Ukrainekrieg - nix mit Weltkrieg, aber wo sind zielführende Strategien, die zum Frieden führen, und von wem sind diese zu erwarten? Einige Gedanken dazu

Das Schlimmste wäre natürlich ein sich aus dem Ukrainekrieg entwickelnder Dritter Weltkrieg, der von russischer Seite nur atomar geführt werden könnte. Aber solange Russlands Führung nicht selbstzerstörerisch durchdreht, das zu verhindern die autokratischen Strukturen des Landes allerdings alles andere als eine Gewähr sind, wird diese die Finger von einem Erstschlag lassen. Und für den Westen mit seinen Kontrollinstanzen ist ein Atomkrieg ohnehin keine Option, nicht nur, weil er nicht angegriffen wird. Ein atomarer Weltkrieg kann als äußerst unwahrscheinlich betrachtet werden.

Der Ukrainekrieg wird ein regional begrenzter Krieg bleiben, der sich auch in Zukunft fast ausschließlich auf ukrainischem Boden abspielt und mit konventionellen Waffen geführt wird. Russland als Aggressor gegen die Ukraine, und diese mit einem großen Rest der Welt im Rücken. "Russland darf den Krieg nicht gewinnen" vs. "Die Ukraine darf den Krieg nicht verlieren" hallt es durch politische Kreise des Westens und man streitet, was das jeweils heißt und für die Agenda bedeutet. Man unterstützt weiterhin die Ukraine, die einen mit stark angezogener, die anderen mit weniger stark angezogener Handbremse. 

Luft für weitere politische Überlegungen schaffen ein teurer Abnutzungskrieg und ein Stellungskrieg wie zeitweise im Ersten Weltkrieg. Aber währenddessen sterben Menschen und wird vieles zerstört.

Würde Putin seine Armee zurückziehen, zumindest den Status vom 23.Februar wieder herstellen, sieht man von der inzwischen verbrannten Erde mit zahlreichen Toten ab, würde der Westen, vermutlich auch die Ukraine, jegliches militärisches Engagement einstellen. Auf einen Rückzug Putins deutet aber nichts hin, zumal er im Osten der Ukraine im Vormarsch ist.

Würde der Westen seine Hilfe einstellen und/oder die Ukraine ihre Waffen schweigen lassen, würde Putin das russische militärische Engagement kaum einstellen und die gesamte Ukraine einzunehmen gedenken. Die Option eines russischen Vasallenstaates dürfte angesichts des vergeblichen Feldzugs gegen Kiew für Putin gegenstandslos geworden sein, stattdessen wäre die Einverleibung des ukrainischen Territoriums in die Russische Föderation nur folgerichtig für Putins Denken.

Zwei Fragen:
1. Welche Seite wird zuerst niedergerungen und gilt als Verlierer des Krieges?
2. Welche Seite gibt als erste klein bei?   

Zu 1: Die Antwort darauf kann nur das Kräfteverhältnis geben, und ohne militärische Unterstützung des Westens wird sich das schnell zugunsten der Putinschen Armee verschieben. Zugunsten der ukrainischen Armee kann sich das Kräfteverhältnis nur durch eine Intensivierung der westlichen Waffenlieferungen verschieben, der Putin allerdings noch mit einer Generalmobilmachung begegnen könnte. Materialschlachten ungeahnten Ausmaßes mit viel Tod und Zerstörung könnten erwartet werden. Man (außer Putin, für den andere Maßstäbe gelten) steckt in einem fürchterlichen Dilemma angesichts eines aggressiven Diktators.
Letztendlich bleibt die Frage 1 beim jetzigen Stand des Diskurses offen. Eine weitere denkbare, aber waghalsige und deshalb nicht diskutierte Möglichkeit, den Krieg zu entscheiden, wäre natürlich, ich wage es kaum auszusprechen, wenn Natotruppen den Ukrainern auf ihrem Territorium zu Hilfe kämen. 

Zu 2:  Putin wird nicht klein beigeben, solange sich der Krieg auf ukrainischem Boden abspielt. Nichts deutet auf ein Ende der militärischen Spezialoperation hin trotz der großen russischen Verluste und der westlichen Wirtschaftssanktionen, die sich bisher nicht als scharfes Schwert erwiesen haben, zumal dieses Schwert Bumerangcharakter beweist.
Also bleibt nur noch das Hissen der weißen Flagge der Ukraine und des sie unterstützenden Westens. Gäbe da der Klügere oder der Dümmere nach? Der Krieg könnte schnell ein Ende finden, ukrainisches Territorium würde russisches, der größte Teil der Ukrainer würde sich eine neue Heimat in anderen Ländern suchen müssen. Die Ukraine gäbe es nicht mehr.
Alles scheiß schwierig.

Bürgerreporter:in:

Helmut Feldhaus aus Rheinberg

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