Bürgermeistern in erster Linie Geschenklisten führt, perönliche Geschenke im Namen des Betroffenen ablehnt. Und wenn die Maschmeyers unserer Zeit, klammheimlich ein Buch sponsoren, dann sollen die es tun. Allerdings müssten die Verlage verpflichtet werden, solche Kampagnen von den Betroffenen freigeben zu lassen.

Mit freundlichen Grüßen

Friedrich Schröder

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