„Die Schatzinsel“ - Puppentheater im Georg-Büchner-Gymnasium in Seelze/Letter - Aktion Kulturreporter - (Fotos: Christel Wolter)

Piratengeschichten haben Kinder zu allen Zeiten fasziniert.
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Es gibt verschiedenste Möglichkeiten, eine spannende Geschichte in Szene zu setzen. Man kann sie in Buchform zu Papier bringen. Man kann einen Film darüber drehen. Oder aber kann man sie als Theaterstück aufführen. Und das Letztere haben die beiden Regisseure, Schauspieler, Synchronsprecher, Autoren, Puppenbauer - und noch viel mehr - Carsten Dittrich und Jan Mixsa getan. Sie haben die Schatzinsel auf die Kleinbühne gebracht und sie mit Handpuppen vorgetragen.

Und wie sie das gemacht haben! Allein die Puppen mit ihren zerknautschten Gesichtern und unterschiedlichsten Charakteren sind ein Genuss. Natürlich der junge Jim Hawkins, dem in der Seefahrerspilunke „Admiral Bembow“ durch den einstigen Piraten Bill Bones, der dem Rum mehr zugetan ist als allem anderen und der ihm schließlich den Garaus macht, rein zufällig eine Schatzkarte in die Hände fällt. Dr. Livsey, dem sich Jim anvertraut, der ihn unterstützt und der ein Segelschiff, die Hispaniola, anheuert, mit dem sie das große Abenteuer Schatzsuche bestehen wollen. Der Kapitän dieses Segelschiffes, Kaptain Smollet, der mit seinem schwäbischen Dialekt, der so gar nicht zu den großen Weltmeeren passen will und seiner Vergesslichkeit für Orientierungslosigkeit in der endlosen Weite des Ozeans sorgt. Weder mit dem Sextanten, noch mit Kompass, noch mit dem „Echolot“, bei dessen Einsatz er vergeblich auf ein Echo wartet, kommt er klar. Aber irgendwie findet die Hispaniola dann schließlich doch ihr Ziel, ein tropisches, menschenleeres Eiland. Menschenleer? Nicht ganz. Denn dort geistert ein alter Seemann mit strubbeligen seit Jahrzehnten ungekämmten Haaren herum. Natürlich ist das Ben Gunn, den der alte Flint damals zusammen mit dem Schatz auf der Insel zurückgelassen hat. Und so wirr Ben Gunn auch ist, so weiß er doch, wo der Schatz versteckt ist.
Und dann ist da noch die stärkste Figur des Stückes. Natürlich, wie soll es auch anders sein, ist es der einbeinige Schiffskoch Long John Silver, der Anführer der Piraten. Er führt seine zwielichtigen Kumpels zur Meuterei, um ebenfalls in den Besitz des Schatzes zu gelangen. Doch am Ende siegt natürlich das Gute mit Jim Hawkins und seinen Gefährten. Alles nimmt ein glückliches Ende, und Long John Silver guckt dumm aus der Wäsche.

Jan Mixsa und Carsten Dittrich verstehen es hervorragend, diesen Figuren Leben einzuhauchen, ihnen mit ihren verschiedensten Charakteren völlig unterschiedliche Stimmen zu geben und sofort, wenn immer es sein muss, in andere Rollen zu schlüpfen, was in Windeseile geschehen muss. Und das ist sicher alles andere als einfach. Doch man merkt sofort, dass hier Profis am Werk sind. Ob Möwengeschrei, ob ein tosender Sturm, ob Inselatmosphäre mit der Geräuschkulisse eines tropischen Urwalds, oder aber das Rauschen der Wellen. Sie machen alles so gut nach, dass man sich bestens in das Stück hineinversetzen kann.

Und natürlich nehmen sie die Geschichte von Robert Louis Stevenson nicht wortwörtlich. Mit abgekürzter, etwas abgeänderter Story wird sie erzählt. Anders ist das in einer Stunde auch gar nicht möglich, denn alles andere wäre für Kinder in diesem Alter - denn die meisten von ihnen waren wohl aus dem Kindergarten oder den ersten ein, zwei Klassen - zu lang. Doch nicht nur die Kinder hatten ihren Spaß daran. Deren Eltern, oder die alleinerziehenden Mütter und Väter, so die Darsteller, die auf diese Weise etliche Spitzen verteilten, mindestens genauso. So war von Klamauk für die Kleinen bis hin zu spitzfindigen, witzigen Einfällen und Dialogen für die Großen alles vertreten. Und es war herrlich dabei zuzuschauen, wie sich die Kinder kaputtlachten. So zum Beispiel als Jims Mutter diesem auftrug von der großen Schatzsuche eine Tüte Milch mitzubringen, die er am Ende dann doch vergessen hatte. Als sie mit Spucke im Taschentuch seine Schnute abputzen wollte, um ihn für die große Reise fein zu machen und er darüber entsetzt war. Als zu den Weiten des Ozeans die Melodie aus den Weiten des Weltraums, die von Raumschiff Enterpriese, zu vernehmen war. Als Tim von der Insel seine Mutter anrufen wollte, um dann festzustellen, dass das Telefon noch gar nicht erfunden war und jemand rief, dass er dann doch eine SMS schreiben solle. So und in dieser Art wurde das Stück zeitgemäß aufgepeppt, und das sorgte immer wieder für viel Gelächter und Erheiterung.

Für die Kinder Spannendes, für alle Altersgruppen jede Menge Witziges, vor allem auch die mit viel Liebe gearbeiteten Handpuppen, und erst recht deren Darstellung sorgten für einen vergnüglichen Freitag-Nachmittag im Georg-Büchner-Gymnasium. Und so manche dabei gewesenen Kinder, Mütter oder Väter werden sich das Buch vielleicht noch einmal zur Hand nehmen und die abenteuerliche Geschichte nachlesen, wie sie sich in der Phantasie von Stevenson wirklich abgespielt hat. Denn nicht nur das Internet oder das iPad können Spaß machen, sondern es kann tatsächlich auch Freude machen, ein richtiges Buch in der Hand zu halten.

Bürgerreporter:in:

Kurt Wolter aus Hannover-Bemerode-Kirchrode-Wülferode

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