Klostermühle Lahde: kombinierte Wasser+Windmühle

Hereinspaziert, die Mühle ist offen...
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In Lahde (bei Petershagen) steht dieses Mühlengebäude welches ich am Mühlentag 2009 besuchte.
Die Windmühle wurde auf einer Wassermühle errichtet womit man 2 voneinander unabhängige Kraftquellen zum Mahlen nutzen konnte. Interessant auch das man hier nach 1950 Bohnen anstatt Mehl verarbeitete. Mehr dazu in der nachfolgenden Geschichte der Mühle.
Die Inneneinrichtung ist noch vollständig erhalten und unbedingt sehenswert.

... und nun zur Geschichte der Klostermühle Lahde:

Ursprung:
Die Klostermühle Lahde kann auf eine fast 700 jährige Geschichte zurückblicken. Erstmal urkundlich erwähnt wird sie 1292 als Wassermühle des Marienklosters Lahde. Später wird die Mühle Eigentum des Zisterzinerklosters Loccum bevor Sie dann 1876 in den Besitz unserer Familie übergeht. Nach einem Brand in der Wassermühle plante Carl Meyer die Mühle als kombinierte Wind- und Wassermühle wieder aufzubauen, um so unabhängiger vom Wasser mahlen zu können.
Wiederaufbau kombinierte Wind und Wassermühle
Für den Aufbau erhielt er erst nur eine Teilgenehmigung, nämlich den Wiederaufbau der Wassermühle, bis zur Höhe der jetzigen Galerie. Dort wurde der Antrieb mit vom Wasserrad mit 2 Mahlgängen eingebaut. Unter Auflagen (Aufbau einer Sichtblende, damit die Pferde nicht vor den Mühlenflügen scheuen) durfte er dann auch 1880 den restlichen Bau fertig stellen: den oberen Mühlenturm mit einer kompletten Mahlmühle für den Windantrieb. Das Besondere, weithin Einmalige der Lahder Klostermühle ist die Kombination von Wind auf Wassermühle. Sie erlaubte wechselweise den Einsatz von Wind- und Wasser aber in eiligen Zeiten auch den gleichzeitigen Einsatz. Durch die Wassermühle an dem niedrigen Platz musste die Windmühle als sehr hoher Holländer gebaut werden.

Mühlentechnik um 1900:
In der Windmühle war je ein Mahlgang mit Sichtvorrichtung für Weizenmehl fein und ein Mahlgang für Roggenmehl fein eingebaut. Unter anderem war noch ein Schälgang mit Grützemühle vorhanden. Hier wurde Gerste zu Graupel geschält und Grütze gemahlen. Im unteren Mühlenturm (Wassermühle) war noch ein Mahlgang mit Sichtvorrichtung (über groben Tuch= für Vollkornmehl grob oder Volkornschrot vorhanden. Der zweite Mahlgang dienste zum schroten von Futter für Schweine und Kühe. Alle Mahlgänge konnten mit Wasser oder Wind betrieben werden.

Mühlentechnik nach 1950:
Nach Kriegsende wurde die Mühle bis 1948 von Polen besetzt und die Innenausstattung fast komplett zerstört und als Brennholz verwertet. Auch historischen Dokumenten und Urkunden vernichtet. Sobald 1950 wieder Landmachinen erworben werden konnte, stattet Karl Meyer seine Mühle nach neusten technischen Gesichtspunkten aus. Es entstand ein modernes Mahlsystem mit Luftförderung und schützgesteuerten Maschinen. Allerdings wurden nun nicht mehr Getreide sondern Bohnen gemahlen. Aus den Bohnen entsteht Leimstreckmehl, welches zur Holzverarbeitung benötigt wird. Auch wenn die Mühle nicht mehr in Betrieb ist, stehen die Maschinen noch alle an Ort und Stelle zur Besichtigung.

Mühlentechnik Bohnenverarbeitung:
Auf dem Schrotgang wurden die Bohnen geschält / gerubbelt. Hierbei lösen sich die Schalen von den bohnen, welche mit einem Elevator (Becherwerk) auf dem Windsichter vom Kern getrennt werden. Über eine Hammermühle wird der Kern fein gemahlen und durch die Luftförderung über Abscheider und Zyklone den beiden Sichtern zugeführt. In den Sichtern wird das Mehl nach Feinheit sortiert. Das fertige Mehl läuft in den Mehlsammelbehälter und das grobe Mehl auf den ersten Walzenstuhl zurück, wo es mit den Walzen nochmals gemahlen, nach oben gefördert und wieder gesiebt und sortiert wird. In der gesamten Anlage werden Bohnen im ganzen 8 mal gemahlen bis der Kern vollständig aufgelöst ist.

Elektrizität:
1930 bekam die Mühle einen Anschluss an das Stromnetz und ist seitdem unabhängig von Wind und Wasser. Seit dieser Zeit wird auch der Windantrieb nicht mehr genutzt. Der Wasserantrieb blieb jedoch weiterhin eine wichtige Größe. 1955 musste das Wasserrad, ein seltenes Strauberad mit einem felgenartigen Reifen, der Turbine weichen. Mit der Turbine konnte man „Strom“ für den Mahlgang produzieren aber bei Überschuß auch Strom in das Netz einspeisen.

Denkmalpflege:
Bis 1980 besaß die Mühle weder Galerie noch Flügel, da diese ja während der Polenzeit als Brennholz genutzt wurden. Die Wiederaufbau ab 1950 beschränkte sich lediglich auf die Maschinen und Innenausstattung. 1980 wurde dann aber mit Hilfe des Mühlenvereins eine neue Galerie, Kopf und Flügen in einer großen Aktion wiederhergestellt.(Artikel Denkmalpflege) Während des großen Sturms 1992 brachen 2 Flügel ab. Einer landete direkt auf dem Hof, der andere bohrte sich durch die Galerie. (Fotos) Seit 1994 ist die Mühle in Ihrem jetzigen Zustand mit Flügeln und Galerie. Mühlentechnik Dinkel. Als zweites Standbein wurden in den neunziger Jahren eine Schälanlage für Dinkelweizen) in die Mühle eingebaut. Dinkel ist eine ursprüngliche Form des Weizens, zwar weniger ertragreich aber sehr gesund. (Zeitungsartikel)

Die Klostermühle heute:
Mit dem Tod von Karl und Luise Meyer ist die Mühle nicht mehr in Betrieb. Die 3 Töchter haben die Mühle erhalten, aber nicht zu Ihrem Beruf gemacht. Trotzdem kommen jedes Jahr viele Besucher, um die einzigartige Mühle mit der spannenden Geschichte zu besichtigen und zu erleben. Auch Sie sind herzlich eingeladen. Wir öffnen jeden Tag von 10.00 bis 18.00 Uhr die Mühlentüren, um Ihnen einen Einblick in die komplett ausgestattete Mühle zu geben. Oder kommen Sie einfach, um den herrlichen Blick von der Galerie zu genießen. Bei gutem Wetter können Sie problemlos das Kaiser-Wilhelm Denkmal sehen. Außerdem laden die „Marsch“ mit den kleinen Teichen und Wiesen zu einem Spaziergang ein.

Quelle:
http://www.klostermuehle-lahde.de/

Ich danke der Familie Laubmeyer für die freundliche Unterstützung bei der Erstellung dieses Berichts.

Bürgerreporter:in:

Dieter Goldmann aus Seelze

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