Auf Fels gebaut…

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.. ist die Obentraut-Kapelle in jedem Sinn.
Auf dem Tag genau vor 50 Jahren wurde sie der Gemeinde übergeben. Damals wie heute, das konnte man auf den vielen Bildern im Dorfgemeinschaftshaus später sehen, war die Kapelle bis auf den letzten Platz besetzt. Beim 50-jährigen Jubiläum saßen sogar einige Gottesdienstbesucher draußen, einige sogar im leichten Nieselregen, als der Kirchenchor begleitet von Pjotr Gudel an der Orgel den Gottesdienst mit „Morgenlicht leuchtet“ begann. Pastor Nikolaus Kondschak leitete diesen Gottesdienst und freute sich über eine Predigt des erst einige Monate eingeführten Superintendenten Karl-Ludwig Schmidt. Und seine Predigt hatte sehr persönliche Momente: Angelehnt an einen Text Salomons bekannte er, dass eine Kirche für ihn „ein Ort ist, an dem der Himmel sich für ihn öffnet.“ So stellte er auch die Frage, ob wir nicht alle Kirchen verkaufen können und in irgendwelchen Sälen Gottesdienst feiern können? Aber es folgte auch sofort die Antwort: Kirchen sind mehr als ein Versammlungsort! Man kann sie nicht einfach nur wirtschaftlich betrachten. Kirchen helfen uns, ergriffen von Gottes Wort und Glanz zu sein. Sie sind äußeres Zeichen für jeden, der sich auf Gottes Wort einlässt. Sie helfen gerade heute Menschen auf der Suche nach Halt.
Der Kirchenchor bekräftigte dieses mit einem ergreifenden Halleluja.
Vor der Obentraut-Kapelle erwartete Michel von Obentraut - alias Rainer Künnecke - „persönlich“ alle Gottesdienstbesucher und bekannte, dass er nicht wüsste, warum die Kapelle seinen Namen trägt. Auf dem Dorfplatz erzählte von Obentraut ein wenig über Döteberg und den Bezug auf seine Geschichte. Dann ging es ins Dorfgemeinschaftshaus.
Hier begrüßte noch einmal der Kirchenchor die Gäste und Angela Nienburg, die Vorsitzende des Kirchenvorstandes freute sich nicht nur über viele Gratulanten und Wolf Onnasch, den langjährigen, ehemaligen Organisten und Kirchenvorstandsvorsitzenden, sie konnte auch zahlreiche Gratulationen entgegennehmen. Ortsvorsteher Heinrich Meier erinnerte daran, dass die Kirchengemeinde das Grundstück von Landwirt Heinrich Volker geschenkt bekam und, dass man sich so etwas heute kaum noch vorstellen kann. Auf die Besonderheiten dieser Kapelle erinnerte Heinrich Meier: Jesus über dem Altar, der nicht als Gekreuzigter dargestellt ist, die afrikanische Schnitzerei, die 285 Jahre alte Glocke der Kapelle, die aus dem Hamburger Hafen nach dem Krieg geholt wurde, die Töpferarbeit von Anna Wollmann und auch das Wappen des Michael von Obentraut über dem Eingang. Und er endete nicht, ohne indirekten Bezug auf die Predigt von Superintendent Karl-Ludwig Schmidt zu nehmen: „Wir möchten sie bitten, sich auch weiterhin dafür einzusetzen, dass wir unseren Glauben noch lange in unserer Kapelle leben können.“ – und welchen wesentlichen Teil zum Zusammenwachsen des Dorfes die Kirche beigetragen hat.
Nun war es nicht nur Zeit, Magenstärkung in Form vieler verschiedener Genüsse – Erbsensuppe, Salate, Würstchen, Kuchen, Torten, Obentraut-Wein, nur als wenige Beispiele – vorzunehmen. Im Hintergrund konnten viele Fotos aus verschiedenen Jahreszeiten und von den unterschiedlichsten Gottesdiensten betrachtet werden. Die Feuerwehr-Kapelle aus Harenberg lockte nun die Besucher auch wieder nach draußen, wo das Wetter auch dazu verleitete, den ausgestellten Traktoren des Vereins „Historische Machinen Seelze e.V.“ einen Besuch abzustatten. Die Krönung dieses Jubiläumsgrußes war der am Dorfgemeinschaftshaus vorbeifahrende Lanz Bulldog. Und es gab noch eine Besonderheit. Bevor Saxofresh die Feuerwehr-Kapelle ablöste, konnten sie gemeinsam genossen werden. Und da sagten alle Musikkenner unter den Gästen, dass nicht nur das sehr saubere Spiel der 4 Saxofonisten begeisterte, das gemeinsame Spiel wurde einfach genossen. Inzwischen waren viele junge Besucher mit einem Ratespiel im Dorf unterwegs oder entließen einen der zahlreichen Luftballons in den grauen aber manchmal auch blauen Himmel. Es hatte auch die Zeit der Geschichten begonnen. Das war nicht zuletzt ausgelöst durch einen ca. 20 minütigen Vortrag des Stadtarchivars Norbert Saul. Er erinnerte daran, dass schon vor dieser Kapelle hier eine "Kirche" gestanden hat. Sein Vortrag begann Mitte des 8. Jahrh. und der Missionierung, aus der der Bau einer kleinen Kapelle in Döteberg vor ca. 1200 hervor gegangen ist. Damals gehörte sie sicher zur Stiftskirche in Wunstorf. Erst mit dem Entstehen fester Kirchen, wie dem Vorgängerbau von St. Martin in Seelze gab es eine Verbindung nach Seelze.
Aber auch der Archivar nahm eine Neuigkeit aus den vielen Geschichten, die sich seinem Vortrag anschlossen und zum Teil auch durch die Bilderausstellung ausgelöst wurden, mit: Der Kirchhügel ist im 2. Weltkrieg mit einem Bunker für ca. 30 Menschen ausgestattet gewesen. Spuren gibt es heute nicht mehr davon, aber Erinnerungen. So blieb auch im Raum stehen, ob für das Kirchengrundstück nicht doch etwa 3 DM gezahlt worden sind.
Kein gewöhnliches Kirchenfest – logisch bei einer so engagierten Kirchen- und Dorfgemeinschaft.

Bürgerreporter:in:

Evelyn Werner aus Seelze

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