Wer nicht weiß, wohin er im Ukrainekrieg will, braucht sich nicht wundern, wohin er kommt

Foto: Pixabay

Ging es aus Putinscher Sicht zu Beginn des Ukrainekrieges vordergründig um eine angebliche Entnazifizierung der Ukraine und dem Schutz der russischstämmigen Bevölkerung, Begründung für eine prophylaktische "militärische Spezialoperation", so wurde die eigentliche Absicht, die Ukraine zu unterwerfen und dem russischen Territorium einzuverleiben, mit der Zeit immer deutlicher. Über das Stadium der Vorstellung eines russischen Vasallenstaates Ukraine ist die russische Seite längst hinaus. Medwedew, vier Jahre Staatspräsident Russlands als Platzhalter für Putin, spricht da eine deutliche Sprache. Es geht um die Auslöschung eines souveränen Staates namens Ukraine, ein grober Verstoß gegen das Völkerrecht und verschiedene Verträge.

Der Westen ist der Ukraine zu Hilfe gekommen, der Krieg bleibt so in der Schwebe, dennoch mit Vorteilen für Russland, das inzwischen weite Teile der Ukraine, so groß wie die Niederlande und Belgien zusammen, besetzt hat und für sich beansprucht. Ukraine darf den Krieg nicht verlieren, Russland darf ihn nicht gewinnen, ziemlich hohle Phrasen ohne wirkliche Zielvorstellung.

Die Ukraine hat eine Zielvorstellung: Zurückwerfen der Russen, Wiedergewinnung der seit dem 24.Februar besetzten Gebiete, darüber hinaus die Wiedergewinnung der Separatistengebiete in den Oblasten Donezk und Luhansk und die Wiedergewinnung der Krim.

Vom Westen ist dazu nichts Nennnenswertes zu hören, weder Zustimmung noch Ablehnung. Stattdessen schwadroniert man über einen EU-Kandidatenstatus und bleibt nicht kriegsentscheidend in einem Lavieren zwischen Waffenlieferungen und Waffenlieferungsankündigungen. Der Westen will schließlich keinen Weltkrieg, den nur Putin, ohnehin als imperialistischer Aggressor entlarvt, entfesseln würde, wenn er sich in die Enge gedrängt fühlen würde. Macron weiß, warum er vor einer Demütigung Putins warnt, so lächerlich das auch gegenüber einem Aggressor ist. Irgendwie ein Kniefall. Damals wäre niemand von den Alliierten auf die Idee gekommen, vor einer Demütigung Hitlers zu warnen, aber Hitler hatte nicht die Option eines Atomkriegs - glücklicherweise.

Politik ist ein schwieriges Geschäft. Zielvorstellungen versperren natürlich die ein oder andere Option. Jedenfalls laviert der Westen bei allen Solidaritätsbekundungen gewaltig, will sich nichts vorwerfen lassen und ist offenbar beseelt von der Hoffnung, dass irgendwo ein Silberstreif am Horizont auftaucht, der wieder erfolgreiche Diplomatie ermöglicht, gegen die sich Russland derzeit immer noch resistent zeigt. Aber wo soll die Diplomatie enden? Damit wäre man wieder bei der Frage nach den Zielvorstellungen.
In der Pädagogik gilt die "Weisheit":
Wer nicht weiß, wohin er will, braucht sich nicht wundern, wohin er kommt.

Bürgerreporter:in:

Helmut Feldhaus aus Rheinberg

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