VDI nachrichten: Karriereberatung für einen Prof. - nach dessen Fehler - durch Herrn Heiko Mell

Kariereberatung durch die VDI nachrichten vom 7. Mai 2021: https://www.vdi-nachrichten.com
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Reaktion.

Karriereberatung auf Frage 3.124,
VDI nachrichten Nr. 18/19/2021 vom 7. Mai 2021 auf Seite 37

Die VDI nachrichten - mit dieser Karriereberatung - als E-Paper

Sehr geehrter Herr Mell,

vielen Dank für Ihre Antwort an den Herrn Prof. an der FH in X und mit Lehraufträgen in Y:
Sie gehen mit dem Herren deutlich zu nachsichtig (neudeutsch: zu soft) um.

Dieser Herr hat eine volle Professur in X, zusätzlich hat er mehrere Lehraufträge in Y. Wie geht das? Gar nicht.
Aus meiner eigenen Professur an einer FH kann ich von einer recht guten Auslastung berichten, da ich meine Aufgabe und(!) die Studierenden ernst genommen habe.

Eine zusätzliche Lehrtätigkeit mit mehreren(!) Lehraufträgen einschließlich der dazugehörigen Vor- und Nachbereitungszeit, der Klausurkorrektur sowie der Reisetätigkeit ist da nicht mehr drin: Der Herr Kollege hat seine - gut bezahlte und gut abgesicherte - Aufgabe nicht nur nicht ernst genommen, er hat sie missachtet, genau so wie er die Studierenden und ihre Bedürfnisse nach Lernen und gerechter Beurteilung missachtet hat.

Er, als angebliche Führungskraft und als Leitbild, hat sich einfach übernommen, er war nicht fähig, seine eigene Aufgabe ernst zu nehmen bzw. seine Arbeitszeit richtig einzuschätzen und somit sicher durchzuführen: Erschreckend, was da für ein Kollege in der Lehre unterwegs ist.

Und die Lehraufträge? Braucht er die fürs Geld? Nein, wenn ja, wäre es eine weitere Fehleinschätzung seiner Person. Braucht er sie fürs Ego? DAS wäre noch erschreckender. Dann bleiben wohl nur die Argumente ""eigene Fehleinschätzung" und/oder "Inkompetenz im Lehrauftrag / in den Lehraufträgen".

Und so kam es, wie es - vorhersehbar - kommen musste: Wegen Überlastung schafft er nur noch eine flüchtige Klausurdurchsicht, und "übersieht" dabei mal eben eine ganze Aufgabe. Eine bekannte Wirkung solcher Fehler: SO verbaut man(n) jungen Menschen Berufschancen, lebenslang. Durch ungerechtfertigt vergebene zu schlechte Noten

Und dann reagiert er auch noch in einem pampigen Antwortbrief, als eine junge Studentin sich beschwert, er, als gestandene Persönlichkeit? Als Leitbild? ... Ich kenne solche Fälle, dass studierendenferne Kollegen m/w/d so reagieren, "ex cathedra", hochnäsig und absolut erkenntnis-resistent gegen eigenen Fehlern und gegenüber dem eigenen Verhalten.

Daher ist Ihr Antwortweg falsch:
Richtig ist es, diesem Kollegen massivst den Kopf zu waschen und so zu versuchen, ihn zu einem Nachdenkprozess über seine eigentliche Aufgabe und seine derzeitigen Verhaltensweisen zu motivieren. Es könnte gelingen.

Auch Ihr Vorgehen zum Antwortbrief ist verkehrt:
Sie schreiben einen Musterbrief an eine junge (unerfahrene) Studierende, die sich - wie oben beschrieben - zu Recht um Ihre Karrierechancen gebracht fühlt: Dieser Weg ist falsch.
Der richtige Weg ist, für den Herrn Kollegen Professor einen Musterbrief zu schreiben, in dem er eindeutig seinen massiven Fehler mit gegebenenfalls lebenslanger Karriereauswirkung eingesteht, und in dem er die jungen Leute weiter zu kritischem, selbstbewusstem Umgehen mit der "Obrigkeit" auffordert, anstatt sie einzuschüchtern. Und dass er sich - zur Konzentration auf seine Hauptaufgabe an der Hochschule X - von seinen Lehraufträgen an der Hoschule Y asap (as soon as posible!) trennen möge.

Ich schlage vor, dem Kollegen, der die Frage 3.124 gestellt hat, meine Antwort an Sie zu übermitteln.

Abschließend merke ich an, dass natürlich auch die Leitung der Hochschule X, die die mehreren Lehraufträge ja genehmigt haben muss, in sich gehen kann: Vertragen sich mehrere(!) Lehraufträge an der Hochschule Y eigentlich noch mit der Pflichterfüllung an der eigenen Hochschule X, die ihn ja - auch - bezahlt und für seine luxuriöse Altersversorgung als Landesbeamter gerade steht???

Ich freue mich auf Ihre Stellungnahme
und verbleibe bis dahin
mit freundlichen Grüßen

Prof. Dr.-Ing. Reinhard Spörer

Ausgezeichnet von UNICUM in Kooperation mit dem VDI
im Wettbewerb "Prof. des Jahres" in der Sparte
"Besondere Verdienste als Wegbereiter für Karrieren"

Bürgerreporter:in:

Reinhard Spörer aus Langenhagen

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